Klappentext:
Herr Lothar sagt: "Du kannst einfach alles schaffen,
wenn du ein himmelblaues Fahrrad hast." Aber dann passiert etwas Dummes.
An einem heißen Sommertag genießt Herr Lothar ein kühles Bad im Fluss. Als er
an Land kommt, steht dort nur noch sein himmelblaues Fahrrad. Alle Kleider sind
verschwunden und auch die Tüten, in denen sein ganzer Besitz war. Was nun? Herr
Lothar hat nämlich kein Zuhause, wo er sich neue Kleider holen könnte. Geld hat
er auch keins. Aber er findet Freunde - wie zum Beispiel Fliege, der keine Lust
auf Schule hat. Oder traut er sich nur nicht mehr hin?
Auch Kinder haben Fragen zu schwierigen Themen wie Obdachlosigkeit und
Schulverweigerung. Diese Fragen verdienen glaubwürdige Antworten und Bücher,
die das Gespräch eröffnen:
"Eine ganz besondere Geschichte, in der das Vertrauen und der Glaube an
das Gute zwischen den Zeilen hindurchschimmert wie wärmende Sonnenstrahlen
mitten im Winter."
(Antje Tresp-Welte; Lehrerin im Jugendwerk Gailingen)
Gefördert mit einem Arbeitsstipendium des Förderkreises Deutscher
Schriftsteller in Baden-Württemberg
Erhältlich bei:
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Herr
Lothar fährt jeden Tag mit seinem himmelblauen Fahrrad durch die Stadt. Am
Fahrradlenker hängen zwei mittelgroße Plastiktüten. Darin ist alles, was Herr
Lothar zum Leben braucht:
Etwas
zum Trinken und etwas zum Essen, eine Jacke für Regenwetter und ein Schal für
kalte Tage. Eine karierte Decke zum Schlafen und ein Buch zum Lesen. Eine
Schnur, denn eine Schnur kann man immer gebrauchen. Flickzeug für das Fahrrad,
ein Löffel und eine Gabel, ein Teller
und eine Tasse und ein Taschenmesser mit Schere und Schraubenzieher.
Herr
Lothar hat auch schon probiert, seinen ganzen Besitz in zwei kleine
Plastiktüten zu packen – aber da passte nicht alles rein, was er braucht. Einmal,
so ungefähr vor einem Jahr, hatte er sehr viel zum Essen geschenkt bekommen,
und ein paar fast neue Kleidungsstücke noch dazu. Damals brauchte er zwei große
Plastiktüten, um alles zu verstauen. Aber mit so viel Gewicht am Lenker war das
himmelblaue Fahrrad furchtbar wackelig. Also verschenkte Herr Lothar alle
überflüssigen Dinge und fuhr wieder los.
Mit
zwei mittelgroßen Plastiktüten am Lenker – nicht zu groß und nicht zu klein.
Gerade richtig.
Eigentlich
ist Herr Lothar zufrieden.
Aber
…
Der
Sommer ist in diesem Jahr ziemlich heiß. Schon morgens knallt die Sonne auf den
Asphalt und macht das Fahrradfahren zu einer mühsamen Sache.
Herr
Lothar krempelt sich die Hosenbeine hoch. Er bindet sich sein Taschentuch mit
vier Zipfelknoten als Sonnenschutz um den Kopf. Schließlich zieht Herr Lothar
sogar sein Hemd aus. Aber da bekommt er einen Sonnenbrand. Also zieht er das
Hemd wieder an.
Er
setzt sich unter einen Baum in den Schatten. Unter dem Baum liegt ein großer
schwarzer Hund. Der Hund hechelt laut in der Hitze und seine rosafarbene Zunge
hängt ihm weit aus dem Maul.
„Heiß
heute“, sagt Herr Lothar zu dem Hund. „Viel zu heiß zum Fahrradfahren.“
„Ich
habe eine Idee“, antwortet der Hund. „Komm doch mal mit.“
Herr
Lothar steht auf. Er schiebt sein Fahrrad. Na klar, bei dieser Hitze kann er
nicht fahren und seinen Freund, den Hund, nebenherlaufen lassen. Das wäre ziemlich
rücksichtslos. Der schwarze Hund weiß genau, wo er hinwill und schon kurze Zeit
später stehen sie am Flussufer.
„Hier
kann man sich gut abkühlen“, sagt der Hund zu Herrn Lothar. „Flaches Ufer,
keine Steine, die in die Fußsohlen piksen. Das Wasser ist auch nicht besonders
tief. Auch für Nichtschwimmer prima geeignet.“
Dann
stürzt sich der große schwarze Hund ins Wasser, aber Herr Lothar zögert. Er
kann nicht besonders gut schwimmen, nur etwas Brustschwimmen und manchmal lässt
er sich auf dem Rücken treiben. Aber, wie gesagt, das Wasser ist nicht tief.
Und der Hund kann auch nur Hundekraul. Wegen seiner Schwimmkünste macht sich
Herr Lothar also keine Sorgen.
Es
ist etwas Anderes. Es ist nämlich so …
Ehrlich
gesagt, Herr Lothar schämt sich, es zuzugeben: Es ist seine Badehose … Herr
Lothar mag seine Badehose nicht. Es ist eine ausgesprochen dämliche Badehose.
Noch nicht mal anschauen mag er sie und er hat sie ganz nach unten in eine der
Plastiktüten verbannt. Vielleicht wäre es sogar besser, nackt zu schwimmen als
mit dieser Badehose? Aber nein, das geht nicht. Herr Lothar kann unmöglich
nackt schwimmen. Selbst der große schwarze Hund schwimmt nicht nackt. Der hat
immerhin sein Fell an.
Herr
Lothar setzt sich auf einen Stein ans Ufer.
Gerade
eben spürt er, wie er anfängt, unglücklich zu werden. Nicht so richtig
unglücklich; aber es ist so der Anfang von einem unglücklichen Gefühl.
Herr
Lothar möchte so gern glücklich sein, aber …
„Komm
doch rein. Es ist herrlich!“, japst der Hund.
„Moment
mal“, sagt Herr Lothar und kramt in seinen beiden mittelgroßen Plastiktüten
herum. Manchmal findet er dort sogar Dinge, von denen er vergessen hat, dass er
sie besitzt.
„Ich
müsste mal wieder aufräumen“, seufzt er und zieht eine Packung mit völlig zerkrümelten
Keksen heraus. Aber eigentlich sind die Kekse immer noch gut genug, um damit
seine Freunde, die Vögel im Park, zu füttern. Also wirft Herr Lothar die
Kekskrümel nicht weg. Er sucht weiter und findet schließlich nicht nur seine
dämliche Badehose, sondern sogar noch etwas Anderes, was er gut gebrauchen
kann.
„Ich
komme gleich“, ruft er dem großen schwarzen Hund zu und verschwindet hinter
einem Busch. Dort raschelt es eine Weile; die Zweige bewegen sich. Dann fliegt
ein Hemd im hohen Bogen in den Sand. Dann fliegt eine Hose im hohen Bogen in
den Sand.
Als
Herr Lothar schließlich rauskommt, trägt er eine pinkfarbene Badehose, die mit
giftgrünen Blumen verziert ist und auf die Nase hat er sich eine riesige
schwarze Sonnenbrille gesetzt. Da muss der Hund auf einmal lachen. Er will aber
nicht unhöflich sein, also taucht er unter, damit Herr Lothar sein Lachen nicht
hört. Dabei bekommt er Wasser in die Nase, muss fürchterlich niesen und taucht
wieder auf.
„Du
lachst mich doch nicht etwa aus?“, fragt Herr Lothar.
„Nein,
nein“, prustet der Hund. „Ich habe nur Wasser in die Nase bekommen. Kommst du
jetzt endlich rein?“
„Einen
Moment noch“, sagt Herr Lothar. Denn zuerst muss er seine Kleider ordentlich
falten und das Fahrrad anbinden, damit es nicht umfällt. Man weiß ja nie. Vielleicht
gibt es ein kleineres Erdbeben, während Herr Lothar im Wasser ist, und das
Fahrrad fällt um und ist kaputt.
Sicherheitshalber
bindet Herr Lothar das Fahrrad mit seiner Schnur an einem Baum fest.
Schiffer-Spezial-Knoten. Fast unmöglich, wieder zu lösen, ohne sich die Finger
dabei zu brechen. Herr Lothar weiß natürlich,
wie er den Knoten mit einem Griff wieder aufbekommt; bei Spezial-Knoten ist er
Experte.
Dann
rennt er, ohne sich abzukühlen, ins Wasser.
„Ich
komme“, ruft er und spritzt Wasser auf den großen schwarzen Hund. Der Hund
versteht Spaß und spritzt zurück. Jetzt kann Herr Lothar durch seine
Sonnenbrille fast nichts mehr erkennen.
Dann
schwimmen sie um die Wette und der große schwarze Hund gewinnt. Aber nur ganz
knapp.
Dann
tauchen sie und beobachten die kleinen Fische, die zwischen den Steinen herumwuseln.
Herr
Lothar kann die Luft besser anhalten als der große schwarze Hund, und seine
Sonnenbrille funktioniert unter Wasser fast wie eine Taucherbrille.
Leider
kann sich Herr Lothar nicht mit den kleinen Fischen unterhalten. Immer, wenn er
es versucht, kriegt er Wasser in den Mund und dann kommen nur Luftblasen
heraus. Die kleinen Fische finden das lustig und lachen
ein bisschen. Es ist nicht so, dass sie Herrn Lothar auslachen, sie lachen nur
in aller Freundschaft, weil sie es witzig finden, wie Herr Lothar immer wieder
dicke runde Luftblasen nach oben blubbern lässt.
Dann
erzählen die kleinen Fische Herrn Lothar von ihrem Leben im Wasser, zwischen
den Steinen und dass sie aufpassen müssen, wegen der großen Fische. Große
Fische fressen nämlich kleine Fische.
Herr
Lothar nickt. Dieses Problem kennt er sehr gut. Große Autos, zum Beispiel
Lastwagen, sind für Herrn Lothar mit seinem himmelblauen Fahrrad schon oft
gefährlich geworden. Herr Lothar fühlt sich manchmal auch wie ein kleiner
Fisch, wenn er zwischen großen Autos und LKWs unterwegs ist. Das versucht er
den Fischen zu erklären, aber dann hat er den Mund wieder voll mit Wasser und
die kleinen Fische kichern leise. Unter Wasser klingt das wie das Läuten von
kleinen Silberglöckchen.
Herr
Lothar taucht auf, legt sich auf den Rücken und lässt sich ein kleines Stück
flussabwärts treiben. Weit, weit hinten schwimmt sein Freund, der große
schwarze Hund.
„Tschü-hüss“,
ruft der Hund. „Ich muss weiter. Wir sehen uns morgen.“
„Ja,
tschüss“, ruft Herr Lothar. „Bis morgen.“
Herr
Lothar ist glücklich. Aber …
Digital bei BoD reinblättern: https://www.bod.de/booksample?json=http%3A%2F%2Fwww.bod.de%2Fgetjson.php%3Fobjk_id%3D3150954%26hash%3Dd2e824bff73a03ea914d14ff87beea41
Angaben zur Autorin:
Ulrike Blatter
arbeitete als Ärztin und Psychotherapeutin mit Kindern und Jugendlichen in
Deutschland und Bosnien. Seit vielen Jahren setzt sie sich aktiv für
Leseförderung bei Kindern ein. Herr Lothar ist eine Erfindung ihrer Tochter,
die viele Fragen hatte, als die Familie ein Pflegekind begleitete.
Neben Kinderbüchern schreibt Ulrike Blatter auch Kurzgeschichten und Romane für
Erwachsene.
http://www.ulrike-blatter.de