Hundert Jahre
Geisterstunde drohen, wenn der Troll Moggi Mogolm das Geistertor nicht
rechtzeitig schließt.
Nichts leichter als das,
wären da nicht die beiden Hexen Idun und Gunde, die dem kleinen Troll gründlich
einen Strich durch die Rechnung machen und ihn entführen.
Aber unterwegs geht Moggi
verloren und braucht Hilfe, um den Weg zurück in die Geisterwelt zu finden.
Er trifft Aki, aber
ausgerechnet Aki hat Angst vor Gespenstern. Werden sie es schaffen?
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IN DER GEISTERHÖHLE
Es
ist kurz vor Mitternacht in der großen Geisterhöhle. Ungeduldig drängeln sich Gespenster, Hexen, Kobolde und andere
unheimliche Gestalten, die auf den Beginn der Geisterstunde warten, hinter
dem schweren Eichenportal. Die Hexen und Kobolde kreischen, die Gespenster
rasseln mit ihren rostigen Ketten und übelriechende
Trolle stampfen fest auf den steinernen Boden. Die Höhlenwände wackeln und das Eichenportal
knirscht in den Scharnieren. Der Lärm dringt durch
das dicke Holz des Portals auf die andere Seite.
Dort steht der
Torwächtertroll Moggi, der das Portal mit dem letzten Schlag der alten Standuhr
öffnen soll. Keine leichte Aufgabe für den kleinen Troll, der den Türknauf
kaum erreichen kann. Nervös blickt Moggi über seine Schulter zur alten
Standuhr hinüber; noch eine Minute bis Mitternacht. Er stellt sich auf die
Zehenspitzen, reckt sich und greift den rostigen Türknauf mit beiden Händen.
Aber der Türknauf dreht sich bereits. Jemand versucht von innen das Tor zu
öffnen!
Der kleine Troll stemmt
sich gegen das schwere Eichentor und hält den Türknauf mit beiden Händen fest.
Schnell läuft ihm der Schweiß von seiner Trollstirn und seine Hände werden
rutschig. Aber von der anderen Seite wird kräftig gedrückt und geschoben.
„Mach das Tor auf, Moggi
Mogolm”, ruft Idun, die Hexe, hinter dem dicken Holztor. „Die Geisterstunde hat
längst begonnen!”
Moggi hört die Hexen
kreischen und kichern. Am lautesten kichern Idun und Gunde, die beiden Hexen
aus Moggis Klasse. Aber der kleine Troll lässt sich nicht beirren. Vor
Mitternacht darf sich das Tor nicht öffnen und er wird es schaffen, alles
richtig zu machen. Denn heute ist es das erste Mal, dass die Oberhexe ihm die
Erlaubnis gegeben hat, der Torwächter zu sein und Moggi wird sie nicht enttäuschen,
auf keinen Fall. Aber der Türknauf dreht sich langsam weiter in seinen Händen,
Millimeter um Millimeter. Moggi ächzt und stöhnt.
Dong – der erste Schlag
der Standuhr dröhnt durch die Höhle. Das Kreischen und Heulen hinter dem
Eichentor ist zu einem unerträglichen Lärm angeschwollen. Nur einer lässt sich
davon nicht stören. Neben dem großen Eichenportal sitzt der dicke Bubba
gemütlich auf der Erde. Eigentlich soll er Moggi mit Rat und Tat zur Seite
stehen, wenn es brenzlig wird, aber er knabbert lieber gegrillte
Moorschlammwürmer aus einer Tüte, die er auf seinem grünen Trollbauch
abgestellt hat.
„Bubba, hilf mir!”, ruft
Moggi ihm verzweifelt zu. „Ich kann das Tor nicht mehr geschlossen halten!“
„Du schaffst das schon”,
antwortet Bubba mit vollem Mund. Der dicke Troll sieht nicht einmal hoch. Er
angelt sich den nächsten Grillwurm aus der Tüte und isst zufrieden weiter,
während Moggi seine letzten Kräfte mobilisiert.
Dong – dong. Gleich ist
es Mitternacht. Der Türknauf dreht sich unbarmherzig weiter. Roderick, der
Hausgeist, versucht sich durch das Schlüsselloch zu quetschen. Der kleine
Troll kann den Türknauf nur noch mit einer Hand festhalten, weil er Roderick
mit der anderen Hand wieder zurückstopfen muss.
„Uhuhuu!”, heult
Roderick unzufrieden.
Der letzte Schlag
ertönt. Endlich. Moggi lässt den Türknauf los und das Geistertor öffnet sich
schwungvoll. Mit lautem Krachen schlägt es gegen die Höhlenwand.
Gespenster, Hexen,
Trolle, Kobolde, Elfen und Wichtelmännchen drängen sich durch das Portal hinaus
in die Nacht, um zu spuken und zu hexen. Moggi lässt sich neben seinem Vetter
Bubba auf die Erde fallen. Er ist glücklich und schließt die Augen. Er hat es
geschafft. Die Oberhexe wird stolz auf ihn sein. Und wenn er das Eichentor am
Ende der Geisterstunde wieder schließt, ist er ein richtiger Torwächter-Troll,
der jüngste aller Zeiten mit seinen einhundertunddrei Jahren. Das hat es
vorher noch nicht gegeben. Selbst Bubba ist schon einhundertachtundvierzig und
erst seit zwei Jahren Torwächter!
Moggi träumt davon, wie ihm
die Oberhexe am Ende der Nacht den eisernen Torwächterschlüssel überreicht
und ihm gratuliert. Sein Vetter Bubba wird ihm auf die Schulter klopfen und
alle werden applaudieren und Hurra rufen. Moggi lächelt und seufzt zufrieden.
Er könnte noch ewig weiterträumen, doch Bubba stößt ihn mit dem Ellbogen in die
Seite.
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