Kinder ab 5 Jahre
Leseprobe
Episode 2 Ein glanzvoller
Auftritt Teil 1 „Rätselhaftes im Schloss“
Prolog
Freitag,
der 28. Dezember 2012, 15.00 Uhr, eine Fee probiert die Flüssigkeit
aus ihrer Tasse im Teezimmer eines großen
Schlosses. Dabei verzog sie ihre Mundwinkel so, wie es ein Murmeltier tut, das
versehentlich in einen Stinkpilz hineinbeißt.
„Igitt!
Elvira!“,
rief Charlotte entsetzt und drückte fünfmal
auf den vor ihr stehenden Klingelknopf der kleinen Glocke. „Komm
bitte schnell nochmal her!“
Charlotte
von und zu Feenburg, Oberfee und zugleich Königin
der Magischen Welt mochte es gar nicht, wenn sie warten musste, insbesondere
nicht, wenn etwas Wichtiges zu besprechen war, so wie jetzt mit ihrem nachmittäglichen
Rotbeerentee.
Elvira
war noch nicht lange die Haushälterin auf Schloss
Feenburg, sondern gehörte zum
Dienstpersonal erst seit 67 Jahren, 7 Monaten und 26 Tagen. Daher war es verständlich,
dass sie gewisse Abläufe ihrer Arbeit im
Schloss immer noch nicht richtig beherrschte.
„Ich
bin sofort bei Euch, Hoheit. Es dauert nur 35 Minuten.“,
drang eine zarte Stimme ins Teezimmer. „Ich
muss nur noch die Glühwürmchenleselampe
entstauben, das Toilettenpapier im Badezimmer nachzaubern, dem Papageien die
Krallen schneiden, das Plasmagas Kugel-Ladegerät
polieren, …“
„Sofort!“,
schrie Charlotte. „Das andere kann
warten!“
Immer
kam Elvira mit irgendwelchen Ausreden, und manchmal dachte Charlotte, dass es
vielleicht besser wäre, eine andere
Haushaltskraft einzustellen. Aber Charlotte mochte Elviras oftmals leicht verträumte,
aber stets freundliche Art und Weise.
Elvira
kam ins Teezimmer herein. „So hier bin ich!
Was kann ich für Eure Hoheit tun?“
„Danke,
dass Du gekommen bist!“, entgegnete ihr
Charlotte. „Du weisst doch, dass ich immer um
15.00 Uhr meinen nachmittäglichen
Rotbeerentee trinke, …“
„Dieser
steht doch auf dem Tisch vor Ihnen, Hoheit. Ich habe Euch den Tee wie immer um
genau 14.58 Uhr serviert, damit er noch zwei Minuten nachziehen kann und Ihr
ihn dann pünktlich um 15.00 Uhr lauwarm genießen
könnt.“,
unterbrach sie Elvira.
„Umrühren,
Elvira! Es geht ums Umrühren!“,
zischte Charlotte.
„Ja,
aber das habe ich doch gemacht!“, erwiderte Elvira
erschrocken.
„Aber
bestimmt nicht dreimal links, zweimal rechts und nochmals viermal links herum!?
Nur so löst
sich das Rotbeerenpulver komplett im Teewasser auf und gibt diesen wohltuenden,
lieblichen Geschmack, wie ich ihn jetzt brauche!“,
sagte die Königin jetzt in einem bestimmenden Ton.
„Oh
entschuldigt, Eure Hoheit! Ich hatte achtmal rechts, siebenmal links und einmal
rechts herum gerührt! Ich dachte, so
wird das immer gemacht!?“, verteidigte sich
Elvira.
„Donnerkiesel!
Achtmal rechts, siebenmal links und einmal rechts herum ist die Umrührformel
des Grüntomatentees,
meines Gutenachttees! Dass du auch immer wieder alles verwechseln musst! Es ist
echt zum Spinnensaft-Melken mit Dir!“,
seufzte Charlotte, stand auf, nahm ihre Teetasse und kippte den darin
enthaltenen Tee in den Kübel mit der grüngelblichen
Feenpalme, der über ihr an der
Decke herunterhing. Dann schritt sie selbst zum königlichen
Küchenzimmer,
nahm die auf dem Küchentisch
abgestellte Teekanne und goss sich etwas Tee ein. Anschließend
holte sie aus der Besteckschublade einen kleinen Teelöffel
heraus, rührte dreimal links, zweimal rechts,
viermal links herum und warf den Löffel
in hohem Bogen in die noch geöffnete Besteckkiste
der Zauberspül-maschine hinein.
„Hmmmmmmm,
so muss mein Nachmittagstee schmecken!“,
gluckste die Königin kostend und ging mit ihrer Tasse
in ihr Teezimmer zurück.
Elvira
stand im Teezimmer wie angewurzelt und starrte auf die hereinkommende Königin.
„Was
guckst du mich denn wie ein frisch geduschtes Eichhörnchen
an, Elvira? Ich dachte, du hättest noch so viel
zu tun!? Dann mal husch husch, weitermachen!“,
befahl Charlotte etwas genervt.
„Entschuldigt,
Eure Hoheit,“, schluchzte Elvira, „ich
dachte gerade, …, ich dachte
gerade, seit dieser Diebstahl bei der Kirschkernweitspuckweltmeisterschaft bei
uns im Schloss passiert ist, seid Ihr mit mir überhaupt
nicht mehr zufrieden - egal, was ich tue!“
„Hmpf“,
kam es aus dem Mund der Königin heraus, die
ihre Teetasse an ihren vorherigen Platz am Tisch zurückstellte.
„Das
eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun! Dass die lila Empfangskugel
Nummer 243 und der Kunstharzstift aus dem magisch verschlossenen Kugelraum
gestohlen wurden, ist ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit!
Hat Glücksfee
Fortuna inzwischen schon etwas herausgefunden? Sie wollte sich doch darum kümmern!
Und überhaupt,
wo steckt sie eigentlich? Sie war um 13.00 Uhr nicht zu unserer
Dienstbesprechung mit den anderen Feen erschienen!“
„Aber
das ist doch verständlich. Ihr hattet
Fortuna doch gestern den Auftrag gegeben, die Einladungen für
die Gäste
zum Spukneujahrsempfang zu machen und das Gespenst Hatschipunatschi zu suchen!“,
antwortete Elvira.
„Hatte
ich das?“,
grübelte
Charlotte. „Ach ja richtig! Jetzt erinnere ich
mich wieder! Ich werde mit meinen 1.245 Jahren allmählich
alt und vergesslich. Aber warum weisst du das überhaupt,
Elvira? Du bist doch bei den Besprechungen gar nicht dabei! Du sollst dich um
die Schlossarbeit und die Küche kümmern!
Die Küche
hat übrigens
auch lange keinen Besen mehr gesehen! In den Ecken ist der Staub bereits
meterdick, so dass selbst unsere Hausmäuse
geflüchtet
sind und sich ein neues Mäusehaus im
Turmzimmer gebaut haben.“
„Ja,
verzeiht Eure Hoheit, aber ich hatte Extraaufgaben!“,
erklärte
Elvira.
„Was
denn für
Extraaufgaben?“, empörte
sich Charlotte.
„Aber
Eure Hoheit hat mir doch aufgetragen, dass ich jeden vierten Donnerstag im
Monat an diesen Dienstbesprechungen teilnehmen muss. Das letzte Mal wurde hier
besprochen, dass ich ab sofort immer Montagsfrüh
von 06.41 Uhr bis 11.52 Uhr und Freitagsabend von 18.11 Uhr bis 23.37 Uhr im
Kugelraum bei der Überwachung der
Magischen Welt mithelfen muss. Sicherheitsfee Hanna wäre
in dieser Zeitspanne mit der alljahrhundertlichen Wartung der gerade nicht benötigten
Empfangskugeln in der Zauberwerkstatt beschäftigt.
Und beides gleichzeitig kann Hanna ja trotz aller Zauberei nicht erledigen.“
Ach,
stimmt!“,
entschuldigte sich Königin Charlotte und
runzelte ihre Stirn. „Nun denn, mach’
aber
jetzt bitte deine Arbeit weiter und schick’
mir
Fortuna ins Teezimmer! Ich möchte dringend mit
ihr sprechen!“
Elvira
nickte und verließ das
Teezimmer. Die Königin stöhnte
leise, nahm ihre Teetasse, schlürfte etwas daran
und stellte sie wieder auf den Tisch zurück.
Sie dachte nach und schloss ihre Augen.
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Schloss
Feenburg war der Regierungskontrollsitz der Magischen Welt und lag idyllisch am
kleinen Flüsschen Fee, das sich durch eine
verzauberte Waldlandschaft mit allerlei merkwürdigen
Bäumen schlängelte,
wie der Grüntomaten-Palme oder der Gummibärchen-Eiche.
Hier
in Feenburg lebten die Schlossfeen Königin
Oberfee Charlotte von und zu Feenburg mit dem ‚Gremium
der Magischen 7‘, das aus Glücksfee
Fortuna, Sicherheitsfee Hanna sowie den Feen Pia, Fiona,
Vanessa, Lina und Tamara bestand, Haushälterin
Elvira, Schlossgärtnerin
Jana,
Schlossgespenst Hatschipunatschi, Papagei Kraxeldikrax und eine
liebenswerte, friedliche Mäusefamilie.
Sonstige Bewohner gab es in dem riesigen Schloss mit seinen wunderschönen
Räumen
nicht, wozu unter anderem die Zauberküche,
der Kugelraum, der Besprechungssaal, das Teezimmer, der Freizeitausgleichsraum,
der Entspannungsmassageraum, die Wohnschlafräume
der Feen und das große Turmzimmer gehörten.
Allerdings hausten noch ein paar Hühner
und zwei Hähne im Schlossgarten in einer
magisch-umzäunten Freigartenanlage.
Sascha
Lock ist Erzieher sowie Pädagoge, seit über
20 Jahren in der Kinder - und Jugendarbeit Bereich Kindertagesstätten
tätig.
Unter dem Pseudonym Karim von Kreativ hat er seine erste Kinderbuchreihe veröffentlicht.
Zu dieser Kinderbuchreihe gibt es auch ein Konzept wie Lesen und Selber-Aktiv
werden (Mitmachaktionen von Basteln über
Kochen und Spielen) miteinander verknüpft
werden können.
Nähere
Infos können
im E-Mail- Austausch besprochen werden. Sascha Lock erreichen Sie unter locksascha@aol.com
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