Die Castingwelle rollt. Jetzt hat sie das Hasenland erreicht.
Zack will Osterhase werden, doch er hat nicht genug Karotten-Schulgeld für die Hasen-Akademie. Da kommt das allererste Hasen-Casting gerade richtig.
Zacks Freunde, die Maus Leonie und das Huhn Mathilde unterstützen ihn.
Wird er es schaffen?
Das Casting
Es war einmal ein kleiner Feldhase, der hatte
die Hasenschule mit Auszeichnung bestanden. Ganz aufgeregt erzählte er, dass er
Osterhase werden wollte.
Die Henne Mathilde schüttelte skeptisch den Kopf
und gackerte wild drauflos: „Osterhase willst du werden? Ja weißt du denn
nicht, wie schwer die Ausbildung ist. Die nehmen nicht jeden und umsonst ist
die Osterhasenakademie ja auch nicht. Da studieren nur die Hasen, deren Eltern
einen großen Wintervorrat an Möhren angelegt haben.
Das schaffst du nie.“
Das machte die Maus Leonie wütend. „Also
Mathilde, bist du nun unsere Freundin oder nicht? Wir sollten lieber überlegen,
wie wir Zack helfen können.“
Mathilde gackerte unbeeindruckt weiter. „Mein
Freund Zack, der Osterhase. Das hört sich schon gut an.“ Sie hob den Kopf und
stolzierte durch den Hof, als wäre sie der Hahn. „Aber wie soll er das
schaffen?“ Mitten im Hof blieb sie stehen.
Zack und Leonie, die hinter ihr hergelaufen
waren, stießen mit ihr zusammen. Alle drei purzelten wild durcheinander.
„Was macht ihr denn für einen Unsinn?“ Karl, der
Kartoffelkäfer brachte sich gerade noch neben einem Kieselstein in Sicherheit,
sonst wäre er von den herumkullernden Freunden überrollt worden. „Habt ihr es
schon gehört?“, schrie Karl, da Mathilde immer noch lauthals krakeelte.
„Was denn?“ Zack hatte sich als Erster beruhigt.
„Dieses Jahr gibt es ein Osterhasen-Casting. Die
besten drei bekommen ein Stipendium für die
Hasenakademie. In einer Stunde geht es los.“
Da wurde es plötzlich ganz still.
„Keine Aufnahmeprüfung? Kein Karotten- Schulgeld?“ Zack war sprachlos. Das war seine
Chance. Sofort machte er sich auf den Weg zur großen Schulwiese, wo das Casting
stattfand. Je näher er der Wiese kam, umso langsamer wurde er.
„Was ist los, hast du etwa Angst?“ Leonie
stupste Zack an und kitzelte ihn.
„Hör auf damit.“ Nervös wehrte Zack Leonie ab
und schubste sie zur Seite.
„Du hast Angst!“, beharrte Leonie. Dabei stellte
sie sich vor Zack auf ihre Hinterpfoten, damit sie größer wirkte. „Du wirst der
weltbeste Osterhase, ganz sicher. Du steckst alle in die Tasche. Die werden
sich noch wundern.“
Zack musste lachen, weil Leonie sich so in Rage
redete. „Schon gut, ich probiere es. Wäre ja dumm, wenn ich es nicht wenigstens
versuchen würde.“
Nachdem sich Zack mit den anderen Hasen zum
Casting angemeldet hatte, mussten sich alle in einer Reihe aufstellen.
Meister Lampe, der Oberhase, kontrollierte, ob
die Kandidaten auch ihr Fell ordentlich gepflegt hatten. Zerzauste Osterhasen
waren nicht gern gesehen. Sie hatten immerhin einen guten Ruf, den sie nicht
verlieren wollten. Das war auch der Grund weshalb er sich dieses Jahr für ein
Casting entschieden hatte. Die Akademie war nämlich voll von
Möchtegern-Osterhasen, die es sich jahrelang auf der Schulbank bequem machten.
Sie fielen ihren Eltern zur Last, die für die Ausbildung schufften mussten. Es
gab immer weniger ausgebildete Osterhasen.
Die Arbeit häufte sich und war kaum mehr zu
schaffen. Jetzt sollten die neuen Anwärter erst einmal beweisen, dass sie das Studium
verdienst hatten.
Die Jury bestand aus Meister Lampe und zwei
betagten Osterhasen.
Bald war die Wiese voll mit Casting-Teilnehmern
und ihren Freunden. Zwei Klopfer trommelten mit ihren Pfoten, sofort kehrte
Ruhe ein.
Meister Lampe erklärte die erste Aufgabe. „Ihr
müsst Ostereier verstecken. Jeder bekommt die gleiche Menge Eier. Wichtig ist,
dass die Verstecke nicht sofort gefunden werden. Es darf aber auch nicht zu
schwierig sein, sie aufzustöbern. Die fünf von euch, die dafür zu lange
gebraucht haben, scheiden sofort aus. Danach wählen wir fünf weitere Hasen aus,
die zu schwere Verstecke ausgesucht haben oder zu schlampig waren. Für die ist
der Wettbewerb dann auch vorbei.“
Jeder Hase bekam fünf Eier und ein Stück Wiese
am Waldrand zugeteilt.
„Das ist ja kinderleicht.“ Klaus Schlappohr
rümpfte seine Nase. Mitleidig sah er auf Zack hinunter, der einen ganzen Kopf
kleiner war als er. „Das wirst du vielleicht noch hinkriegen“, meinte er
gönnerhaft, „aber dann kannst du dich schleichen. Der Rest ist zu schwer für
dich.“
Zack hörte gar nicht zu. Er hatte genug damit zu
tun, sich Verstecke zu überlegen.
Auf ein Zeichen des Oberhasen ging es los. Die
Teilnehmer hoppelten kreuz und quer über die Wiese und versteckten die
Ostereier. Nur Klaus gab sich keine Mühe. Er schlurfte zum Waldrand und warf
die Eier achtlos ins Gebüsch. Danach schlenderte er zum Sammelplatz zurück.
Nachdem sämtliche Verstecke begutachtet und
beurteilt worden waren, warteten alle gespannt auf das Ergebnis. Zuerst wurden
die Hasen aufgerufen, die sofort ausscheiden sollten.
Klaus war vollkommen überrascht darüber, dass
auch er gehen musste. „Meine Eltern haben ganz viele Karotten gesammelt“, tobte
er. „Die werden mir schon einen Platz zahlen. Wenn ihr mich nicht aufnehmt,
solltet ihr alle in Zukunft vorsichtig sein.“ Damit verschwand er im Unterholz,
gefolgt von den vier schon ausgeschiedenen Hasen.
Meister Lampe beruhigte die übrigen Teilnehmer
und machte sofort mit der nächsten Aufgabe weiter. „Um den zweiten Wettbewerb
zu bestehen, müsst ihr vom Hühnerhof zwei schöne Eier bringen, ohne dass der
Bauer etwas merkt.“
Er sah sich um. Bei insgesamt zehn Hasen, würde
es gar nicht so leicht sein, unbemerkt an zwanzig Eier zu kommen. „Ihr habt
dieses Mal eine Stunde Zeit. Wer es in der angegebenen Zeit nicht schafft oder
nur ein Ei mitbringt, der scheidet aus.“
Die Hasen bildeten Dreiergruppen. So war die
Aufgabe leichter zu bewältigen. Zack wurde von keiner Gruppe angenommen, blieb
also übrig.
„Du kannst ruhig hierbleiben. Du passt nicht zu
uns und fliegst ja doch raus. Oder der Hofhund zerreißt dich in Stücke“,
erklärten sie hochnäsig. Dann machten sie sich auf den Weg zum Hühnerhof.
Zack blieb zurück. Aber er dachte gar nicht
daran, aufzugeben. Er würde es schaffen und Osterhase werden! In Begleitung von
Mathilde und Leonie machte sich Zack ebenfalls auf den Weg. Sie näherten sich
dem Hof von der Rückseite. Hier lag Hasso vor seiner Hundehütte und schlief.
Als Mathilde an ihm vorbeimarschierte hob er nur
gelangweilt ein Augenlid. Ein Huhn im Hühnerhof. Daran war nichts Besonderes.
Mathilde beeilte sich, in den Stall zu kommen,
packte ein Ei und lief zu ihren Freunden zurück. „Das zweite Ei bekommst du
auch gleich“, beruhigte sie Zack. Sie schob die Freunde ein Stück von sich weg,
begann zu gackern und - legte ein Ei.
Von dem Lärm wachte Hasso auf, sprang aufgeregt
hoch und sah die anderen Hasen, die sich in den Hof schlichen. Mit wütendem
Gebell jagte er sie davon. Danach legte er sich zufrieden in seine Hütte.
Zack und seine Freunde erreichten inzwischen
wohlbehalten den Sammelplatz.
Nur acht Hasen hatten es geschafft und Eier
mitgebracht. Einer von ihnen hatte nur eins dabei und so schieden drei weitere
Teilnehmer aus.
„Jetzt kommt die schwerste Aufgabe.“ Meister
Lampe musterte die restlichen Kandidaten. Da sahen ein paar ganz schön zerzaust
aus.
Er räusperte sich. „Ihr sollt eure mitgebrachten
Eier färben, aber nur mit Naturfarben. Lasst euch was einfallen. Holt euch
Tipps bei euren Freunden aber vergesst nicht: In zwei Stunden bringt ihr mir
das Ergebnis.“
Über die Autorin:
Margareta Schenk, geb. 1952, ist verheiratet und hat drei
erwachsene Kinder. Sie lebt in Bayern. Die Vorsitzende des Vereins „Future for children e.V.“, der Kindern und
armen Familien in Sri Lanka hilft, ist eine begeisterte Krimi- und
Märchenleserin. Mit der Zeit entstand daher der Wunsch, selbst ein Buch zu
verfassen. So begann sie 2012 mit einem Schreibstudium. Bereits während des
Studiums vollendete sie ihr erstes Märchenbuch „Mias Traum“. Es folgten „Mias
Abenteuer“ und die Kurzgeschichtensammlung
„Der Riss“. Zwei Märchen und eine Kurzgeschichte wurden bisher in Anthologien
veröffentlicht.
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