Klappentext:
Gruselgrausige
Gedichte für große und kleine Freunde gereimter Worte.
Von fidelen Traumgespenstern;
einer weißen Frau, die einen Mann sucht; von Fridolin, dem Taggespenst; einem
Kürbiskönig; einem vergnügungssüchtigen Skelett und einem Vampir ohne
Krankenversicherung. Von zehn kleinen Teufelchen; von Ungetüm und Ungeheuer und
schließlich einem Hexenrezept zum Nachkochen.
Vergnügliche
Reimgeschichten aus dem Kinderfunk des Bayerischen Rundfunks, die auch kleinen
Angsthasen ab 4 Jahren gefallen.
Erhältlich bei Amazon
Leseprobe:
Der
Kürbiskönig
Es war am
Tag vor Halloween,
als Bauer
Friedhelm Augustin
einen großen
Kürbis pflückte,
und abends
seine Frau beglückte.
„Ach
Friedhelm“, sagte sie entzückt,
und hielt
das Messer schon gezückt.
„Wir werden
ihm den Kopf ausweiden
und ihm ein
Lachgesicht dann schneiden.“
Der Kürbis
fand es nicht zum Lachen,
als sie ihm
in den Schädel stachen.
Doch konnte
er sich nicht beschweren
und sich
auch nicht dagegen wehren.
Bis …
Bis sie ihm
schnitzten den letzten Zahn.
Da fing er
grimmig zu grollen an,
riss auf das
Maul und biss ratzfatz,
den Bauern
in den Hosenlatz.
Frau
Augustin war kreidebleich.
Dem Bauern
war‘n die Knie weich.
Der Kürbis
wartete nicht lang,
und sprang.
Er rollte
schnurstracks aus dem Haus
in die
dunkle Nacht hinaus.
Und
überrollte schier die Katze.
Die drohte
mit der Krallenpratze.
„Du
Feldgemüse ohne Glieder,
ich rate
dir, mach das nicht wieder!“
Blitzartig
sah der Kürbis klar,
dass er ja
ohne Körper war.
Ganz ohne
Bauch und Arm und Bein.
Sein Kopf
war einsam und allein.
Er rief:
„Ich will mir ‘nen Leib besorgen!
Noch heute
Nacht, ich wart‘ nicht bis morgen.“
Schon rollte
der Kürbis kopfüber, kopfunter
den langen
Weg ins Dorf hinunter.
Dort traf er
die gescheckte Kuh.
„Wo geht’s
zum Laden“, rief er ihr zu?
„Der Laden,
muh, der Laden ist zu“,
muhte die
Kuh und fügte hinzu:
„Doch kommst
du grad recht für Halloween.
Siehst du
dort drüben die Kinder zieh‘n?“
Da sah auch
der Kürbis den bunten Haufen
fröhlich
über die Dorfstraße laufen.
Ein kleines
Gespenst im weißen Tuch
rief laut:
„Huhuh, Hahah, und Huch!“
Auch ein
Skelett war mit dabei
und Hexen
waren‘s sogar zwei.
Mit
Jubelgeschrei haben sie ihn entdeckt,
das hat den
Kürbis zuerst sehr erschreckt.
„Ach ist der
schön! Ach ist der nett!“,
freute sich
das kleine Skelett.
Und das
Gespenst steckte ein Licht,
hinter das
Kürbiskopfgesicht.
Jetzt machte
der Kürbis den Mund ganz weit,
und zeigte
die Zähne und grinste breit.
Sie
schabernackten die halbe Nacht.
Der Kürbis
hätt‘ gern noch weitergemacht,
doch Kinder
müssen ja auch mal ins Bett.
Drum sagte
grübelnd das kleine Skelett:
„Was machen
wir jetzt mit dem Kürbismann?“
Da strengten
die Kinder die Köpfe an
und hatten
schließlich einen Plan.
Auf Bauer
Friedhelms Kürbisfeld
stand einsam
unterm Sternenzelt
ein sehr
bedauernswerter Tropf.
Einer in
Lumpen ohne Kopf.
Auf seinem
Hals saß nur ein Hut.
Zum Vögel
schrecken war er gut,
denn
Vogelscheuchen müssen nicht denken,
sondern nur
die Arme schwenken.
Flugs wurde
aus dem Lumpengestell
ein
leuchtender lachender Kürbisgesell.
Er stand
zwar nur auf einem Bein,
sah jedoch
sehr zufrieden drein,
denn ER war
der Größte auf dem Feld,
der König
über die Kürbiswelt.
Seither
bewacht er seine Kumpanen,
die
Kürbisse, seine Untertanen.
Als nicht
lang nach Halloween
Bauer
Friedhelm Augustin
die letzten
Früchte ernten wollte,
der
Kürbiskönig grimmig grollte.
Der Bauer
hat ihn gleich erkannt
und ist
erschrocken fortgerannt.
Du willst
den Kürbiskönig mal seh‘n?
Dann musst
du zum Gemüsefeld geh‘n.
Vergiss aber
eine Kerze nicht!
Stell sie
hinter sein Grinse-Gesicht!
Dann
leuchtet er die ganze Nacht,
zeigt seine
Zähne und lacht und lacht.
Vita:
Brigitte
Endres hat Grundschulpädagogik, Germanistik und Geschichte studiert. Heute
arbeitet sie als Kinderbuchautorin für Verlage in Deutschland, Österreich und
der Schweiz sowie für den Bayerischen Rundfunk. Ihre Bücher wurden in viele
verschiedene Sprachen übersetzt. www.brigitte-endres.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.