„Achtung! Felix, der Weberknecht - und
andere Geschichten von Tieren, die man kaum beachtet," ist eine Sammlung
von sechs kurzen Erzählungen, die sich mit Insekten und anderen, eher
unscheinbaren Lebewesen beschäftigt. Wie in der klassischen Fabel besitzen die
Tiere menschliche Eigenschaften und haben dementsprechend auch menschliche
Probleme und Bedürfnisse. In den Handlungen der heiteren und liebevoll erzählten
Geschichten spielen meist auch Dialoge und Auseinandersetzungen zwischen
Menschen und Tieren eine wichtige Rolle. Der Ausgang der Erzählungen soll
Kindern und Erwachsenen aufzeigen, dass es Wege und Lösungen fur ein
gedeihliches Mit- und Nebeneinander vollig unterschiedlicher Lebenskonzepte in
gemeinsam genutzten Lebensräumen gibt. Selbst ungeliebte Zeitgenossen, wie
Brotkafer und Kirschenwürmer kommen zu Wort und werden zu interessanten
Hauptakteuren mit menschlichem Antlitz.
Erhältlich bei Amazon und bei Spaß und Lernen als E-Book, Taschenbuch und gebundenes Buch.
Erhältlich bei Amazon und bei Spaß und Lernen als E-Book, Taschenbuch und gebundenes Buch.
Leseprobe:
Gottfried, der (fast) allwissende
Hirschkäfer
Diese
Geschichte handelt von einem sehr, sehr klugen und weisen Hirschkäfer, der
seinen Freunden mit Rat und Tat zur Seite stand, Antworten auf (fast) alle
Fragen wusste und durch sein großes Wissen zum gegenseitigen Verständnis
zwischen Menschen und Tieren beitrug …
Tief
im Eichenwald, vorbei an den langstieligen Farnen und den stacheligen
Sträuchern, immer geradeaus, ja genau dort, lebte Gottfried, der Hirschkäfer,
in einem großen Eichenbaum.
Er
war kein gewöhnlicher Hirschkäfer, nein das bestimmt nicht! Erstens hatte
Gottfried ein sehr mächtiges Geweih, das sich über seinen Kopf zu einem
prächtigen Bogen formte und dessen Enden sich beinahe trafen und zweitens war
er unwahrscheinlich klug. So klug, dass viele Tiere von sehr weit herkamen, um
ihn nach seinem Rat zu fragen, wenn sie selbst keine Lösung mehr wussten. Und
Gottfried half jedem. Tag für Tag saß er unter seinem mächtigen Eichenbaum und
wartete.
Die
Sonne war gerade aufgegangen, die Vögel stimmten ihre Lieder als
Willkommensgruß für den Tag an, als sich vor Gottfrieds Höhle schon einige
Tiere versammelten. Alle wollten ihn um Hilfe bitten!
Der
Hirschkäfer wachte auf, blinzelte vorsichtig aus seiner Höhle und hieß die
Wartenden mit einem freundlichen „Guten Morgen! Nur einen Moment noch, bitte!“,
willkommen. Dann kroch er zurück und man hörte von draußen nur mehr ein leises
Schmatzen. Na ja, ein Frühstück musste eben sein!
Wenig
später kam Gottfried wieder hervor, schleckte sich genüsslich den Rest einer
Himbeere von seinen Lippen und sprach: „So, meine Lieben. Was kann ich heute
für euch tun?“
Dann trat
ein Tier nach dem anderen zu ihm in die Höhle, um eine Frage zu stellen.
Draußen vor dem Eingang wurde die Schlange der wartenden Insekten immer länger
und länger.
„Pfff, das dauert aber heute wieder ewig!“,
empörte sich ein zappelnder Borkenkäfer, der schon eine Insektenewigkeit lang
ganz vorne in der Reihe gewartet hatte.
„Das
ist sicher wieder dieser wissbegierige, kleine Bockkäfer. Er hält mit seiner
langen Fragerei immer alle auf! So ein Pech aber auch, dass er vor mir dran
ist!“, antwortete eine Waldameise ungeduldig. „Stellt euch vor, einmal wollte
er sogar wissen, warum die Bananen krumm sind!“
„Ja,
und? Wie lautete die Antwort?“, wollte die kleine Schnecke Kata, die etwas
weiter hinten in der Reihe stand, sofort wissen.
„Also,
soweit ich mich erinnere, gab ihm Gottfried folgende Antwort: „Anfangs wachsen
Bananen gerade, aber bald neigen sie sich, wie alle Pflanzen, dem Licht zu. Und
dadurch werden sie krumm“, erklärte die Waldameise.
Und
gleich darauf vernahmen die wartenden Tiere schon wieder eine Frage des
Bockkäfers: „Lieber Gottfried, kannst du mir sagen, wie der Wind entsteht?“
Dann
herrschte absolute Ruhe. Innerhalb und außerhalb der Höhle war es
mucksmäuschenstill, so ruhig, dass man das Abseilen einer Spinne an ihrem Faden
hätte hören können!
Doch
die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Hmm, mein Freund, wie der Wind
entsteht, kann ich dir gerne erklären! Das ist nämlich so: Die Sonne erhitzt
die Luft. Dadurch wird sie leichter und steigt nach oben. Dort kühlt die warme
Luft wieder ab und sinkt herunter. Diesen ständigen Luftkreislauf nennt man
Wind“, hörten die Tiere Gottfried sagen.
„Vielen
Dank für die Erklärung!“, sagte der Bockkäfer und überreichte dem Hirschkäfer
eine wunderschöne Haselnuss. Dann krabbelte er zufrieden aus der Höhle und zog
lächelnd an den wartenden Insekten vorbei.
Als
die Sonne schließlich unterging und die letzten Insekten seine Behausung
verließen, begann Gottfried schmatz fatz ein Eichenblatt zu verspeisen, sah
ehrfürchtig den Mond an und kam ins Schwärmen. „Es ist schön, den anderen zu
helfen, wertge¬schätzt und gebraucht zu werden … DAS also bedeutet Glück! So
einfach ist das!“, rief er und krabbelte anschließend zurück in seine Höhle.
Schon wenig später hörte man ein leises, gleichmäßiges Schnarchen.
Doch
beim ersten Morgengrauen schreckte Gottfried plötzlich aus seinem gemütlichen
Bett hoch. Was war da für ein Lärm draußen? Er rieb sich die Augen, putzte
hastig sein Geweih und kroch in Richtung Ausgang.
Vor
seiner Höhle waren schon viele Tiere versammelt. Aber anstelle ruhig in einer
Warteschlange zu stehen, schrien die Insekten herum und vor dem Eingang
herrschte ein wildes Durcheinander. Gottfried konnte sich das alles nicht
erklären und blickte verständnislos und entsetzt in die tobende Menge.
Nachdem
er sich gefasst hatte, krabbelte der Hirschkäfer den Stamm des Eichenbaumes
entlang auf eine höhere Stelle und brüllte verärgert: „Ruhe! Was ist denn in
euch gefahren? Man versteht ja kein Wort vor lauter Geschrei!“
Sofort
verstummten die zornigen Insekten und blickten nach oben! Nur für kurze Zeit,
denn im Nu begannen sie alle wieder, laut zu schimpfen!
„Stopp,
aufhören! Jetzt reicht es aber! Ich verstehe kein Wort! Es kann nur einer
sprechen!“
Daraufhin
meldete sich die Waldameise Tim: „Es geht wieder einmal um die Menschen. Sie
machen uns das Leben schwer!“ Dabei stemmte er wütend und trotzig zwei Paar
Beine in seine Hüften.
Sofort
wurde es wieder lauter und viele Insekten stimmten Tim zu: „Ja genau, die
Menschen respektieren uns nicht!“
„Ruhe,
zum Teufel noch einmal!“, schimpfte Gottfried. Er war mittlerweile schon sehr
zornig über das ständige Geschrei seiner Freunde. „Ich will die ganze
Geschichte hören! Und das von Anfang an!“
Also begann Tim erneut von seinen schlechten
Erfahrungen mit den Menschen zu erzählen:
„Meine
vielen Freunde und ich leben in einem großen Ameisenbau am Waldrand. Jeden Tag
sammeln wir fleißig Nahrungsmittel und schleppen sie mühsam in den Bau. Alle
müssen anpacken und mithelfen. Wir haben in unserem Ameisenleben nur wenig Zeit
für andere Dinge. Gerastet und ausgeruht wird nur am Abend. Nur so kann unser
kleines Ameisenzusammenleben funktionie¬ren.
Aber
gestern verfinsterte sich wieder einmal der Himmel über dem Ameisenhaufen und
der Schatten einer Menschenhand war über uns. Wir alle ahnten schon, was uns
jetzt wieder bevorstand: Die Menschen würden unseren Frieden stören! ...
AUTORENVITA VON CHRISTIN ADLASSNIG
Christin Adlaßnig (geb. 1964) ist Lehrerin für
Kinder mit Hörbeeinträchtigungen im Rahmen des bilingualen Unterrichts an
Kärntner Schulen. Als Autorin hat sie Kinderbücher, Arbeitshefte mit Unterrichtsmaterialien
sowie ein Sachbuch zum Thema „Differenzierung
in Integrationsklassen mit hörbeieinträchtigten Kindern“ verfasst.
Die beiden Bände der „Tiergeschichten für Kinder
und Erwachsene“ beruhen auf Manuskripten mit Geschichten, die Christin Adlaßnig
für ihren Sohn geschrieben hatte, als dieser noch im Kindesalter war. Im Jahre
2015 wurden sie veröffentlicht und durch ein Arbeitsheft zum ersten Band für
den Deutschunterricht an Grundschulen ergänzt. Der erste Band liegt auch als
Hörbuch mit sechs Titeln vor.
Ihr Sachbuch „Differenzierung
in Integrationsklassen mit hörbeeinträchtigten Kindern“ wurde bereits im
Jahr 2012 veröffentlicht und beruht auf ihren Erfahrungen als
Behindertenpädagogin.
Christin Adlaßnig ist Mitbetreiberin der
Internetplattform „Spaß und Lernen“ und hat eine Fülle an Arbeitsheften und
Unterrichtsmaterialien für den Unterricht an Schulen veröffentlicht. Ihr
erklärtes Ziel ist es, die Motivation zum Lernen durch den Einsatz
unterschiedlicher Medien und kurzweiliger Rätsel- und Lernaufgaben zu fördern.
Zu ihren Unterrichtsmaterialien gehören drei
Bände mit Arbeitsblättern für den Mathematikunterricht in der Sekundarstufe
unter dem Titel „Genial! Mathematik -
Mathe zum Ankreuzen“ sowie zwei Hefte für den Mathematikunterricht in der
Grundschule mit dem Namen „Paolo, Felix,
Lilli und du - Lustige Rechengeschichten mit kleinen Tieren“. In ihren reichlich
illustrierten Heften für Kinder im Grundschulalter greift sie auf die
Charaktere aus ihren eigenen Tiergeschichten zurück.
Darüber hinaus ist sie Autorin von bisher neun
Materialienheften für die Unterrichtsfächer Geografie, Umweltkunde und Biologie
aus ihrer eigenen Reihe „Unterlagen für
den offenen Unterricht“, die derzeit bereits auf der Internetplattform
„Spaß und Lernen“ erhältlich sind und noch im Laufe dieses Jahres im Buchhandel
erscheinen sollen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.