Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren
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Dienstag, 19. Januar 2016

Das Feuerbohnenfeuerwerk von Claudia Bernstein



 Klappentext
In diesem Buch werden sieben zauberhafte Geschichten erzählt. Da versucht der Langhalsdinosaurier Papelepap wie ein Drache zu fliegen, Knarknatz der Kastanienbaum freundet sich mit einem Menschen an, der kleine gelbe Regenschirm stellt sich der Windbeständigkeitsprügung, der Tyrannosaurus Rex trifft in einer dunklen Höhle auf eine Überraschung, die Prinzessin muss aus einem Schloss befreit werden, das von einem furchtbaren Drachen bewacht wird. Und natürlich Eric, der einige Abenteuer überstehen muss, um die besonderen Feuerbohnensamen zu finden, damit der Riese wieder Feuerwerke pupsen kann. Die Geschichten sind unterhaltsam erzählt und wurden liebevoll mit vielen Bildern versehen. Für Kinder ab 4 Jahren.
Erhältlich bei Amazon.
 

Leseprobe

Das Feuerbohnenfeuerwerk

In einem kleinen Dorf, das in einer Bucht an der Küste lag, lebte Eric mit seinen Eltern. Sie betrieben ein Gasthaus, in dem immer eine Menge Besucher übernachteten. Denn die Besonderheit dieses kleinen Dorfes war, dass jeden Abend ein Feuerwerk den Nachthimmel erhellte. Wirklich jeden Abend! Die Menschen versammelten sich nach Einbruch der Dunkelheit im Hafen, setzten sich auf die alten Holzbänke und schauten zum Meer hinaus. Dann ertönte ein lauter Knall und - wusch - war der erste bunte Farbklecks am Himmel zu sehen. Über eine Stunde lang konnten die Besucher das Feuerwerk beobachten. Die Menschen zeigten aufgeregt nach oben. Da! Eine rote Sonne! Oder dort! Gelbe Herzen und blaue Sterne! Jetzt ein Funkenregen in grün!
Nachdem das Feuerwerk vorbei war, klatschten die Menschen begeistert und jubelten. So schöne Feuerwerke hatten sie zuvor noch nie gesehen!
Die Bewohner des Dorfes hüteten ihr Geheimnis, woher das Feuerwerk kam. Denn kein Mensch am Boden zündete Raketen an, sondern ein Riese sorgte für das Farbenspiel! So erzählte es die Legende, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurde.
Über dem Meer, gleich neben dem Dorf, schwebte eine große Wolke, die sich an einen hohen Berg schmiegte. Auf dieser Wolke wohnte der Riese Ulf. Er hatte sich ein Häuschen aus Wolken errichtet und einen kleinen Garten angelegt. Dort züchtete Ulf Feuerbohnen, denn er aß nichts lieber. Alle seine Gerichte enthielten Feuerbohnen: der Eintopf, der Bohnensalat, der Feuerbohnenkuchen oder das Feuerbohneneis. Von den unzähligen Feuerbohnen musste Ulf immer ganz viel pupsen. Und wenn der Riese pupste, dann pupste er auch Riesenpupse! Die waren sehr laut. Und nicht nur das, die Pupse hatten eine ganz eigene Besonderheit: man konnte sie sehen! Als farbige Explosionen! Für die Menschen unten im Dorf sah das aus, als ob ein Feuerwerkskörper gezündet wurde. So legte sich Ulf jeden Abend nach seinem Abendbrot auf seine Wolkenwiese und verdaute sein Essen und pupste. Immer und immer wieder. Dafür bekam er von den Menschen Applaus.
So ging das schon seit vielen hundert Jahren. Doch eines Tages konnten die Menschen kein Feuerwerk am Himmel sehen. Anfangs dachten sie, dass Ulf heute keine Lust auf Feuerbohnen hatte. Als auch nach vier Tagen immer noch kein Feuerwerk erschien, wurden die Leute unruhig. Zudem regnete es ununterbrochen, was die Menschen im Dorf gar nicht kannten. Die ersten Gäste blieben weg und wenn es so weitergehen würde, hätten Erics Eltern bald kein Geld mehr und würden verhungern!
Eric sah, wie traurig und verzweifelt seine Eltern waren. Also fasste er einen Entschluss. Am nächsten Morgen würde er den großen Berg hinaufsteigen und prüfen, ob die Legende vom Feuerwerkspupsenden Riesen auf der Wolke stimmte. Er würde auf die Wolke gehen und den Riesen fragen, warum er nicht mehr pupste!
Der blonde Draufgänger schlich sich früh aus dem Haus und wanderte durch den Wald hinauf zum Berg. Er kletterte den steilen Weg nach oben, bis er die Wolkendecke durchbrochen hatte. Vorsichtig tastete Eric mit dem Fuß den Wolkenboden ab. Sein Fuß sank ein klein wenig ein, aber die weiße Zuckerwatteschicht hielt ihn. Behutsam ging Eric einen kleinen Weg entlang, bis er vor dem mächtigen Haus des Riesens stand. Die Legende stimmte also. Eric klopfte an die gigantische Tür, die zwanzig Mal so groß war wie er. Doch niemand öffnete. Eric ging um das Haus herum und fand den Garten. Auf einer Bank vor den Gemüsebeeten saß Ulf und weinte. Der Riese hatte die Hände vor die Augen gelegt und sah Eric nicht kommen.
„Hallo, Riese!“
Nichts geschah.
„Hallo, Riese! Hörst du mich?“
Der Riese reagierte nicht. In Ulfs Augen war Eric so klein wie eine Maus und auch so leise, obwohl Eric so laut schrie wie er konnte!
Eric überlegte: Wie könnte er den Riesen auf sich aufmerksam machen? Sollte er ihn ins Bein zwicken? Oder in die große Zehe beißen? An den langen Beinhaaren ziehen? Als das alles nicht nützte, kletterte Eric an den Beinhaaren nach oben, die ihn an schwarze Buntstifte erinnerten. Er kletterte immer weiter, bis er auf Ulfs Schulter stand. Eric erblickte vor sich ein ovales, gefurchtes Riesenschneckenhaus, das fast so groß war wie er selbst: Ulfs Ohr. Er räusperte sich und sagte erneut:
„Hallo, Riese! Hörst du mich?“
Erschrocken drehte sich Ulf um. Woher kam das Geräusch?
„Ich bin Eric, ich stehe vor deinem Ohr!“
Neugierig drehte Ulf seinen Kopf. Eric warf sich auf den Boden, damit die Haare des Riesen ihn nicht fortwischen konnten. Puh! Das war knapp! Eric rappelte sich wieder auf. Vor sich sah er zwei gewaltige Augen, jedes so groß wie ein Kürbis. Eric bekam Angst und wollte weg laufen, doch der Riese nahm ihn zwischen seine Finger und betrachtete ihn aufmerksam.
„Mhmm, ein Mensch. So etwas habe ich lange nicht mehr gesehen. Was willst du?“
Die Stimme des Riesen war so laut, dass sich Eric die Ohren zuhalten musste!
„Ich…ich wollte wissen, warum du kein Feuerwerk mehr machst.“
„Feuerwerk? Ich mache doch kein Feuerwerk!“, sagte Ulf.
Eric hatte entsetzliche Angst. Dieser Riese sah so fürchterlich aus und er brüllte so laut. Aber Eric war hierhergekommen, um zu erfahren, was los war. So nahm er all seinen Mut zusammen und sagte:
„Doch, wenn du pupst, dann sehen wir unten im Dorf ein Feuerwerk, mit Funkenregen und Sternen.“
„Ach so, das.“ Der Riese winkte ab.
„Wieso pupst du nicht mehr?“, fragte Eric.
Jetzt fing Ulf wieder an zu weinen. Er ließ Eric los und der Junge fiel nach unten, immer tiefer und tiefer. Gleich würde er am Boden auftreffen und zerschellen! Doch als sein Fall gestoppt wurde, bemerkte Eric, dass er in die weichen Wolken gefallen war, die ihn aufgefangen hatten. Glück gehabt!
Der Riese schluchzte.
„Meine geliebten Feuerbohnensträucher sind plötzlich verdorrt. Ich kann keine Bohnen mehr essen und deshalb auch nicht mehr pupsen!“
„Dann pflanz doch einen neuen Strauch.“, schlug Eric vor.
„Das geht nicht, da ich alle meine Samen aufgebraucht habe! Nie wieder kann ich Feuerbohnen essen!“
Ulf weinte immer noch. Unten im Dorf prasselten seine Tränen als starker Regen auf die Fensterbänke und Gehwege.
„Und warum kaufst du dir keine neuen Samen?“, fragte Eric.
Verwundert sah der Riese den kleinen Jungen an.
„Feuerbohnensamen kann man nicht einfach kaufen. Sie sind sehr selten. Man muss sie suchen. Doch nur wenige wissen, wo man die Samen finden kann.“ 
...

Kurzvita

Claudia Bernstein hat sich für ihren bücherbegeisterten Sohn ein besonderes Weihnachtsgeschenk ausgedacht: Sie schrieb fantasievolle Abenteuer und bat ihre Mutter für jede Geschichte ein paar Bilder zu malen. Nachdem nicht nur ihr Sohn von dem Buch begeistert war, entschied sie sich, die Geschichten für Alle zugänglich zu machen.
Die Autorin lebt in München.

Dienstag, 27. Oktober 2015

GRUSELGRAUSIGE GEDICHTE von Brigitte Endres



Klappentext:
Gruselgrausige Gedichte für große und kleine Freunde gereimter Worte.
Von fidelen Traumgespenstern; einer weißen Frau, die einen Mann sucht; von Fridolin, dem Taggespenst; einem Kürbiskönig; einem vergnügungssüchtigen Skelett und einem Vampir ohne Krankenversicherung. Von zehn kleinen Teufelchen; von Ungetüm und Ungeheuer und schließlich einem Hexenrezept zum Nachkochen.
Vergnügliche Reimgeschichten aus dem Kinderfunk des Bayerischen Rundfunks, die auch kleinen Angsthasen ab 4 Jahren gefallen.

Erhältlich bei Amazon


Leseprobe:

Der Kürbiskönig
Es war am Tag vor Halloween,
als Bauer Friedhelm Augustin
einen großen Kürbis pflückte,
und abends seine Frau beglückte.
„Ach Friedhelm“, sagte sie entzückt,
und hielt das Messer schon gezückt.
„Wir werden ihm den Kopf ausweiden
und ihm ein Lachgesicht dann schneiden.“
Der Kürbis fand es nicht zum Lachen,
als sie ihm in den Schädel stachen.
Doch konnte er sich nicht beschweren
und sich auch nicht dagegen wehren.
Bis …
Bis sie ihm schnitzten den letzten Zahn.
Da fing er grimmig zu grollen an,
riss auf das Maul und biss ratzfatz,
den Bauern in den Hosenlatz.
Frau Augustin war kreidebleich.
Dem Bauern war‘n die Knie weich.
Der Kürbis wartete nicht lang,
und sprang.
Er rollte schnurstracks aus dem Haus
in die dunkle Nacht hinaus.
Und überrollte schier die Katze.
Die drohte mit der Krallenpratze.
„Du Feldgemüse ohne Glieder,
ich rate dir, mach das nicht wieder!“
Blitzartig sah der Kürbis klar,
dass er ja ohne Körper war.
Ganz ohne Bauch und Arm und Bein.
Sein Kopf war einsam und allein.
Er rief: „Ich will mir ‘nen Leib besorgen!
Noch heute Nacht, ich wart‘ nicht bis morgen.“
Schon rollte der Kürbis kopfüber, kopfunter
den langen Weg ins Dorf hinunter.
Dort traf er die gescheckte Kuh.
„Wo geht’s zum Laden“, rief er ihr zu?
„Der Laden, muh, der Laden ist zu“,
muhte die Kuh und fügte hinzu:
„Doch kommst du grad recht für Halloween.
Siehst du dort drüben die Kinder zieh‘n?“
Da sah auch der Kürbis den bunten Haufen
fröhlich über die Dorfstraße laufen.
Ein kleines Gespenst im weißen Tuch
rief laut: „Huhuh, Hahah, und Huch!“
Auch ein Skelett war mit dabei
und Hexen waren‘s sogar zwei.
Mit Jubelgeschrei haben sie ihn entdeckt,
das hat den Kürbis zuerst sehr erschreckt.
„Ach ist der schön! Ach ist der nett!“,
freute sich das kleine Skelett.
Und das Gespenst steckte ein Licht,
hinter das Kürbiskopfgesicht.
Jetzt machte der Kürbis den Mund ganz weit,
und zeigte die Zähne und grinste breit.
Sie schabernackten die halbe Nacht.
Der Kürbis hätt‘ gern noch weitergemacht,
doch Kinder müssen ja auch mal ins Bett.
Drum sagte grübelnd das kleine Skelett:
„Was machen wir jetzt mit dem Kürbismann?“
Da strengten die Kinder die Köpfe an
und hatten schließlich einen Plan.
Auf Bauer Friedhelms Kürbisfeld
stand einsam unterm Sternenzelt
ein sehr bedauernswerter Tropf.
Einer in Lumpen ohne Kopf.
Auf seinem Hals saß nur ein Hut.
Zum Vögel schrecken war er gut,
denn Vogelscheuchen müssen nicht denken,
sondern nur die Arme schwenken.
Flugs wurde aus dem Lumpengestell
ein leuchtender lachender Kürbisgesell.
Er stand zwar nur auf einem Bein,
sah jedoch sehr zufrieden drein,
denn ER war der Größte auf dem Feld,
der König über die Kürbiswelt.
Seither bewacht er seine Kumpanen,
die Kürbisse, seine Untertanen.
Als nicht lang nach Halloween
Bauer Friedhelm Augustin
die letzten Früchte ernten wollte,
der Kürbiskönig grimmig grollte.
Der Bauer hat ihn gleich erkannt
und ist erschrocken fortgerannt.
Du willst den Kürbiskönig mal seh‘n?
Dann musst du zum Gemüsefeld geh‘n.
Vergiss aber eine Kerze nicht!
Stell sie hinter sein Grinse-Gesicht!
Dann leuchtet er die ganze Nacht,
zeigt seine Zähne und lacht und lacht.


Vita:
Brigitte Endres hat Grundschulpädagogik, Germanistik und Geschichte studiert. Heute arbeitet sie als Kinderbuchautorin für Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie für den Bayerischen Rundfunk. Ihre Bücher wurden in viele verschiedene Sprachen übersetzt.  www.brigitte-endres.de