Sieghelm ist ein verarmter fahrender
Ritter. Seine Reisen führen ihn zu fremden Kulturen und gefährlichen
Abenteuern. Sieghelm kämpft nur in allergrößter Not mit dem Schwert. List, Mut,
Klugheit und sein wunderbares Lautenspiel sind sein Kapital.
Eine seiner erste Reisen führt den
Ritter in das Land der Wenden zu jener Zeit, als die deutschen Könige dabei
sind, die Ostkolonialisation in Angriff zu nehmen und die slawischen Gebiete
zwischen Elbe und Oder als Mark in das Deutsche Reich einzuverleiben. Im
Dienste des Gospondar von Broszec erlebt Sieghelm zahlreiche Abenteuer, bis
schließlich die Ritter des Deutschen Ordens den Herrschaftssitz des slawischen
Herrschers stürmen.
E-Book Kindle-Edition. Umfang ca. 40 Standardbuchseiten,
mit 6 Illustrationen von Wolfgang Schwerdt http://www.amazon.de/Gospondar-von-Broscec-Wolfgang-Schwerdt-ebook/dp/B005R0D5VY
Leseprobe:
Das Feuer wollte einfach nicht
angehen, zu feucht und kalt waren die Gräser das Reisig und das Holz. Und zu
klamm waren inzwischen seine Finger, um aus Schwamm und Stahl noch Funken zu
schlagen.
Wehmütig griff Sieghelm nach seiner
treuen Begleiterin, der Laute. Ein wenig unbeholfen schlug er die ersten Töne
mit seinen vor Kälte steifen und zittrigen Fingern an. Und auch die ersten
Töne, die sich aus seiner Kehle lösten glichen eher einem Krächzen. Sieghelm
sang ein Lied, bei dem einem warm ums Herz wurde, und je länger er spielte und
sang, desto wärmer und beweglicher wurden seine Finger, desto klarer seine
Stimme, bis schließlich Klänge und Harmonien in die düstere Landschaft
hinausströmten und selbst das schwarze Wasser in mildem Glanz erstrahlen
ließen, sogar die finsteren Erlen sich zur Melodie wiegten und hier und da im
modrigen Boden des bereits in die Dunkelheit der Nacht gehüllten Sumpfes kleine
Lichtlein aufglühten.
Ein heftiges Plätschern und Rauschen
direkt vor Sieghelm beendete die friedliche Stimmung jäh: “Wer wagt es da meine
Nachtruhe zu stören”, grollte eine tiefe Stimme mitten aus dem Wasser, “und wer
wagt es, in meinem Reich zu jagen.” Der wilde Wassermann, dessen Haupt sich nun
wie ein riesiger schwarzer Schemen aus der Tiefe erhob, hielt vorwurfsvoll
Sieghelms Angel in seiner glitschigen Faust. Die Erlen, die sich eben noch
genussvoll in der Melodie von Sieghelms wundervollen Lied gewiegt hatten,
erstarrten und die kleinen Lichtlein, die den finsteren Sumpf in ein mildes
Licht getaucht hatten, verloschen erschrocken eines nach dem anderen.
Bedächtig legte Sieghelm seine Laute
beiseite. “Ihr habt einen sehr rüden Ton an Euch, nennt Ihr das etwa
Gastfreundschaft?” Sieghelm wusste, dass mit Wassermännern nicht zu spaßen ist,
aber er gehörte eben nicht zu jenen Schlagetots, die sofort nach dem Schwert
griffen.
“Gastfreundschaft?” Das Lachen des
Wassermanns glich einem wilden Gebrüll, “Gastfreundschaft? Wer hat Dich denn
eingeladen, Herr Gast?”
Sieghelm antwortete ungerührt:
“Niemand hat mich eingeladen, aber ich bin ein fahrender Ritter und drohe zu
erfrieren und zu verhungern und ich benötige Eure Gastfreundschaft, denn es
scheint hier niemanden sonst zu geben.”
Das Wasser des kleinen Flussarmes
begann bedrohlich anzuschwellen, als sich der wilde Wassermann ganz aus den
Fluten erhob und in voller Größe vor Sieghelm aufbaute.
“Du bist ganz schön dreist, fahrender
Ritter”, die Stimme des Wassermanns ließ selbst die finsteren Erlen erzittern.
“Aber sage mir, fahrender Lumpenritter ohne Pferd, ohne Rüstung und ohne Tross,
wie könntest Du mir die Gastfreundschaft vergelten?”
“Nun, wilder Wassermann”, Sieghelm
zog langsam sein blitzendes Schwert - eine herrliche Waffe, um die ihn selbst
wohlhabende Ritter beneideten und nach seiner Laute das wertvollste, was er jemals
besessen hatte - und legte es bedächtig quer über seine Knie. Des Wassermanns
Blicke wurden begehrlich. “Nun wilder Wassermann, als Gegenleistung werde ich
Euch nicht töten.”
Der Wassermann erstarrte ebenso wie
sein Blick, der Sieghelm zu durchdringen schien. Furcht breitete sich in den
Augen des Wassermanns aus und mit einem gewaltigen Rauschen verschwand er in
der Tiefe der schwarzen Fluten.
Damit hatte Sieghelm nicht gerechnet.
Klar, er wollte den Wassermann beeindrucken und er war sich auch sicher, dass
es ihm gelingen würde. Aber hinter dieser Reaktion, dem blanken Entsetzen in
den Augen des wilden Wassermanns musste etwas anderes stecken.
Blitzschnell drehte sich der Ritter
um und im Bruchteil einer Sekunde glaubte er hinter sich aufgerichtet einen
gewaltigen Drachen zu erkennen. Einen Drachen, wie er ihn noch nie gesehen
hatte, mit riesigem Schlangenleib, wehender Mähne, gewaltigen Klauen und
Zähnen, so dick wie seine Oberschenkel und auf dem fürchterlichen Haupt blitzte
eine goldene Krone.
Ein Augenzwinkern nur und die
schreckliche Erscheinung war verschwunden. Stattdessen wand sich vor ihm eine
kleine Schlange, eine Schlange, wie es viele gab in dieser Gegend.
Reglos stand die Schlange mit
aufgerichtetem Hals vor Sieghelm und starrte den Ritter an. Und Sieghelm
starrte zurück.
Kurzvita Autor:
Geboren 1951 in Berlin, publiziert
der studierte Betriebswirt Wolfgang Schwerdt als Historiker, Buchautor und
Journalist seit den frühen 80er Jahren zu den Themenbereichen Archäologie und
Kulturgeschichte. Ab 2002 kam der Publikationsbereich Internet hinzu. Heute
betreibt Schwerdt 10 Blogs und Internetmagazine zu den Themen Katzen, Kultur,
Seefahrt und Geschichte und hat ca. 20 E-Books und Taschenbücher veröffentlicht.
Neben Sachbüchern zur
Kulturgeschichte veröffentlicht Schwerdt seit den 2010er Jahren auch Fantasy
sowie Kurzgeschichten und Romane zu Katzen und Seefahrt. Insbesondere hier
versucht der Autor über spannende Abenteuerinhalte auch Kinder und Jugendliche
zu erreichen, unterhaltsam ein wenig geschichtliches Wissen zu vermitteln und
zum Nachdenken anzuregen. Mit seinem Projekt Rotbartsaga hat der Autor seit
2014 seinen literarischen Schwerpunkt für die nächsten Jahre gefunden. Derzeit
ist der zweite Band „Schiffbruch vor Sumatra“ in Arbeit, der voraussichtlich im
Frühjahr 2016 erscheinen wird.
Der Rotbartsaga-Projektblog: http://rotbartsaga.com
Der Autorenblog: http://wolfgangschwerdt.wordpress.com/
Der Autor auf Facebook: http://www.facebook.com/wschwerdt
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