Klappentext:
Durch ein Erbe kommt Familie Vogelsang sehr überraschend auf
den Hund. Doch nicht genug damit. Neben dem Bernhardiner Bernhard und der
resoluten Haushälterin Mathilde, hat Dr. Vogelsang auch noch eine
Tierarztpraxis in Bärental geerbt. Außer Linchen, der Jüngsten, ist keiner der
Vogelsangs davon begeistert, von der Stadt aufs Land ziehen zu müssen. Vor
allem Antonia und Felix hadern schwer damit. Was die Vogelsangs in Bärental
erwartet, und wie sie sich allmählich mit den Herausforderungen ihres neuen
Lebens anfreunden, erzählt dieser turbulente erste Band der Reihe, in dem es
viel zu lachen gibt.
Eine warmherzige Geschichte um „tierische“ und menschliche
Probleme.
Für Tierfreunde ab 8 Jahren
Link zum E-Buch:
Das Buch erschien in der Erstauflage im Herder-Verlag und
ist bereits vergriffen. Jetzt ist es als Kindle-Ebook wieder zu haben.
Leseprobe:
(Kaum in Bärental angekommen, wird Dr. Vogelsang schon
gebraucht. Mathilde und Linchen begleiten ihn.)
Als der Jeep auf den Hof rollte, raste ihnen, aus
Leibeskräften kläffend, ein halbhoher Mischlingshund entgegen.
Mathilde griff nach einer großen braunen Tasche und stieg
aus. „Ist ja gut! Bist ein prima Hofwächter, Zottl!“, lobte sie den Hund. Zottl
hörte sofort auf zu bellen und begrüßte sie freudig.
Linchen sprang entzückt aus dem Auto. Das war ja ein echter
Bauernhof, genau wie in ihrem Bilderbuch! Hühner pickten unter einem Apfelbaum,
eine Katze strich am Haus entlang. Die Stalltür stand offen, süßlicher
Stallgeruch erfüllte die Luft.
Ein kleiner kräftiger, sonnengebräunter Mann erschien im
Türrahmen. „Gut, dass ihr gleich gekommen seid, Mathilde“, sagte er erleichtert
und reichte dann Dr. Vogelsang die Hand. „Und Sie sind also der neue Doktor?“
Herr Vogelsang nickte beklommen, während er den herzlichen
Händedruck Haslers entgegen nahm.
„Die Babsi plagt sich jetzt schon über eine Stunde mit den
Presswehen“, sagte der Bauer, „aber sie kommt einfach nicht weiter.“
Er ging voran. In einer Box lag auf einer sauberen
Strohschüttung eine hübsche braune Kuh. Ein kleiner Junge, etwa in Linchens
Alter, kauerte hinter ihr und hielt ihren Schwanz hoch.
Mathilde stellte die Tasche ab. „Na Maxl, hilfst du der
Babsi?“
„Die Füße haben schon rausgeschaut, aber dann sind sie
wieder reingeschlüpft“, antwortete der Kleine.
„Das Problem ist, das Kalb ist recht groß“, erklärte Bauer
Hasler. „Wenn’s nicht ihr erstes wär, würd ich’s ja selber holen. Aber mir ist
schon lieber, wenn Sie das machen Doktor.“
In diesem Moment ging eine gewaltige Anspannung durch den
Körper der Kuh, ihre Flanken zitterten. Für einen Moment konnte man tatsächlich
die Vorderbeine des Kälbchens sehen.
Linchen staunte. „Unterm Schwanz kommt das Kalb raus?“
Der kleine Maxl bemerkte Linchen erst jetzt. Er grinste. „Wo
denn sonst?“
„Also, mein …“, Mathilde stockte, „mein Dr. Vogelsang. Was
schlägst du vor?“
Herr Vogelsang hatte die ganze Zeit fieberhaft überlegt, was
er über Zughilfe beim Kalben gelernt hatte.
„Zugbänder um die Mittelhand und dann mit den Wehen ziehen“,
antwortete er.
„So und nicht anders!“, sagte Mathilde zufrieden und kramte
geschäftig die Zugbänder aus der Tasche.
Maxl machte den beiden Platz, und stellte sich neben
Linchen. Neugierig beäugten sich die Kinder.
Mathilde und Dr. Vogelsang warteten auf die nächste Wehe,
dann schlangen sie die Bänder um die Fesselgelenke des Kalbes. Der Leib der Kuh
presste sich mit aller Kraft zusammen.
„Jetzt!“, rief Mathilde.
Beide zogen an. Für einen Moment erschien das Maul des
Kalbes. Doch als die Wehe vorbei war, rutschte es wieder zurück. Einige Male
ging das so. Endlich drang der Kopf mit den Vorderbeinen durch.
„Komm Babsi, mach zu!“, ermunterte Mathilde das Muttertier.
„Jetzt hast du’s gleich!“
Durch die Kuh ging ein Ruck, sie presste noch einmal
ordentlich. Mathilde und Dr. Vogelsang zogen wieder an – und der restliche
Körper des Kälbchens flutschte heraus. Erschöpft sah sich Babsi nach ihrem Kind
um. Ganz nass vom Fruchtwasser und fast leblos lag es da.
„Ui, ist das süß!“, rief Linchen.
Mathilde strich mit einer geübten Handbewegung über die Nase
des Kleinen, um die Nasenlöcher vom Schleim zu befreien. Dann massierte sie mit
einem Bündel Stroh den Brustkorb des Kalbes.
„Warum machst du das?“, fragte Linchen.
„Damit sein Kreislauf in Gang kommt“, erklärte ihr Mathilde.
Inzwischen hatte der Bauer eine große Schüssel Wasser für
Babsi geholt. Gierig trank sie alles aus. Dann schleppte er das Kalb vor zum
Kopf seiner Mutter. Babsi betrachtete es verwundert, so, als könne sie selbst
kaum glauben, dass dieses niedliche Kälbchen ihr eigenes war. Sie begann, es
trocken zu lecken. Dabei muhte sie, dunkel und samten, mal lauter, mal leiser.
Das Junge hob den Kopf und sah sie vertrauensvoll an. Es wusste jetzt, wie das
Muh seiner Mutter klang, es würde ihre Stimme unter tausend anderen
heraushören.
Niemand im Stall sagte ein Wort. Es lag etwas Feierliches,
Berührendes in diesem Augenblick. Linchen starrte, den Finger in der Nase,
fasziniert auf das Mutterglück. Sie verstand, ohne dass man ihr das sagen
musste, dass man die beiden jetzt nicht stören durfte.
„Papsili, darf ich das Kälbchen morgen besuchen?“, flüsterte
sie Dr. Vogelsang zu.
„Au ja“, rief Maxl freudestrahlend. „Und dann spielen wir
zusammen.“ ...
Vita:
Brigitte Endres hat Grundschulpädagogik, Germanistik und
Geschichte studiert. Heute arbeitet sie als Kinderbuchautorin für Verlage in
Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie für den Bayerischen Rundfunk.
Ihre Bücher wurden in viele verschiedene Sprachen übersetzt. www.brigitte-endres.de
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