Klappentext:
+++ Freundschaft,
Pferde und der erste Fall für die vier Westend-Girls +++
Lucia soll
abnehmen und Sport treiben. Obwohl sie Angst vor Pferden hat, entscheidet sie
sich für das Reiten – so schwer kann es ja nicht sein, auf einem Pferd zu
sitzen, oder?
Zufällig erfährt
sie von einem Plan, das bevorstehende Reitturnier zu sabotieren. Sie erzählt
Jessica davon, die in der Schule eine Klasse über ihr ist und die sie im
Reitstall trifft. Auch Jessicas Schwester Anna hat vom Arzt Reitstunden
verordnet bekommen, um ihren Haltungsschaden zu korrigieren. Mit List und Tücke
finden die drei noch weitere Details zu dem fiesen Plan heraus, doch beweisen
können sie das alles nicht.
Erst Emine gibt
den entscheidenden Hinweis auf die wahre Identität desjenigen, der hinter dem
ganzen Komplott steckt. Können sie das Turnier und damit den Reiterhof im
Westend retten?
Für Mächen von 9
bis 12
Erhältlich als E-Book
(Formate: mobi und epub) im 26|books-Verlag
Leseprobe:
Kapitel 3
Lucia lehnte am
Torpfosten der riesigen Reithalle und hatte Magenschmerzen. Außerdem war ihr
schlecht und ihre Knie zitterten, dass sie glaubte, keinen Meter mehr gehen zu
können. Die Pferde waren viel größer, als sie sie in Erinnerung hatte, und
obwohl nicht direkt eine Bedrohung von ihnen ausging, hatte Lucia Angst.
Aber natürlich
wusste sie, dass es kein Zurück gab. Sie hatte sich entschieden, da musste sie
jetzt durch. Es war alles recht schnell gegangen, zu schnell in ihren Augen.
Kaum hatte sie ihren Eltern mitgeteilt, dass Reiten ihre erste Wahl war, hatte
ihr Vater auch schon einen ersten Termin vereinbart. Drei Tage und drei lange
Nächte zweifelte Lucia an ihrem Entschluss und fand, dass die Lästereien der
Zwillinge vielleicht doch das kleinere Übel wären. Aber immer, wenn sie das
Thema ansprechen wollte, fehlte ihr der Mut. Nicht einmal mit ihrer Mutter
konnte sie darüber reden. Und die wusste doch sonst alles über sie. Na ja, fast
alles.
Selbst Emine war
keine große Hilfe gewesen.
„Probier’s doch
erst mal aus, bevor du dich entscheidest. Vielleicht gefällt es dir ja sogar“,
hatte sie vorgeschlagen, praktisch wie immer.
„Du hast gut
reden“, hatte Lucia erwidert. „Du musst dich ja nicht auf so ein Riesenvieh
setzen.“
Lucia schloss
die Augen und wünschte sich sonst wohin. Doch alles um sie herum erinnerte sie
daran, dass sie kurz vor ihrer ersten Reitstunde stand: sie hörte die leisen
Befehle des Reitlehrers und das Schnauben der Tiere, der Sattel knarzte und
schabte auf der Haut, wenn das Schulpferd am Tor vorbeikam; es roch nach Leder,
ein wenig Schweiß, natürlich nach Pferd, aber auch nach Staub. Das kam
vermutlich von dem erdigen Belag auf dem Hallenboden.
Lucia schaute
auf ihre Uhr. Noch fünf Minuten, die letzte Galgenfrist. Ob sie doch ihrer
Mutter sagen sollte, dass es nicht ginge? Mit zusammengekniffenen Augen schaute
sie dem Schulpferd zu, das stetig seine Kreise lief. Der Junge, der in seinem
Sattel saß, sah nicht viel glücklicher aus als Lucia sich fühlte. Ein
Leidensgenosse, immerhin.
Im hinteren Teil
der Reithalle lief ebenfalls ein Pferd immer im Kreis herum, aber es saß
niemand im Sattel, sondern eine Gruppe von Kindern lief abwechselnd neben dem
Pferd her, sprang auf seinen Rücken, vollführte Kunststücke darauf und sprang
wieder herunter. Lucia hatte das schon einmal im Fernsehen gesehen, dennoch
traute sie kaum ihren Augen. Du lieber Himmel, wie war es möglich, auf ein
galoppierendes Pferd zu springen, das viel größer war als man selbst? Ganz
davon zu schweigen, dass die Jungen und Mädchen ganz locker auf dem
Pferderücken standen und sich im Rhythmus mitbewegten, als hätten sie ihr Leben
lang nichts anderes getan.
Eines der
Mädchen kam Lucia bekannt vor. War das nicht ...? Ja, das musste Jessica sein,
die in die nächsthöhere Klasse ging. Auch das noch. Konnte man denn nirgends
hingehen, ohne von jemandem beobachtet zu werden? Ausgerechnet Jessica, die
schon mehrere Preise in der Leichtathletik gewonnen hatte und immer als
Aushängeschild für die Schule herhalten musste. Lucia wäre am liebsten im
Erdboden versunken. Doch gerade da stupste ihre Mutter sie an und sagte:
„Du bist dran.
Viel Glück.“
„Hmpf“, machte
Lucia und ging mit unsicheren Schritten in die Halle hinein. Der Junge kam ihr
mit ähnlichen Schritten entgegen und grinste sie schief an. Wenn sie wenigstens
anständige Klamotten gehabt hätte, wie die anderen Reiter, aber nein, eine alte
Jeans und feste Schuhe reichten, hatte der Reitlehrer ihren Eltern gesagt.
Lucia konnte natürlich verstehen, dass ihre Eltern nicht Geld für Reitklamotten
ausgeben wollten, wenn nicht sicher war, ob sie dabei bleiben würde, aber wie
sah das denn aus.
Jessica, die
hatte natürlich eine tolle Reithose und die passenden Stiefel an und sah damit
umwerfend gut aus. Aber das tat sie ja immer, mit der tollen Figur und den
kurzen blonden Haaren.
Lucia wandte den
Blick ab und starrte ihren künftigen Reitlehrer an. Gerd hieß er und lächelte
sie nett an.
„Hallo, Lucia“,
sagte er und reichte ihr die Hand. Immerhin konnte er ihren Namen richtig
aussprechen, das war doch schon mal etwas.
„Hallo“,
erwiderte Lucia leise.
„Das ist
Rosita“, stellte Gerd das Pferd vor. „Du musst keine Angst haben, es wird dir
nichts passieren.“
Sagte er das zu
jedem Anfänger oder nur zu ihr? Lucia schnitt eine Grimasse.
„Wir fangen ganz
langsam und gemütlich an, okay?“ Gerd machte sich am Steigbügel zu schaffen und
zeigte Lucia dann, wie sie sich neben Rosita stellen musste.
„Linker Fuß in
den Steigbügel.“
Klang einfach,
war es aber nicht. Es fehlten ungefähr zwanzig Zentimeter. Lucia hob das Bein
so sehr, dass es schon weh tat, aber der Steigbügel kam keinen Millimeter
näher. Na klasse.
Mit einem „Lass
mal“ verlängerte Gerd den Steigbügel noch einmal nach unten, aber trotzdem
musste er dann doch noch nachhelfen, bis Lucias linker Fuß endlich im
Steigbügel stand.
„Gut. Jetzt mit
der linken Hand vorne am Sattel und mit der rechten hinten festhalten.“
Aha. Auch das
klang einfacher als getan, denn der Sattel war einfach viel zu weit oben. Doch
diesmal schaffte es Lucia ohne Gerds Hilfe. Ziemlich verdreht hing sie halb in
der Luft, stand mit dem rechten Bein auf Zehenspitzen auf dem Boden. Sie gab
sicher ein lustiges Bild ab.
„Schwung holen
und nach oben ziehen.“
Schwung holen?
Wie bitte holt man, auf Zehenspitzen stehend, Schwung? Lucia biss die Zähne
zusammen und federte sich ab. Und siehe da, es funktionierte. Allerdings nur,
weil Gerd kräftig mitgeholfen hatte. Nun stand Lucia im Steigbügel und fand die
Höhe ziemlich erschreckend.
„Rechtes Bein
über den Sattel schwingen und hinsetzen. Aber nicht plumpsen, sondern sanft in
den Sattel setzen. Du willst doch Rosita nicht ins Kreuz fallen?“
Nein, wollte sie
nicht, machte es aber trotzdem. Die Kraft ging ihr aus und mit einem lauten
Stöhnen plumpste sie auf das harte Leder.
„Na, das war für
den Anfang doch schon ganz gut“, lobte Gerd und kürzte die Steigbügel, während
Lucia sich am Sattel festklammerte. Rosita hatte sich während der gesamten
Aufsteigprozedur keinen Millimeter von der Stelle gerührt.
„Jetzt nimm die
Zügel in die Hand“, sagte Gerd.
Wie, sie sollte
den Sattel loslassen? Nein, kam überhaupt nicht in Frage. Lucia klammerte
fester.
„Lucia“, sagte
Gerd sehr geduldig. „Du musst den Sattel loslassen. Dir kann nichts passieren,
versprochen. Nimm die Zügel in die Hand.“
Widerstrebend
ließ Lucia los und nahm die Zügel in die Hand. Gerd zeigte ihr die richtige
Handhaltung.
„Okay“, sagte
er, als er einigermaßen zufrieden war. „Jetzt geht’s los. Wir werden heute nur
den Schritt üben. Versuche, den Rhythmus des Pferdes zu spüren und mitzugehen.
Zieh nicht am Zügel, sonst tust du Rosita weh.“
Rosita setzte
sich in Bewegung. Es war gar nicht so schlimm, wie Lucia befürchtet hatte.
Langsam und gemütlich zuckelten sie im Kreis herum. Sie warf einen Blick auf
die Voltigiergruppe. Gerade sprang Jessica auf den Rücken des Pferdes, machte
dort einen Handstand, stellte sich wieder auf die Füße und hüpfte anschließend
mit einer schraubenförmigen Bewegung auf den sicheren Hallenboden. Gott, wenn
sie das doch auch könnte. Sie wäre sicher sehr beliebt bei allen und womöglich
ein gefeierter Star. Jessica zumindest hatte viele Freundinnen in der Schule,
immer war sie von einer Schar Jungs und Mädchen umgeben. Emine hielt sie für
arrogant. Es gab Gerüchte in der Schule, dass ihr Vater ein gefeierter ...
„Lucia,
konzentriere dich bitte auf dein Pferd“, riss Gerds Stimme sie aus ihren
Gedanken. „Versuche gerade zu sitzen. Kreuz nach vorne drücken, Knie an den
Sattel pressen, Fußspitzen nach innen und oben. Und klammere dich nicht am
Zügel fest. Das ist kein Lenkrad.“
Idiot, dachte
Lucia, versuchte aber dennoch, die vorgeschrieben Haltung einzunehmen. Aber auf
so viele unterschiedliche Dinge konnte sie nicht auf einmal achten. Kreuz vor,
okay, aber Knie an den Sattel pressen? Ihr tat doch sowieso schon alles weh.
Die Stunde ging
irgendwann vorbei, und Gerd zeigte ihr zum Schluss noch, wie sie einigermaßen
elegant aus dem Sattel kam. Aber Lucia hatte einfach keine Kraft mehr und
landete auf ihrem Hosenboden anstatt auf ihren Füßen.
„Aua“, sagte sie
und hätte am liebsten geheult.
Gerd zog sie
hoch. „Das war für den Anfang doch gar nicht so schlecht. Andere haben sich da
viel dümmer angestellt“, sagte er.
Lucia sah ihn
zweifelnd an. Das sagte er doch sicher zu jedem Anfänger, damit sie nicht
gleich nach der ersten Stunde das Handtuch warfen. Dennoch war sie ihm dankbar
dafür. Sie verabschiedete sich und stakste mit steifen Beinen Richtung Ausgang,
wo sie ihre Mutter erwartete. Doch die war nicht da.
Über die Autorin
Luisa Hartmann
(Jahrgang 1958) lebt mit ihrer Familie in München und schreibt deutsch und
englisch. Sie hat zahlreiche Kurzgeschichten und Artikel veröffentlicht; eine
ihrer Spezialitäten sind 3-Minuten-Geschichten zum Vor- und Selbstlesen.
Insgesamt sind bisher acht Romane erschienen, darunter die zweisprachige
Abenteuerreihe rund um Britta. Einige der Bücher wurden ins Spanische,
Polnische, Ungarische, Türkische und Koreanische übersetzt.
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