Klappentext:
»Es roch nach verbranntem Holz, nach Magie, nach Angst ...«
Luleas magisches Zuhause wurde entdeckt. Verwüstet und verlassen gibt es keine Spur von ihrer Familie. Nur der Hexenrat scheint mehr zu wissen ...
Ein düsteres Geheimnis wirft seine Schatten auf den idyllischen Wunschelwald und führt die junge Hexe hinaus in die Welt der Menschen und in ein dunkles Gemäuer. Die Schule der gestohlenen Magie!
Noch spannender und temporeicher lässt das zweite Abenteuer der jungen Hexe einen kaum zu Atem kommen.
Frech, spritzig und unverkennbar Lulea!
Erhältlich bei Amazon.
Leseprobe:
Kapitel 1
Kapitel 1
»Lu, lass
mich runter. Oh je, ich glaube, mir wird
schlecht.
Das ist viel zu hoch, viel, viel zu hoch.
Ich
rutsche, Lu, ich werde sterben, ich werde mir
den Hals
brechen«, jammerte der Kater mit vor
Aufregung
gesträubtem Fell.
»Klecks,
beruhige dich! Mach die Augen auf,
dann wird
dir auch nicht schlecht«, antwortete
die junge
Hexe ihrem Vertrauten.
Voller
Angst krallte Klecks sich auf dem Besenstiel
fest. Seit
Monaten hatten die Beiden das nun
trainiert,
aber mit einem am Boden liegenden Stiel
zu üben,
oder auf einem schwebenden zu stehen,
war ein
himmelweiter Unterschied.
»Krall dich
nicht so doll fest! Du weißt, dass
Kalax das
nicht mag. Du zerkratzt ihn.« Kalax
war ihr
Hexenbesen, den sie zu ihrem dreizehnten
Geburtstag
bekommen hatte.
Es war vor
fast einem Jahr ganz schön knapp
gewesen für
Lulea. Ihre beiden Vertrauten, der
junge Kater
Klecks und der Sperlingskauz Schru
Schru
hatten sich sehr viel Zeit gelassen, sie zu
finden.
Ohne Vertrauten gab es für Hexen keinen
Besen und
auch nicht die Erlaubnis, das Zaubern
zu lernen.
Aber all diese Sorgen waren lang vergessen.
Plötzlich
rutschte eine von Klecks‘ Vorderpfoten
ab und
kratzte unsanft über das Holz. Kalax
tat einen
überraschenden Ruck nach vorne und
der Kater
verlor vollends das Gleichgewicht. Mit
einem
jämmerlichen Mauzen stürzte er hinab.
»Hast du
dir was getan?«, fragte Lulea besorgt.
»Ich habe
mein Leben an mir vorbeiziehen
sehen«,
jammerte Klecks, der kaum einen halben
Meter unter
Luleas Füßen im Gras hockte.
»Das muss
aber ein reichlich kurzes Leben
gewesen
sein, bei der enormen Höhe«, erklang
eine
glockenhelle Stimme, die Mühe hatte, ein
Lachen zu
unterdrücken.
Im gleichen
Moment, als Lulea nach ihrer kleinen
Freundin
Ausschau hielt, kam die Fee Flitze
bereits als
Lichtblitz auf sie zugeflogen. Die Sonnenstrahlen
glitzerten
auf ihren Flügeln und ließen
sie für
einen Moment wie schimmerndes Glas
aussehen.
Bei ihrer
ersten Begegnung hätte niemand
gedacht,
dass aus der jungen Hexe und der frechen
kleinen Fee
mal beste Freundinnen würden.
Flitze
hatte Lulea bei einer Begegnung im
Wald
mehrfach schmerzhaft an den roten Locken
gezogen,
woraufhin die zwei wie Gewitterhexen
aufeinander
losgegangen waren. Dies hatte zur
Folge, dass
sie durch einen missglückten Zauber
geschrumpft
wurden und Lulea, klein wie eine
Maus, von
einem Kauz entführt wurde. Damit
aber nicht
genug. Von einer Spinne gefesselt, von
Feen
gefangen genommen und beinahe von einer
Elster
gefressen, mussten die Freundinnen viele
Gefahren
überstehen, um nun gemeinsam durch
dick und
dünn zu gehen.
»Lu, frag
doch mal deine Mutter, ob sie einen
Zauber
gegen Höhenangst weiß«, stichelte Flitze
weiter.
Klecks war
froh, dass man dank seines Fells
nicht sehen
konnte, wie er aus Verlegenheit rot
wurde. Es
war auch wirklich peinlich, als Katze
Höhenangst
zu haben – besonders als Vertrauter
einer Hexe.
Er wollte Lulea und Schru Schru auf
ihren
Ausflügen so gerne begleiten, doch anstatt
mit ihr
zusammen auf dem Besen zu fliegen,
musste er
am Boden bleiben und zuschauen. Jedes
Mal, wenn
er den kleinen Sperlingskauz mit der
Hexe
zwischen den Bäumen verschwinden sah,
wurde
Klecks richtig neidisch. Dass Luleas beste
Freundin
Flitze auch fliegen konnte, machte das
Ganze nicht
besser.
Klecks
schämte sich dafür, dass er auf die beiden
eifersüchtig
war, und hatte es sich deswegen
in den Kopf
gesetzt, seine Höhenangst zu überwinden.
Aber das
war viel leichter gesagt als
getan.
»Wo habt
ihr denn Schru Schru gelassen?«,
fragte
Flitze in
diesem Moment.
»Er
wechselt sein flohverseuchtes Gefieder«,
antwortete
Klecks.
»Er tut
was?«
»Er ist in
der Mauser«, kam Lulea einem weiteren
Kommentar
von Klecks schnell zuvor. In
letzter
Zeit gab es immer wieder Streitereien zwischen
ihren
beiden Vertrauten und sie konnte die
ständigen
Sticheleien wirklich nicht mehr hören.
Vielleicht
war das der Grund, warum Hexen
normalerweise
nur einen Vertrauten hatten. Lulea
musste
dringend eine Lösung für dieses Problem
finden und
das möglichst schnell, denn sonst
würde sich
ihre Mutter einmischen. Dass Klecks
und Schru
Schru sich vertrugen, war die einzige
Bedingung
gewesen, die sie einhalten mussten,
um bei ihr
bleiben zu dürfen. Lulea fürchtete
sich vor
den Konsequenzen, wenn Chrisanne der
Geduldsfaden
riss. Wegnehmen konnte man ihr
wegen ihrer
magischen Verbindung zwar keinen
ihrer
Vertrauten, wie Lulea jedoch wusste, gab es
andere
magische Mittel und Wege, tierische Streitereien
zum
Verstummen zu bringen.
»Lulea,
hast du nicht etwas vergessen?« Flitze
ließ sich
auf ihrer Schulter nieder und betrachtete
ganz
unschuldig ihre winzigen Fingernägel.
»Oh,
NEIN!!! Hättest du mich nicht sofort daran
erinnern
können? Mist, Mist, Mist! Ich bekomme
bestimmt
Flugverbot, oder … keine Ahnung, was
sie mit mir
machen. Das ist jetzt schon das dritte
Mal, dass
ich diesen Monat zu spät zum Unterricht
komme.«
Lulea raufte sich die Haare, sodass
ihre Locken
noch wilder als sonst vom Kopf
abstanden.
»Klecks, willst du mitfliegen? Nein,
schon gut.
Dann lauf schon mal los.«
Im nächsten
Moment hatte Lulea sich Kalax
geschnappt,
der bereits startbereit über dem
Boden
schwebte und Klecks war als geflecktes
Fellknäuel
von der Lichtung gestürmt und im
Wald
verschwunden.
Lulea
schüttelte den Kopf über ihre Dusseligkeit.
Sie konnte
jetzt schon das Donnerwetter hören,
welches auf
sie wartete. Seit ihrem dreizehnten
Geburtstag
hatte sich für Lulea vieles verändert.
Endlich
musste sie nicht mehr zur Waldschule
gehen und
sich dem Gespött der anderen Schüler
aussetzen.
Dafür hatte sie nun zwei unerbittliche
Lehrerinnen.
Nämlich ihre Mutter und ihre Großmutter.
Vor fast
einem Jahr sahen ihre Pläne noch
ganz anders
aus. Kaum dass sie zaubern und fliegen
durfte,
wollte sie in die Hauptstadt ziehen
und dort
eine der angesehenen Hexenschulen
besuchen.
Leider
stellte sich die Leiterin der Hexenschule
als
ziemlich verbohrt heraus. Klar war es Hexen
erlaubt mit
ihren Vertrauten in der Schule zu
wohnen, ja
man hätte ihr sogar erlaubt, mit beiden
Vertrauten
dort ihr Zimmer zu beziehen. Wo
man ihr
aber kein bisschen entgegen kam, war
bei Flitze.
Besten Freundinnen, die keine Hexen
waren, war
der Zugang nicht gestattet.
Voller
Zuneigung beobachtete Lulea Flitze, wie
diese neben
ihr in einem Höllentempo herflog. Es
hatte viele
hitzige Diskussionen mit ihrer Mutter
gegeben. Ob
sie nicht in die Stadt ziehen könnten.
Aber Chrisanne
wollte ihren Hexenbaum partout
nicht
verlassen. Schlussendlich musste sich Lulea
entscheiden.
War ihr der Besuch einer Hexenschule
oder ihre
Freundin wichtiger? Lulea hatte
sich schon
einmal für die Fee entschieden und
diese
Entscheidung nie bereut. So fiel auch dieses
Mal die
Wahl auf Flitze und Lulea wurde fortan
von ihrer
Familie in der Hexenkunst unterrichtet.
Ob sie sich
dadurch einsam fühlte? Nein! Warum
auch? Fast
ununterbrochen war sie in Gesellschaft
ihrer drei
Freunde, was sie unglaublich glücklich
machte.
»Glaubst
du, Mama lässt mich jetzt wieder
stundenlang
die geistige Kontrolle über einen
Putzlappen
üben? Ich weiß wirklich nicht, was
das soll.
Wo das doch mit einem kurzen Zauberspruch
viel
einfacher geht.«
»Deine
Mutter wird schon ihre Gründe haben,
warum du
das lernen sollst«, meinte Flitze.
Einen Grund
mochte ihre Mutter bestimmt
haben, aber
er war für Lulea einfach nicht ersichtlich.
Sie hörte
regelrecht die Belehrungen auf sie
niederprasseln.
»Lulea, das besondere Geschick
einer Hexe
ist es, nicht mit Worten, sondern durch
reine
Willenskraft zaubern zu können. Das unterscheidet
uns unter
anderem von den Magiern. Sie
machen sich
die Magie durch die Macht der Worte
untertan
und brauchen immer Hilfsmittel, um sie
zu
beherrschen. Der mächtigste Magier kann nur
so mächtig
sein wie sein Hilfsmittel. Nimmt man
es ihm weg,
ist er nur ein normaler Mensch. Aber
wir Hexen
tragen die Magie in uns und können
sie allein
durch unseren Willen lenken. Mit viel
Übung ist
dein kleiner Finger so mächtig, wie der
Zauberstab
eines Magiers und … man kann ihn
dir nicht
wegnehmen!«
Lulea
konnte zwar schon ein Lied von dem Vortrag
singen,
trotzdem trieb sie Kalax an, damit er
sich
beeilte. Nach fast einem Jahr Fliegen kannte
sie den
Wunschelwald besser aus der Luft als vom
Boden aus.
Hier war ein Ast abgebrochen und
hing tot
von einem sonst grünen Baum, da gab es
eine kleine
Schneise, weil ein Bach sich seinen Weg
durch den
Wald suchte. Eine kleine Baumgruppe
hatte es
ihr ganz besonders angetan. Sie sah aus
wie eine
Familie, die sich zusammenkuschelte.
Zwei große
Tannen mit drei kleinen, aber dicken
Jungbäumen.
Immer wenn sie diese Gruppe sah,
wusste
Lulea, dass sie bald zu Hause war. Eilig
sauste sie
an der Baumfamilie vorbei und hoffte,
dass sie
nicht allzu lange gebraucht hatte.
Mürrisch
zupfte Schru Schru an einigen seiner
Federn
herum. Er sah aus wie ein gerupftes Huhn,
das in
einen Herbststurm geraten war. Hier juckte
es und da
pikste es. Die Mauser war eine Qual
und man
musste eigentlich gar nicht besonders
erwähnen,
dass auch seine Eitelkeit empfindlich
angeknackst
war.
Bereits
seit Tagen mied er seine Freunde, denn
er hatte
die ständigen Spötteleien dieser vierbeinigen
Nervensäge
Klecks und der Fee gehörig satt.
Lulea
vermisste er jedoch sehr. Als Vertrauter
bestand ein
ganz besonderes Band zwischen ihm
und der
Hexe. Beide sehnten sich nach der Nähe
des
anderen, als wäre man nur zusammen ein
Ganzes und
dieses Sehnen wurde immer unerträglicher,
je länger
er von Lulea getrennt war.
»Ach
Quatsch! Ich mach mir einfach Sorgen!
Wenn ich
nicht wäre, würde diese Hexe doch
ständig in
Schwierigkeiten stecken«, rückte sich
der
Sperlingskauz selber den Kopf zurecht. »Dieser
unreife
Möchtegernvertraute von Kater kann
ihr doch
keine Ratschläge geben. Dieser Angsthase
… dieser …
dieser!«
Schru
Schrus struppiges Gefieder sträubte sich
vor Ärger.
Tief durchatmen, dachte er und versuchte,
sich durch
bewusste, langsame Atmung
wieder zu
beruhigen. So konnte ihn nur Klecks
auf die
Palme bringen und dafür musste der Kater
noch nicht
mal in der Nähe sein. Schru Schru
fühlte sich
einfach verantwortlich für Lulea. Es
war seine
Aufgabe, auf sie, nein auf alle drei, aufzupassen,
und er nahm
diese Aufgabe sehr ernst.
Auch wenn
ihn die Fee und der Kater oft zur
Weißglut
trieben.
»Also, Schru
Schru, bist du eine Eule oder eine
Maus?
Mauser hin oder her, reiß dich zusammen!
Lulea
braucht dich. Also flieg los«, versuchte er
sich in
seiner kleinen dunklen Baumhöhle, in der
er hockte,
Mut zuzureden. Es wirkte.
»Lu, ich
komme!«
Zögerlich
wackelte er ins Freie, stieß sich vom
Ast ab und
erhob sich in die Lüfte, um als kleiner,
dunkler und
struppiger Punkt in der Ferne
zu verschwinden.
Über die Autorin:
Felizitas Montforts wurde
im Februar 1983 geboren. Als Kind entdeckte sie zeitgleich ihre Begeisterung
für das Lesen wie auch für das Schreiben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren
Zwillingen und einer sehr anhänglichen Katze in Viersen am Niederrhein. In
ihrer Freizeit widmet sie sich dem Schreiben und ihrem Food-Blog.
www.felizitas-montforts.de
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