Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren
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Dienstag, 10. Oktober 2017

Auf der Spur des Abenteuers mit Henry und Saro von Yani Nara



Klappentext

Schnüffle wie ein Hund und denke wie ein Mensch! Begleite den neunjährigen Henry und seine Hündin Saro einen ganzen Sommer lang. Sei bei ihren spannenden Ausflügen dabei und erlebe, wie wahre Freunde selbst in den gefährlichsten Momenten zueinander halten. Folge Henry und Saro – Auf der Spur des Abenteuers!
Eine lustige, abenteuerliche und emotionale Geschichte für Kinder ab 7 Jahren, über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier. Die Erzählung bietet durch altersgerechten Sprachgebrauch und spannende Elemente selbst lesefaulen Kindern Anreiz, bis ganz zum Schluss zu lesen. Durch den Perspektivenwechsel der erzählenden Hauptfiguren erleben die Leser die Abenteuer von Henry und Saro haut- bzw. fellnah mit.
Erhältlich bei Amazon.



Leseprobe zu „Auf der Spur des Abenteuers – mit Henry und Saro“

Zu zweit
„Papa hat gesagt, für den Anfang sollst du nur bis zur kleinen Brücke gehen. Spiel danach noch ein bisschen mit Saro auf der Wiese, das ist auch okay!“, rief meine Mutter laut und deutlich vom Balkon auf die Straße herunter. Herrje, war mir das peinlich, ich war schließlich nicht mehr sechs. Ich rollte mit den Augen und hoffte, dass sie es von dort oben sah, obwohl sie ihre Brille gerade nicht trug. „Ja, Mama“, antwortete ich. Schnell drehten Saro und ich ihr den Rücken zu und marschierten los. Ich schaute zu Saro hinab, die Hündin trottete glücklich neben mir her. Es war, obwohl es schon nach fünf Uhr war, immer noch ziemlich warm, und ihre Zunge hing lang aus dem Maul. Bis zur ersten Brücke durften wir nur gehen. Das war wirklich nicht besonders weit. Ich schaute die Straße entlang, die ich mit meinen Eltern und Saro zusammen bestimmt schon hunderte Male gegangen war. Von den meisten Nachbarn in der Straße kannte ich die Vor- und Nachnamen. Freundlich grüßte ich meine Nachbarin, die gerade in ihrem Garten Rosen schnitt. „Hallo Frau Brönner!“, rief ich ihr zu, und sie winkte lächelnd zurück. Saro wirkte bisher nicht so, als ob sie meine Eltern auf dem Spaziergang vermissen würde. Glücklich hechelnd schaute sie mich an. Die Hündin war nun schon so groß, dass sie mir bis zum Oberschenkel reichte. Ich war erleichtert, dass sie nicht zu stark an ihrer grünen Leine zog.
Wir ließen das Ende der Straße bald hinter uns und durchquerten eine kleine Unterführung, in der es gespenstisch hallte. Bei jedem Schritt hatte man das Gefühl, ein unsichtbarer Verfolger sei einem auf der Spur. Es war immer ungemütlich dunkel hier. Es standen viele komische Sprüche an den Wänden, und ich hatte schnell aufgehört, sie zu lesen, als ich es endlich konnte. Saro zog an ihrer Leine und beeilte sich, durch die Unterführung zu kommen. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, und wir joggten gemeinsam los. Schließlich wollte ich nicht wie ein kleines Baby einfach losrennen.
Die Brücke, zu der wir wollten, lag nur einen Katzensprung entfernt von hier. Das hier war mein erster Ausflug ganz allein, mit meiner besten Hunde-Freundin Saro – darauf hatte ich schon sehr lange gewartet. Uns beiden würde die nächsten drei Wochen, auch ohne Paul, ganz bestimmt nicht langweilig werden.
An der großen Wiese neben der Brücke angekommen, traute ich mich zunächst nicht, Saro von der Leine zu lassen. Ich war schon dabei gewesen, als der Jagdtrieb die Hündin gepackt hatte. Sie war einem Reh quer durch den halben Wald gefolgt. Papa konnte sie nur mit großer Mühe wiederfinden und zurückbringen. Deshalb rannten Saro und ich erst einmal gemeinsam durch das kniehohe Gras, ihre Leine hielt ich locker in der Hand. Dabei scheuchten wir Grashüpfer, Fliegen und Bienen auf. Es fuhren zum Glück keine Autos hier, und Rehe oder Eichhörnchen sah ich auch keine. Damit wir besser toben konnten, ließ ich die Hündin schon bald von der Leine. Die reifen Schirmchen der Pusteblumen stoben in alle Himmelsrichtungen davon, als wir Fangen spielten. Wie wild jagten wir uns gegenseitig über das unbestellte Feld. Irgendwann waren wir beide außer Atem und setzten uns nebeneinander an den Wegrand. Ich holte mir die Pusteblumen aus den blonden Locken und klopfte sie von meiner kurzen Hose ab. Danach streichelte ich Saro ausgiebig. Dabei zupfte ich ihr die letzten Grashalme, die von unserer Schlacht hängen geblieben waren, aus dem Fell. Ihr feuerrotes Fell war lang und weich. Nur auf dem Rücken, entlang der Wirbelsäule, verlief ein Haarstreifen, der sich borstig anfühlte. Dieser Streifen Haar war länger und wuchs in eine andere Richtung als das restliche Fell. Am liebsten mochte ich an diesem Haarstreifen, dass er zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter aufgestellt war. Er sah aus wie eine Frisur, die man Irokesenschnitt nennt. Papa sagt, Saro sei ein Mischling, und den besonderen Haarstreifen habe sie, weil ihre Mutter zu einer Hunderasse gehört, die Ridgeback heißt.


Über die Autorin

Noch bevor sie die Bedeutung vieler Worte verstand, liebte Yani Nara es Geschichten zu lauschen. Am Abend, wünschte sie sich zum Einschlafen oft ihre Lieblingsgeschichte von der Maus, die Gefühle und Gerüche sammeln konnte. Am Wochenende, um kurz nach fünf Uhr morgens, wenn alle noch schliefen, schlich sie sich vor den Fernseher, um Märchen anzuschauen. Während des Spielens lief im Hintergrund eine Hörbuch-Kassette und an Geburtstagen wurden Familienmitglieder mit aufwendig inszenierten Aufführungen im hauseigenen Kasperletheater beglückt. Und obwohl ihre ältere Schwester standhaft behauptete, Yani könne nicht lesen, begann sie schon bald, alle Bücher die ihr in die Hände fielen, in Windeseile auszulesen.
Die Autorin wurde 1988 in Deutschland geboren und studierte an der Universität von Mainz Erziehungswissenschaften und Philosophie. Während und nach dem Studium arbeitete sie in verschiedenen pädagogischen Einrichtungen, zumeist als Kummerkasten, Beraterin und Unterhalterin. Yani Nara verreiste in ihrer Kindheit häufig innerhalb Europas und nach ihrer Schulzeit dehnten sich ihre Reisen aus, auf weiter entfernte Ziele. Für die Eindrücke, die sie auf Reisen bekam, die Erfahrungen die sie während ihrer Arbeit als Sozialpädagogin sammelte, und den allgemeinen Wahnsinn des Alltags, benötigte Yanis blühende Phantasie bald ein Ventil. Sie begann zu schreiben, zunächst aber nur für sich selbst und Freunde.
Nach einer längeren Reise entschied sie sich, ihre Geschichten unter dem Pseudonym Yani Nara zu veröffentlichen und Autorin zu werden. Schließlich gibt es viele Wege, um Menschen glücklich, und die Welt noch ein bisschen schöner zu machen.  Frei nach dem Zitat: „Der Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Der Planet braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebende aller Art“ (Dalai Lama).

Homepage der Autorin: www.livingbooks.net


Freitag, 10. April 2015

Geheimnis im Moor von Rotraud Falke-Held


Klappentext:

Die Geschwister Lynn und Marius machen wie jedes Jahr Urlaub am Steinhuder Meer. Mit ihren Freunden Emma und Felix radeln sie am See entlang, paddeln auf dem See, schwimmen darin oder machen Erkundungstouren in der Moorlandschaft. Bei einem ihrer Streifzüge kommen sie einer Diebesbande auf die Spur und geraten in große Gefahr.

Geheimnis im Moor ist eine spannende Geschichte für Kinder von 7 bis 10 Jahren.
Es ist schön illustriert mit Schwarz-weiß Bildern von Evelin Grewe.
ISBN: 978-3-7357-9199-3
Das Buch gibt es bei Amazon, BoD und natürlich im Buchhandel

Leseprobe aus dem Kapitel 7. Picknick im Moor

Emma und Lynn packten die Leckerbissen aus den Rücksäcken. Sie hatten alle großen Hunger. Die Vier aßen alles auf und tranken dazu den Saft. Sie verga­ßen ein wenig ihre Abgeschie­denheit mitten im Moor.
Doch da – „Huuhuuu“, heulte die Eule wieder. Und plötzlich knackte etwas.
Emma zuckte erschrocken zusammen „Was war das?“
„Ein Zweig“, sagte Felix leichthin.
Wer war das?“, fragte Emma ängstlich.
„Ich nicht“, sagte Felix.
„Ich auch nicht“, flüsterte Lynn.
Marius setzte sich aufrecht hin. Dann sind wir nicht allein.“
„Was sagst du da?“
„Sei ruhig, Emma. Wieso sollten nicht noch andere hier sein“, beruhigte Felix sie.
„Aber warum verstecken sie sich?“, fragte Emma.
„Sei nicht albern. Es versteckt sich doch keiner. Irgend­wer geht hier spazieren und ist zufällig…“
Marius schnitt Felix unwirsch das Wort ab. „Nein, Emma hat recht. Irgendetwas stimmt nicht. An diesem Ort sind nicht zufällig Leute – ist nicht gerade ein Touristenziel, oder? Und die Eule – das war wohl wirklich keine. Das waren viel­leicht Menschen, die sich verständigen.“
„Hä?“, machte Felix verständnislos.
„Denkst du wirklich?“, fragte Emma.
Marius legte seine Hände aneinander, hielt sie vor den Mund und blies hinein.
Der Ton, der heraus­kam, klang wie der einer Eule.
„Huuuhuuuu“, kam auch gleich die Antwort.
„Siehst du?“
„Und was willst du damit beweisen?“, zischte Felix.
„Dass hier jemand ist. Und der versteckt sich vor uns.“
„Du spinnst ja.“
„Ich habe Angst“, wimmerte Emma.
„Du machst Emma Angst mit deinen Schauerge­schichten, schimpfte Felix.
„Aber vielleicht hat er recht“, warf Emma ein. „Du warst doch oft mit Papa hier, Felix. Habt ihr früher auch solche Ge­räusch gehört?“
Felix überlegte und kratzte sich verlegen am Kopf.
„Neee. Eigentlich nicht. Cool. Jetzt glaub ich auch schon an Gespenster.“
„An Gespenster nicht. Aber irgendwas ist komisch.
Wir können uns ja mal etwas umsehen“, erwiderte Marius.
„Bloß nicht. Ich will hier wieder raus!“, wisperte Emma.
„Dann geht ihr Mädchen zum Kanu und wir Männer se­hen uns um“, schlug Felix vor.
„Männer? Ich sehe hier keinen“, spottete Lynn. „Und ich komme auf jeden Fall mit.“
„Emma?“, fragte Felix seine Schwester.
„Ich gehe nicht alleine zurück. Ich will zwar nicht, aber dann komme ich lieber auch mit.“
„Klar. Du würdest das Kanu vermutlich nicht mal wieder finden“, frot­zelte Felix.
„Würde ich wohl!“
Sie packten ihre Sachen zusammen. Plastikbecher und leere Packun­gen kamen in die Rucksäcke der Mädchen, die Jungen stopften die Decken in ihre Rucksäcke. So schlichen sie los. Ganz vorsichtig. Emma hielt sich dicht an ihren Bruder. In diesem Moment wünschte sie sich, sie wäre nicht mit­gekommen. Viel­leicht hätte sie wirklich zum Kanu gehen und einfach da­von paddeln sollen. Wenn die Drei unbedingt ein Aben­teuer suchten, sollten sie doch…. Aber sie wusste, dass sie genau das niemals gemacht hätte. Sie wa­ren alle Freunde und die ließ man nicht im Stich.
Aber sie wollte einfach nicht hier sein….

Zu Autorin:

Rotraud Falke-Held wurde 1964 in Bad Driburg geboren.
Schon in der Grundschulzeit entdeckte sie die Freude am Schreiben.
Doch zunächst absolvierte sie eine solide kaufmännische Ausbildung und kann heute auf eine 20jährige Berufstätigkeit zurückblicken.
Nach der Geburt ihrer Kinder - in den Jahren 2000 und 2001 – gab sie ihre Berufstätigkeit auf. Sie begann, sich spannende Geschichten auszudenken – zunächst nur für ihre eigenen Kinder.
2009 erschien ihr erstes Kinderbuch „Der kleine Bär Tapp“ im Monolith Verlag.
Seither sind einige Kinder- und Jugendbücher von ihr erschienen, altersmäßig wachsen die Geschichten mit dem Alter ihrer eigenen Kinder.
Rotraud Falke-Held lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und der Hundedame Cacy in Büren.



Dienstag, 7. April 2015

Lillys Suche nach dem Frühling von Felizitas Montforts

Über das Buch:
Lilly hat eine besondere Gabe. Die Ohren der Elfe jucken, sobald der Frühling Einzug hält. In diesem Jahr wartet sie aber vergeblich. Der Frühling wird vom Winter gefangen gehalten und nur Lilly kann ihn befreien. Gemeinsam mit einem alten Dachs macht sie sich auf die Suche. Ob Lilly den Frühling retten kann?
Eine Geschichte für Kinder ab 7 Jahre mit Illustrationen von Lydia Pollakowski.
Erhältlich in den meisten eBook Shops und bei Amazon, Thalia, Weltbild, Hugendubel, Bücher.de.

Leseprobe: 
 
»Wo ist bloß der Frühling?«, fragte sich Lilly und starrte nach draußen in das leichte Schneegestöber. Ihr bot sich derselbe Anblick wie bereits seit Wochen. Ein verschneiter Wald. Die Äste der Bäume bogen sich unter der Last des Schnees und von Zeit zu Zeit hörte man Holz brechen, das dem Gewicht nicht mehr standhielt.
Lillys Nase fühlte sich kalt an, vom Plattdrücken an der Fensterscheibe. Wie sehr sie sich auch bemühte, die junge Elfe konnte keinen Frühlingsboten entdecken. Nirgendwo war eine Blütenknospe zu erspähen, noch der kleinste Grashalm. Die Pflanzen schliefen fest unter einer dicken, weißen Schneedecke.
Müde rieb sich Lilly die Augen und wuselte mit den Fingern durch ihr langes, lockiges Haar. Dieses Jahr schien der Winter kein Ende nehmen zu wollen, hier herumzustehen und den Schnee anzustarren, würde den Frühling aber auch nicht früher herbeilocken. Traurig wandte sie sich vom Fenster ab. Wie sie die Kälte verabscheute. Der Winter war eisig, nass und beraubte die Welt ihrer Farben. Ständig hatte jemand Schnupfen, und es wollte einem einfach nicht richtig warm werden. Warum musste es einen Winter geben? Sie liebte die Wärme und die Pracht der blühenden Natur. Anstatt hinauszugehen und wie andere Kinder im Schnee zu spielen, vergrub Lilly sich viel lieber in ihrem Zimmer. Hier wartete sie jedes Jahr auf die ersten Sonnenstrahlen des kommenden Frühlings. Noch nie hatte sie so lange gewartet wie in diesem Jahr.

Im Wohnzimmer ihrer Wurzelhütte, die sie mit ihren Eltern und einem alten, weisen Dachs bewohnte, wartete ein warmes, prasselndes Feuer auf die Elfe. Die Flammen warfen zuckende Bilder an die Wände und tauchten den Raum in ein gemütliches, gelboranges Licht. Hier konnte man es während der kalten Tage aushalten. Die Familie kam zusammen und gemeinsam verging die Zeit viel schneller. Heute war nur Großvater Dachs da, der wie immer zusammengerollt vor dem Kamin lag. Die Wärme tat seinen alten, schmerzenden Knochen gut. An Tagen wie diesem, an denen der Schnee noch undurchdringlicher erschien, bewegte er sich keinen Schritt von seinem Schlafplatz weg.
Leise setzte sich Lilly neben den Dachs auf den Fußboden. Behutsam streichelte sie sein drahtiges, grau gewordenes Fell. Ein zufriedenes Grunzen und das leichte Zucken der Pfoten zeigten ihr, wie sehr er diese Streicheleinheit genoss.
»Na, meine Liebe, jucken dir endlich die Ohren?« Schmatzend und sich lang streckend öffnete Großvater Dachs die Augenlider.
Lilly, die dieses alte Tier seit ihrer Geburt kannte, griff nach einem Krug voll Tauwasser und goss dem Dachs davon ein. Gierig trank dieser aus seiner Schale und blickte die Elfe dann mit seinen dunklen Augen dankbar an.
»Ich wünschte, ich könnte den Frühling herbeisehen. Dann wäre der Winter längst vorbei. Ich befürchte, dass ich es verlernt habe, den Frühling zu spüren. Meine Ohren jucken kein bisschen.« Dieses Phänomen trieb Lilly die letzten Jahre fast in den Wahnsinn. Erst leicht und dann immer stärker begannen ihre Ohren zu jucken. Erst nur die kleinen Spitzen, dann setzte sich das Kribbeln und Krabbeln fort, bis das ganze Ohr nur so juckte. Fast so, als wäre einem das Bein eingeschlafen. So erklärte es zumindest Lilly, wenn man sie fragte. In den letzten Jahren war immer kurz darauf der Frühling eingekehrt. Doch nicht so dieses Jahr. Diesen Winter wartete sie vergeblich auf das Jucken.
»Sie werden noch jucken, wenn es an der Zeit ist. Bis dahin genieße den Schnee, der Winter kann so schön sein. Du musst ihm nur eine Chance geben, dir diese Schönheit zu zeigen.«
Angewidert verzog Lilly ihren Mund. »Nein, ich glaube, das lass ich lieber.«
Vorübergehend sprach keiner der beiden ein Wort. Lilly träumte von einer sonnenbeschienenen Frühlingswiese, auf der sie endlich nach Herzenslust toben konnte. Großvater Dachs fiel währenddessen eine alte Geschichte ein, die er vor langer Zeit gehört hatte.
»Vielleicht hat der Winter den Frühling gefangen. Versucht hat er es bereits das ein oder andere Mal.«
Aus ihrer Träumerei gerissen, fragte Lilly: »Der Winter hat was getan?«
»Den Frühling gefangen. Kennst du denn nicht die Geschichte vom ewigen Kampf zwischen Winter und Frühling?«
Lilly schüttelte den Kopf. Nein, die kannte sie nicht.

»Einst, lange bevor du oder ich geboren wurden, gab es nur den Winter. Er herrschte mit eisiger Hand über die Welt. Die Kälte vertrieb alles Leben und es wurde immer kahler und trostloser. Eines Tages tauchte der Frühling auf. Woher er kam, ist nicht bekannt. Vielleicht gab es ihn schon immer. Ich glaube, dass er aus den verzweifelten Wünschen der Lebewesen entstand. Denn, du musst wissen, Wünsche können magisch sein, und wenn man etwas nur stark genug wünscht, kann es wahr werden. In der Wärme des Frühlings lebte die Natur auf und alle Lebewesen versammelten sich, um dem Winter zu trotzen. Ein langeanhaltender Machtkampf brach aus, der erst beendet wurde, als der Sommer und der Herbst zwischen Frühling und Winter vermittelten. Sie schlossen ein Bündnis. Jede der vier Jahreszeiten sollte gleichlang über die Erde herrschen. Jedes Jahr war die Freude groß, als nach dem Winter der Frühling einen Neuanfang brachte. Die Natur und ihre Bewohner lebten auf, alles grünte und blühte. Der Sommer brachte darauf hin Nahrung aber auch Hitze im Überfluss. Keiner musste sich um sein Überleben sorgen. Aber auch die Hitze kann einem zu viel werden, sie kann verbrennen und die Bäche und Flüsse austrocknen. Darum gibt es den Herbst. Er mildert die Hitze des Sommers und bereitet alles Leben, ob nun Tiere, Pflanzen oder kleine Elfen, auf das Ende des Jahres vor. Wenn das letzte bunte Blatt gefallen ist und der letzte Apfel geerntet wurde, kehrt der Winter zurück und bedeckt die Welt mit einer schützenden Decke aus Schnee, damit sie schlafen kann, um im Frühling von neuem zu erwachen. Es gab ein Gleichgewicht zwischen Wärme und Kälte, durch die alles Leben aufblühte. Unzufrieden mit der ihm zugestandenen Zeit, wollte der Winter länger seine Macht ausüben. Jedes Jahr aufs Neue versuchte er dem Frühling Tage zu stehlen, in dem er ihn in einem Gefängnis aus Eis und Schnee gefangen hielt. Vielleicht ist es ihm dieses Jahr erneut gelungen, was meinst du?«
Nachdenklich starrte Lilly ins Feuer. Hielt der Winter den Frühling gefangen? War das möglich? Wie sollte sie ihn finden und befreien? So viele Fragen brannten ihr auf der Zunge, die sie dem Dachs noch stellen wollte. Das leise Schnarchen und das regelmäßige Zucken der Schnurrhaare verrieten ihr aber, dass dieser erneut eingeschlafen war.
»Ach was, bestimmt ist das nur eine Geschichte gewesen«, machte sich die Elfe Mut. Überzeugt war sie aber nicht.

Copyright by Lydia Pollakowski




Über die Autorin:
Felizitas Montforts wurde im Februar 1983 geboren. Als Kind entdeckte sie zeitgleich ihre Begeisterung für das Lesen wie auch für das Schreiben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren Zwillingen und einer sehr anhänglichen Katze in Viersen am Niederrhein. In ihrer Freizeit widmet sie sich dem Schreiben und ihrem Food-Blog.
Weitere Informationen finden Sie auf Facebook, Google, Twitter und ihrer Autorenseite.



Dienstag, 10. Februar 2015

Käpten Schisshose und der miese Fiesling von Michaela Knospe



Käpten Schisshose, der mit richtigem Namen eigentlich Rudi Plankenhieb der II. heißt, ist ein durch und durch ängstlicher Mensch.
Er fürchtet sich vor fast allem und jedem.
Besonders aber fürchtet er sich vor Gewittern und hohen Wellen.
Eigentlich wollte er deshalb auch niemals mit seinem Schiff, der Wellentiger, in See stechen.
Doch in seinem ersten Abenteuer wurde er durch die Entführung seiner Lieblingstante dazu gezwungen.
Und dabei sollte es nicht bleiben!
In seinem zweiten Abenteuer musste der arme Käpten ein riesiges Seemonster besiegen und sich dafür erneut seinen schlimmsten Ängsten stellen.
Nach dieser weiteren gefährlichen Herausforderung könnte man annehmen, dass Käpten Schisshose nun ein für allemal genug von Abenteuern hätte.
Doch weit gefehlt.
Er hat nämlich eine Idee.
Und dafür muss er erneut in die weite Welt hinaussegeln.
Dieses Mal führt es ihn in den hohen Norden, denn dort möchte er etwas finden.
Aber auch bei seinem dritten Abenteuer kommt alles anders als geplant und wieder muss sich Käpten Schisshose mit seiner Mannschaft gegen ein Angst einflößendes Wesen zur Wehr setzen.
Der miese Fiesling scheint unbesiegbar und die Piraten müssen alles geben, um dieses Abenteuer unbeschadet zu überstehen.
Ob das wohl gut geht?
Erhätlich im Buchhandel oder im Miko Verlag.


Leseprobe


Leider dauert die gute Laune nicht besonders lange, denn mit einem Mal erklingt ein schauerliches Geräusch von draußen.
„Wuuuhäää! Wuuuhooo! Wuuuhaaa!“, schallt es laut und den Piraten bleibt vor Schreck der Mund offen stehen.
„Wa ... Was i ... ist ddd ... das?“, haucht der dicke Dieter und wird ganz weiß um die Nase.
Auch Käpten Schisshose sitzt wie erstarrt am Tisch.
„Ach, das wird schon nichts Schlimmes sein“, sagt der humpelnde Hein und steht auf.
„Wer kommt mit? Wir sehen nach dem Rechten. Ist sicher nur der Wind.“
Fanny, Fred, Kuddel, Tom und Piet stehen ebenfalls auf und auch Jens macht sich auf den Weg. Sogar der dicke Dieter erhebt sich zögernd und stellt sich zu den anderen.
Käpten Schisshose schluckt.
Er hat schreckliche Angst, doch er weiß auch, dass er nicht sitzen bleiben darf.
Besonders dann nicht, wenn alle anderen den Mut haben, nachzusehen, was da so grässlich schreit.
Als Käpten müsste er sogar vorausgehen.
Aber ihm zittern die Knie und sein Mund ist auf einmal so trocken wie die Wüste.
„Was ist, Käpten?“, sagt Jens da und reicht ihm die Hand.
„Schon zu müde für ein kleines Aben
teuer?“
Die restlichen Piraten sind gespannt, was ihr Käpten tun wird und schauen ihn interessiert an.
Da nimmt Käpten Schisshose all seinen Mut zusammen, ergreift die Hand von Jens und zieht sich hoch.
„Für ein Abenteuer kann ein Pirat doch niemals zu müde sein“, sagt er mit einer etwas piepsigen Stimme und dann versucht er, trotz seiner zitternden Beine, einen Schritt zu tun.
Doch da ist auch schon Fanny zur Stelle und hakt sich bei ihm unter.
„Gehen wir doch einfach zusammen, Käpten. Was hältst du davon?“, fragt sie gut gelaunt und so gestützt gelingt es Käpten Schisshose tatsächlich ohne zu wackeln oder hinzufallen, mit den anderen nach draußen zu gehen.


Michaela Knospe wurde 1960 in Trier geboren.
Seit fast zwanzig Jahren lebt sie in einem sehr schönen Ort im Hunsrück und arbeitet als Lehrerin an einer kleinen Grundschule.
2012 gründete sie den Miko-Verlag Lesen&Kunst.
Sie schreibt bereits seit vielen Jahre Kinderbücher und so entstanden die Bücher „Qualmis Abenteuer“, “Adele die fliegende Spitzmaus“ und die Buchreihe über den ängstlichen Piraten Käpten Schisshose. Daneben stammen aus ihrer Feder auch ein Theaterstück für Kinder, welches bundesweit an Schulen aufgeführt wird und zwei Literaturprojekte zu ihren Büchern, die ebenfalls mit großem Erfolg an Schulen eingesetzt werden. Unter dem Pseudonym Beatrix Lohmann veröffentlicht sie auch Werke für ältere Leser. Neben den Büchern vertreibt Michaela Knospe über ihren Verlag auch selbst gemalte Bilder in Acryl und Lichtinstallationen.
Über Besucher auf ihren Verlagsseiten, www.miko-verlag.de, freut sie sich sehr.