Klappentext
Die
Schwestern Lena und Elli staunen nicht schlecht, als sich aus einem alten,
schmutzigen Vorhängeschloss ein kleines Gespenst erhebt. Lord Chester aus
Chester ist sein Name und es hat nur einen Wunsch, endlich wieder ein richtiges
Zuhause zu haben. Doch wer will schon ein Gespenst, das nach Käse riecht und
außerdem noch von einem tausendjährigen Fluch verfolgt wird?
Das Schlossgespenst hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Ob Lena und Elli ihm wohl helfen können?
Das Schlossgespenst hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Ob Lena und Elli ihm wohl helfen können?
Erschienen
bei BOD.
Erhältlich
im Buchhandel, Amazon und weiteren Onlineshops.
Leseprobe
Novemberstürme
Es
regnete wie aus Kübeln. Die Häuser, Straßen, Bäume und Autos waren pitschenass.
Der Wind heulte und nahm alles mit sich, was nicht schwer genug war, um ihm zu
wiederstehen. Die kahlen Baumkronen bogen sich, und kleinere Äste zerbrachen,
als wären sie aus Glas gemacht. Die größeren Äste wippten und schaukelten von
rechts nach links. Ihr Holz knarrte und knirschte gespenstisch. Ein Regenschirm
flog herrenlos über die Wiese am Park. Die Tiere, die sonst so zahlreich hier
zu sehen waren, schienen wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Die Straßen
waren wie leer gefegt. Natürlich vermieden es auch die Menschen, bei diesem
Unwetter hinauszugehen. Zum Glück war heute Sonntag, und somit brauchten die
meisten von ihnen nicht zu arbeiten. Die wenigen, die aber unterwegs waren,
zogen sich ihre Kapuzen oder Mützen so tief ins Gesicht, dass man sie nicht
erkennen konnte. Hier und da huschten Schatten an den Häuserwänden entlang. Sie
bewegten sich schnell, und ohne einen Blick zur Seite zu machen, vorwärts.
Obwohl
es erst Mittag war, brannten in den meisten Wohnungen bereits die Lampen. Sie
schimmerten und leuchteten gegen das Grau des Herbstes und des Gewittersturmes
an. Von Zeit zu Zeit prasselte der Regen aber so stark, dass seine Gischt
selbst die elektrischen Lichter zu verschlingen schien. Auch die kleine Straße
am Park verschwand im Nebeldunst, sodass die Silhouette der Häuser nicht mehr
zu erkennen war. Nur die Laterne vor der Hausnummer 7 im Veilchenweg schien
heller zu leuchten als die anderen. Bei genauerem Hinsehen blinkte sie sogar.
Hell,
dunkel, hell, dunkel.
Wie
ein Leuchtturm, der in der Brandung stand und die Schiffe sicher lotste, so
schien auch diese Laterne eine Meldung weiterzuleiten. Sah man genau hin, so
war deutlich zu erkennen, dass der Rhythmus von Lichtschein und Dunkelheit sich
veränderte. Mal blinkte die Laterne kurz, dann wiederum warf sie für einige
Sekunden ihren hellen Schein in das verregnete Grau. Geradeso als wäre sie
damit beschäftigt, Morsezeichen in den Veilchenweg zu senden.
Aber
wer sollte schon mit einer Laterne solche gespenstischen Dinge tun? Und wer
konnte denn heute noch solche Morsezeichen deuten? Im Zeitalter von Handys und
Computern waren diese Methoden doch völlig veraltet. Nun ja, der einäugige Kater
Flint, der in der warmen Stube saß, beobachtete an diesem Abend die
Geschehnisse im Veilchenweg sehr genau.
Wie
alle Kater und Katzen hatte er mindestens sieben Leben. Er hatte schon so viel
erlebt und konnte Geschichten aus vielen Epochen der Zeit erzählen. Er wusste
nicht genau, das wievielte Leben er gerade lebte, aber er erinnerte sich nur zu
gut an die Zeit, als die Menschen mit ihren Händen auf kleinen Geräten herum
klopften. Dieses Klopfen waren die Morsezeichen. Wer ihre Bedeutung kannte,
konnte sich so mit dem Empfänger über große Entfernungen unterhalten. Flint
erinnerte sich an diese Geräusche, denn er hatte ein ausgezeichnetes
Gedächtnis. Eine Tatsache, die ihm schon oft aus der Patsche geholfen hatte.
Kein Wunder, dass er schon sein siebtes Katzenleben lebte.
Oder
war es doch erst das vierte? Egal, das spielte im Augenblick keine Rolle. Er
sah die Lichtzeichen und formte daraus erst Buchstaben und dann Worte in seinem
Kopf.
„Ankunft,
heute, 18 Uhr. L.C.“, flüsterte er, und der Geruch von Schlamm und Morast
kletterte in seine feine Nase. Unwillkürlich begann seine Schwanzspitze zu
zucken, und sein schlanker Körper spannte sich wie bei einem Gepard, der auf
der Lauer lag. Seine Nackenhaare stellten sich auf, und er wagte kaum zu atmen.
Er
kannte die Initialen ‚L.C.‘ nur zu gut.
Er
wusste Bescheid. Er erinnerte sich.
Der Countdown hatte
begonnen.
Ramona Stolle lebt
und arbeitet in ihrer Heimatstadt Berlin. Sie hat ein Lehramtsstudium
absolviert und Jugendliche in Englisch und Biologie unterrichtet. Das Schreiben
von Geschichten sowie das Dichten und Reimen sind Leidenschaften aus
Kindertagen, denen sie bis heute treu geblieben ist. Neben Beiträgen in der Belletristik
und Lyrik widmet sie sich hauptsächlich der Kinder- und Jugendliteratur.
Mehr
über die Autorin und ihre Geschichten findet ihr auf ihrer Homepage http://ramonastolle.npage.de/
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