Klappentext:
Patricks
und Hannahs Vater ist schon vor langer Zeit gestorben. Eines Tages stellen die
beiden fest: „Wir wünschen uns einen Vater!“ Also planen sie, einen netten Mann
für ihre Mutter zu finden. Wunschkandidaten, über die sie eine ausführliche
Väter-Casting-Liste führen, gibt es genug: den geschiedenen Vater von Patricks
bestem Freund, einen neuen Nachbarn, einen sympathischen Hundebesitzer, Patricks
Englischlehrer oder den freundlichen Mann, den Hannah regelmäßig im Bus trifft.
Schade nur, dass es völlig unmöglich scheint, ihre Mutter mit einem von ihnen
zusammenzubringen. Die Geschwister geraten in so manche verzwickte Situation.
Wird ihre Suche erfolgreich sein? Oder kommt am Ende alles ganz anders, als sie
gedacht haben?
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Leseprobe:
Kapitel 1
„Tschüss,
ihr zwei, ich muss los!“ Frau Berggrün hatte ihren Mantel schon angezogen. Sie
gab den Kindern einen hastigen Kuss. Einer landete auf Hannahs Ohr und einer auf
Patricks Nase. „Bis heute Abend. Wahrscheinlich komme ich später. Im Augenblick
ist viel zu tun in der Firma.“
Kurz
darauf knallte die Haustür.
Patrick
schaute seine Schwester an und zuckte die Schultern.
Hannah
seufzte. „Ich wünschte, wir würden im Lotto gewinnen. Dann müsste Mama weniger
arbeiten.“
„Und
wir könnten in einer Villa mit Garten wohnen ...“
„Umziehen
möchte ich nicht“, fiel Hannah ihm ins Wort. „Das fände ich schrecklich. Weißt
du noch, wie traurig die Zwillinge und ihre Mutter waren, als sie raufkamen, um
uns auf Wiedersehen zu sagen? Außer dir haben wir alle geheult, sogar Mama. ‚Ich
werde dich schrecklich vermissen‘, hat sie zu Lauras und Marens Mutter gesagt.
Ich bin auch immer noch traurig, dass meine besten Freundinnen jetzt in einer
anderen Stadt wohnen.“
„Na,
das kommt doch prima hin! Wenn du eh im Moment keine Freundin hast, ist es egal,
wenn wir woanders hinziehen.
„Was
faselst du da! Natürlich habe ich Freundinnen! Zum Beispiel Lisa. Nur habe ich
im Moment eben keine besten
Freundinnen. Außerdem ist es schön, dass Oma eine Wohnung im selben Haus hat wie
wir. Nein, ich will hier nicht weg.“
„Oma
nehmen wir natürlich mit in unsere Villa. Stell dir vor: Wenn wir ein Haus für
uns hätten, könnten wir so viel Krach machen, wie wir wollen. Das wäre
cool!“
„Schon,
aber ich möchte auf keinen Fall in eine andere Schule gehen. Und ich will meine
Klassenlehrerin behalten.“
Patrick
schnaufte durch die Nase. „Bist halt noch ein Baby“, stieß er verächtlich
hervor.
„Selber!“
Wütend
starrten sie sich an. Plötzlich brach Patrick in Gelächter aus. „Vergiss nicht“,
prustete er, „bisher haben wir noch nicht im Lotto gewonnen.“
Da
hatte er natürlich Recht. Hannah musste auch lachen.
Sie
räumten den Frühstückstisch ab, wie sie es jeden Morgen taten.
„Trotzdem
wäre es super, wenn Mama weniger Arbeit hätte“, kam Hannah auf das ursprüngliche
Thema zurück.
„He,
warte mal!“ Mit einem Rums setzte Patrick das Marmeladenglas ab, das er gerade
vom Tisch genommen hatte. „Mir kommt da eine Idee ...“
Gespannt
schaute Hannah ihren Bruder an. Der starrte mit gerunzelter Stirn vor sich
hin.
„Nun
sag schon.“
„Ach
nee.“ Patrick hockte sich vor den Kühlschrank und stellte das Glas hinein. „Das
kann überhaupt nicht klappen. Wie sollten wir das anstellen?“
„Patrick!
Sag mir auf der Stelle, wovon du sprichst!“
„Ich
dachte nur ...“ Patrick drehte sich um. „Ich fände es toll, wenn Mama wieder
heiraten würde. Papa ist schon so lange tot ...“
„Ich
erinnere mich gar nicht an ihn“, warf Hannah ein.
„Geht
mir fast genauso. Ich weiß kaum noch was. Nur, dass er mich abends oft ins Bett
gebracht hat. Oder dass ich auf seinen Schultern durch die Wohnung reiten
durfte. Und wie die Polizei kam und Mama erfuhr, dass er einen Unfall hatte. Sei
bloß froh, dass du zu klein warst, um davon was mitzukriegen.“
Hannah
schwieg. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie furchtbar das gewesen war.
„Einmal
waren wir alle im Zoo“, fuhr Patrick fort, „und ein Affe hat durch das Gitter
gepackt und Papa die Brille von der Nase gerissen. Das war komisch!“
„Es
muss herrlich sein“, meinte Hannah sehnsuchtsvoll, „wenn eine Familie was
zusammen unternimmt. Mama macht zwar ab und zu was mit uns. Aber ich habe oft
das Gefühl, dass sie denkt, sie müsste eigentlich was Wichtigeres
tun.“
„Als
Papa noch lebte, war Mama bestimmt glücklicher“, fügte Patrick nachdenklich
hinzu. „Nicht so hibbelig und immer gleich auf 180, wenn was
schiefgeht.“
„Und
für uns wäre es unheimlich schön, wenn wir einen Vater hätten.“
Hannah
wünschte sich schon lange einen Vater. Der sie ab und zu in den Arm nahm und der
sie tröstete, wenn sie traurig war oder Angst hatte. So einen lieben wie zum
Beispiel Lisas Papa.
„Einen
Vater hätte ich auch gern“, erwiderte Patrick. „Aber da können wir wohl nichts
machen. Einen Mann muss Mama sich schon selbst aussuchen.“
„Wie
ich sie kenne, hat sie dafür zu wenig Zeit“, bemerkte Hannah mit einem
grollenden Unterton in der Stimme.
Patrick
warf einen Blick auf die Uhr. „Himmel, unser Bus kommt gleich!“
Hastig
warfen die Kinder ihre Anoraks über, griffen nach ihren Rucksäcken und
sprinteten zur Haltestelle.
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