Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Freitag, 31. Juli 2015

"Amos trifft seine Freunde" von Eva Markert

Geschichten für die Kleinsten

Reihe:
Vorlesegeschichten mit Amelie und Amos, Band 7

Klappentext:

Wenn Amos seine Freunde trifft, ist immer viel los. Da wird den ganzen Nachmittag gespielt und getobt. Im Kino schauen sie sich spannende Filme an, im Zirkus staunen sie über die Akrobaten, sie besuchen das Kasperletheater, fahren Riesenrad auf der Kirmes oder feiern gemeinsam Geburtstag. Auch wenn nicht immer alles ganz glatt läuft, hat Amos doch stets viel Spaß.
Erhältlich bei Amazon.
 
Leseprobe:

Auf der Kirmes mit Leon

Jedes Jahr im Sommer gibt es eine große Kirmes. Leon geht mit seinen Eltern hin. Amos darf mitkommen. Er hat von seinen Eltern Geld geschenkt bekommen, und er darf allein entscheiden, wofür er es ausgibt.
Auf der Hinfahrt im Auto reden Leon und er über alles, was sie auf der Kirmes machen wollen. Sie sprechen auch über die leckeren Sachen, die man dort kaufen kann.
„Ich mag gerne Bratwurst“, sagt Amos. „Ich hole mir auf jeden Fall eine.“
„Bratwurst kannst du überall kriegen!“, entgegnet Leon. „Ich nehme Zuckerwatte. Die gibt es nur auf der Kirmes.“
„Und gebrannte Mandeln“, fügt Amos hinzu. „Die sind auch lecker. Außerdem will ich mir Lose kaufen. Ich finde es immer so spannend, wenn man die aufknibbelt.“
„Dabei gewinnt man nie!“, meint Leon. „Ich gebe mein Geld lieber für Karussells aus.“
„Ich war mal mit Mama auf einer Raupe“, erzählt Amos. „Das war toll. Das Karussell drehte sich nicht wer weiß wie schnell, und am Ende ging das Verdeck zu.“
„Ich finde es schöner, wenn das Karussell sich ganz doll dreht“, behauptet Leon. „Und wenn es dabei rauf- und runtergeht. Papa, kann ich diesmal auf die Achterbahn?“
„Mit sieben darf man das noch nicht“, antwortet Herr Liesegang.
„Schade! Aber aufs Kettenkarussell darf ich doch, oder?“
„Wir müssen sehen“, sagt seine Mama, „ab welchem Alter das erlaubt ist.“
Amos wird mulmig, als er das hört. Er mag keine Karussells, auf denen man zu stark herumgeschleudert wird. Am liebsten würde er nur auf ein Kinderkarussell gehen. Falls es auf der Kirmes eins gibt.
Als sie vom Auto zum Eingang des Kirmesplatzes gehen, hören sie schon die Musik. Es ist ein ziemliches Durcheinander an Tönen, denn an jeder Bude wird etwas anderes gespielt. 
Und die verschiedensten Gerüche steigen ihnen in die Nase. Amos bekommt Appetit.
„Vielleicht hole ich mir doch eine Bratwurst“, sagt Leon.
Aber dann entscheidet er sich für Zuckerwatte und Amos für eine Tüte gebrannte Mandeln. Sie lassen sich gegenseitig probieren. Zuckerwatte ist unglaublich süß und klebrig. Amos ist froh, dass er gebrannte Mandeln genommen hat.
„Und jetzt suchen wir uns ein schönes Karussell aus“, ruft Leon.
Auf die meisten, die ihm gefallen, darf er nicht. Die sind zu gefährlich für Kinder.
„Aber hiermit kann ich bestimmt fahren“, sagt er, als sie vor dem Kettenkarussell stehen.
Amos wird schwummrig, als er sieht, wie schnell es sich dreht und wie hoch die Sitze an den Ketten fliegen.
Leons Mama geht nachsehen, ob sie mit dem Karussell fahren dürfen. „Es ist ab sechs zugelassen“, sagt sie, als sie zurückkommt.
Amos atmet heimlich auf. Leon darf drauf, er noch nicht!
Als er zusieht, wie sich das Karussell in Bewegung setzt und Leon und sein Vater an ihm vorbeisausen, ist er heilfroh, dass er mit seinen Füßen auf festem Boden steht.
Danach wandern sie weiter. Sie kommen an einem Kinderkarussell mit Pferden vorbei, die Holzwagen ziehen. Damit möchte Amos fahren. Leon lacht ihn aus. „Das ist doch was für Babys!“, ruft er. „Nee, da setze ich mich nicht rein.“
„Wenn Amos möchte, darf er selbstverständlich auf das Karussell“, mischt seine Mama sich ein.
Aber Amos will nicht mehr. Vielleicht ist er ja wirklich schon zu groß für dieses Kinderkarussell.
Ein Losverkäufer läuft ihnen über den Weg. Alle nehmen ein Los. Es sind Nieten.
„Was kann man hier eigentlich gewinnen?“, erkundigt sich Amos.
Sie gucken es sich an. Es gibt Vasen, Schalen, künstliche Blumen, Puppen mit weißen Gesichtern und solches Zeug. „Ein Glück, dass wir nicht gewonnen haben“, lacht Frau Liesegang.
Sie kommen an einem Bratwurststand vorbei. Amos ist satt von seinen gebrannten Mandeln. Leon hat inzwischen genug von seiner Zuckerwatte und Appetit auf eine Bratwurst. Seine Mama ist so nett und trägt die Zuckerwatte für ihn. 
Als Leon seine Bratwurst aufgegessen hat, geht es weiter. 
„Ist das ein tolles Karussell!“, ruft er bewundernd und bleibt stehen. 
Auf einer glatten Fläche kreisen große Tassen, in denen Menschen sitzen. Gleichzeitig drehen sich diese Tassen auch noch um sich selbst. 
Leon möchte unbedingt damit fahren. Er darf, wenn ein Erwachsener mitfährt. Amos dürfte auch, doch er lässt es lieber bleiben.
„Angsthase!“, ruft Leon und lacht ihn aus. 
Er grinst weiter, bis sich die Tasse, in der er mit seinem Papa sitzt, in Bewegung setzt. Sie dreht sich erst langsam und dann immer schneller. Gleichzeitig schießt sie kreuz und quer über die glatte Fläche.
Wenn Leons und Herrn Liesegangs Tasse an ihm vorbeifährt, kann Amos genau sehen, dass es Leon nicht gefällt. Sein Gesicht ist starr und er klammert sich mit beiden Händen am Tassenrand fest. 
Es kommt Amos so vor, als ob die Fahrt endlos lang dauern würde. Leon wahrscheinlich auch.
Als das Karussell endlich anhält, ist er leichenblass. An der Hand seines Vaters taumelt er über die glatte Fläche und stolpert die Holzstufen vom Karussell hinunter. Und dann, an einem Zaun, kehren die Zuckerwatte und die Bratwurst ans Tageslicht zurück.
Amos guckt nicht hin, während Leon bricht, damit ihm nicht auch schlecht wird. 
Als er ihn das nächste Mal ansieht, geht es ihm schon wieder besser. Nur essen möchte er nichts mehr. „Du kannst die Zuckerwatte ruhig in den Mülleimer werfen“, sagt er zu seiner Mutter.
„Nichts lieber als das“, antwortet die und tut es.
„Gehen wir nach Hause?“, will Amos wissen.
„Nein, was denkst du denn?“, ruft Leon. „Jetzt fahren wir Autoskooter!“
Als Amos sich das ansieht, bekommt er ebenfalls Lust. 
Es ist wirklich toll, sein eigenes kleines Auto zu lenken und andere, vor allem Leon, anzurempeln.
Sie fahren so lange, bis Amos’ und Leons Geld alle ist. 
Auf dem Weg zum Ausgang kommen sie am Riesenrad vorbei. „Was meint ihr?“, fragt Amos’ Papa. „Sollen wir zum Abschluss alle mit dem Riesenrad fahren?“
„Ja!“, schreit Leon. 
Amos schaut nach oben. Das Riesenrad heißt nicht umsonst Riesenrad. Es ist sehr, sehr hoch. Und die Kabinen schaukeln ein wenig. Das ist ihm nicht geheuer.
„Oder sollen wir beide lieber unten bleiben?“, fragt Frau Liesegang ihn.
Amos sieht, dass Leon wieder grinst.
„Nein, danke, ich komme mit“, sagt er todesmutig.
Herr Liesegang holt die Tickets. Die anderen setzen sich schon in eine Kabine. Leon fängt an zu schaukeln.
„Mach das nicht, wenn wir oben sind“, bittet Amos.
Als das Rad sich in Bewegung setzt, klammert er sich am Rand der Sitzbank fest. Frau Liesegang legt den Arm um ihn. Das hilft.
Und nun passiert etwas Merkwürdiges. Je höher die Kabine steigt, desto weniger Angst hat Amos. Er fängt sogar selbst an, vorsichtig zu schaukeln.
Leons Eltern bewundern die Aussicht, und er findet es auch toll, über die Stadt gucken zu können. 
Als sie hinterher im Auto nach Hause fahren, fragt er Leon: „Was fandest du am besten?“ 
Leon überlegt. „Wenn ich nicht gekotzt hätte, die Tassen“, antwortet er. 
„Du hast aber gekotzt“, gibt Amos zu bedenken.
„Na, dann den Autoskooter.“
„Genau wie ich“, antwortet Amos. 
Was er am allerschönsten fand, sagt er Leon jedoch nicht: nämlich, dass er zum Schluss keine Angst mehr auf dem Riesenrad hatte.

Eva Markert lebt in Ratingen bei Düsseldorf. Von Beruf ist sie Studienrätin mit den Fächern Englisch und Französisch. Außerdem besitzt sie ein Zertifikat für Deutsch als Fremdsprache und ist staatlich geprüfte Übersetzerin. In ihrer Freizeit arbeitete sie viele Jahre als Lektorin und Korrektorin in einem kleinen Verlag mit.
Zahlreiche Kurzgeschichten und Kindergeschichten von Eva Markert wurden in verschiedenen Hör- und Printmedien veröffentlicht. Ihre Kinder- und Jugendbücher sowie Romane und Kurzgeschichtensammlungen für Erwachsene sind bei Amazon und anderen Händlern erhältlich.

Link zu Amazon: http://amzn.to/1bIYDhv
 
 

Dienstag, 28. Juli 2015

Hawaii – Barnabas und Konrad jagen die Eierdiebe von Codename Kolibri



Leseabenteuer mit Barnabas

Klappentext:
Band 2 einer lustigen und spannenden Kinderbuchreihe für junge Leser, die die Welt entdecken möchten – empfohlen ab 8 Jahren.

Barnabas und Konrad gehen wieder auf Reisen. Onkel Thaddäus hat die beiden zu sich nach Hawaii eingeladen, wo sie zusammen zwei aufregende Wochen in einer Hütte am Strand verbringen. Klar, dass die Freunde auch diesmal kein Abenteuer auslassen.
Ein paar junge Burschen, die sich am Strand herumtreiben und Schildkröteneier verkaufen, wecken ihr Interesse. Von Onkel Thaddäus erfahren sie, dass es sich dabei um eine Bande von Eierdieben handeln muss.
„Denen muss man doch das Handwerk legen“, beschließen Barnabas und Konrad und tüfteln einen grandiosen Plan aus, um die Diebesbande zu stellen.
Erhältlich bei Amazon.

Leserobe:

6. Kapitel
Schrecken am Vulkan

Frohgelaunt machten wir uns an den Aufstieg. Der schmale Pfad wand sich in zahlreichen Kurven den Berg hinauf. Es war anstrengend, aber zum Glück hatten wir daran gedacht, uns mit genügend Getränken einzudecken, die wir in unserem Rucksack verstaut hatten.
Wie konnte es auch anders sein, Konrad hatte sogar für jeden einen Hotdog eingesteckt. Also besser gesagt - einen Colddog, denn die Würstchen waren ja kalt.
Auf halber Strecke machten wir Pause, löschten den Durst, verputzten unsere Kalten Hunde und genossen dabei die tropische Landschaft. Wir waren alleine, nur das Gezirp der Insekten und das Gezwitscher der Vögel durchbrachen die Stille. Die Neugier, was uns am Gipfel erwarten würde, war übermächtig, und so drängte es uns, schnell weiterzugehen.
Onkel Thaddäus hatte nicht zu viel versprochen. Als wir den Kraterrand erreichten, verschlug es uns die Sprache. Die Aussicht war famos, die Landschaft einzigartig. Die schwarze erkaltete Lava erinnerte uns an eine karge Mondlandschaft. Seltsame Pflanzen, die einen Blütenstängel von über zwei Meter Höhe aufwiesen, hellten das triste Grauschwarz mit ihren purpurroten Blüten auf.
„Mann, das ist ja fantastisch hier!“, posaunte Konrad, „aber auch ein bisschen unheimlich, findest du nicht?“
„Ja, finde ich auch“, dabei wagte ich einen vorsichtigen Blick in die Tiefen des Kraters.
„Schade, unser Proviant ist alle“, sagte Konrad und ließ seinen Blick schweifen. „Dabei habe ich doch noch so einen großen Hunger.“
„Wie du nur immer ans Essen denken kannst!“, neckte ich meinen Freund. „Schau dich lieber um, so was bekommst du nicht alle Tage zu sehen.“
Umschauen, das tat Konrad dann auch. Nach wenigen Sekunden hatte er schon entdeckt, wonach er suchte. Ein Busch mit blauen Beeren lud dazu ein, sich hier zu bedienen. Konrad sammelte fleißig die Früchte in einem großen Taschentuch und hielt sie mir zum Naschen vor die Nase.
„Die schmecken prima. Probier mal“, nuschelte er mit vollem Mund, dabei lief ihm der blaue Saft zu den Mundwinkeln hinaus.
Amüsiert schaute ich ihn an und langte ebenfalls zu. Die Beeren hatten einen feinen süßen Geschmack, ähnlich wie Waldbeeren. Wir ließen es uns schmecken und holten sogar noch einmal Nachschub.
Aber da näherte sich plötzlich von hinten ein aufgeregtes, scharfes Schnattern und ließ uns zusammenfahren - dachten wir doch bis vor wenigen Sekunden noch ganz alleine auf dem Gipfel zu sein.
„Zum Donnerknispel, ich glaube mein Klingler weckelt, Barnabas!“, entfuhr es Konrad. „Ob das diese Göttin des Feuers sein kann, von der dein Onkel erzählt hat?“
Schuldbewusst schauten wir auf die Beeren in Konrads Taschentuch. Beide hatten wir den gleichen Gedanken. Zu spät wurde uns bewusst, dass wir einen entscheidenden Fehler begangen hatten – wir hatten vergessen ein paar der Beeren in den Krater zu werfen, bevor wir selber davon gegessen hatten.
Das wilde Geschnatter wurde immer lauter und dann sahen wir sie …
Eine Schar von dunklen Gänsen kam ziemlich aufgebracht auf uns zugelaufen. Hastig packten wir unsere Sachen beisammen und ergriffen die Flucht. So schnell wir konnten, liefen wir zum Pfad zurück. Die Gänse mit lautem Gezeter hinterher, dabei versuchten sie ständig, uns von hinten in die Beine zu zwicken.
„Nein! Autsch, bitte nicht, lasst das bleiben!“, kreischte Konrad panisch und auch mich hatte die erste Gans erwischt.
Die Gänse jagten uns den Hügel runter. In unserer Hast hatten wir dabei beinahe eine alte Frau umgerannt. Auf einen Stock gestützt und ziemlich aus der Puste, schleppte sie sich mühsam den steilen Weg hinauf.
„Halt, langsam Jungs! Was veranstaltet ihr denn hier?“, rief sie uns zu und kicherte. „Womit habt ihr denn die armen Gänse verärgert?“
„Mit nichts“, antwortete ich verdattert.
„Wir … wir haben gar nichts gemacht. Ehrenwort“, bekräftigte Konrad meine Aussage.
„Auf einmal waren sie da und haben angefangen, uns in die Waden zu beißen. Das tut verdammt weh!“ Konrad rieb sich die schmerzhaften Stellen.
„Ach, die sind ganz harmlos“, meinte die alte Frau, „man muss nur wissen, wie man mit ihnen umgeht.“ Wieder umspielte ein schelmisches Grinsen ihre Mundwinkel.
Die alte Dame richtete ein paar Worte an die Gänse, und da gaben sie tatsächlich auf und watschelten friedlich zurück in Richtung Krater.
„Ich komme oft hierher, um Beeren zu sammeln. Die Nenes, so nennt man diese Gänse, kennen mich. Sie leben ausschließlich hier am Kraterrand, und leider werden es immer weniger.“
Ihr Blick fiel auf das Taschentuchsäckchen, das Konrad in seinen Händen hielt. Der blaue Fruchtsaft hatte den Stoff verfärbt.
„Wie ich sehe, habt ihr auch Beeren gesammelt.“
Betroffen sahen Konrad und ich uns an. Mit einem Mal wurde mir klar, dass diese alte Frau vielleicht die Göttin Pele sein könnte. Hatte Onkel Thaddäus nicht behauptet, dass die Feuergöttin sich öfters in Gestalt einer alten Frau den Einheimischen zeigt. Nicht auszudenken, wenn ausgerechnet dieses alte Weib in Wahrheit die Göttin Pele wäre. Einiges würde dafür sprechen.
In meinem Kopf purzelten die Gedanken durcheinander. Die Beeren … die Gänse, die sofort ruhig waren, als sie erschien … dann das hämische Grinsen …
Konrad schien ähnlichen Überlegungen nachzugehen. Ein Blick genügte und wir waren uns einig.
Er reichte der alten Hawaiianerin sein Säckchen. „Bitte, wenn Sie Beeren pflücken wollten, dann nehmen Sie doch unsere.“
Teils verwundert und teils belustigt nahm sie die Beeren entgegen.
„Ja, wenn ihr meint, dann kann ich mir den restlichen Weg sparen. Ich danke euch“, sprach sie, grinste abermals und machte kehrt.
„Puh, das ist ja gerade noch mal gut gegangen“, atmete Konrad erleichtert auf. „Kam dir auch der Gedanke, dass wir eventuell die Göttin vor uns hatten.“
„Ja. Ich denke, das war das einzig Richtige, was wir tun konnten“, erklärte ich. „Wenn ich auch nicht an solche Göttergeschichten glaube, sagt mir mein Gefühl doch, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging. Wir hätten Onkel Thaddäus’ Warnung ernst nehmen sollen. Egal ob Göttin oder nicht, einen gewaltigen Schrecken hat die alte Dame mir auf alle Fälle eingejagt.“
Etwas schuldbewusst darüber, wieder einmal zu unüberlegt gehandelt zu haben, machten wir uns auf den Rückweg.



Autorenvita:
Die Autorin Marion David, geb. 1959, ist dreifache Mutter und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Aachen. Schon vor vielen Jahren hat sie damit begonnen, Geschichten für  ihre Kinder zu schreiben. Lange lagen die Manuskripte in der Schublade, bis im Jahr 2011 der Entschluss fiel, die Geschichten zu überarbeiten und diese als E-Book zu veröffentlichen. An der Entstehung der Buchreihe „Die Bücher des Barnabas Rosenstengel“ sind auch die beiden mittlerweile erwachsenen Töchter beteiligt, die ihre Mutter mit der Gestaltung der Bücher und den Illustrationen tatkräftig unterstützen. Die abenteuerlichen Tiergeschichten des Teams erscheinen unter dem Pseudonym „Codename Kolibri“. Nach dem großen Erfolg des ersten Bands „Die Reise zu den Weinenden Felsen“ setzte das kleine Familienunternehmen die Serie fort und brachte zeitgleich die Buchreihe „Leseabenteuer mit Barnabas“ für junge Leser auf den Markt.
Mittlerweile ist auch das erste Bilderbuch erschienen.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage:
http://www.barnabas-rosenstengel.de/

Freitag, 24. Juli 2015

„Das Wunderwasser“ von René Deter


Klappentext:


Der vorliegende Band enthält 22 Märchen und Geschichten, die im mythischen Harz spielen. Dabei greift der Autor Motive der Harzer Sagenwelt auf und adaptiert sie in seinen Texten. Aber auch neue Stoffe lässt er in seine Werke einfließen

Folgen Sie dem Autor in eine wundersame Welt und lassen Sie sich von den vielfältigen Märchen und Geschichten einfach begeistern!

Eine kleine Auswahl dessen, was Sie erwartet::
- Auf der Suche nach einem Wunderwasser erlebt ein Mann eine besondere Überraschung.
- Ein Wanderer erfährt vom Wind, warum jener auf dem Blocksberg sehr wichtig ist.
- Ein junges Mädchen begegnet der grauenhaften Hexenkatze.
- Ein Jäger erlebt eine große Überraschung, als er auf einen sprechenden Luchs trifft.
- Ein Kräuterweiblein beschwört den Zorn des Himmel, als es durch die hochmütigen Bewohner eines Schlosses abgewiesen wird.
- Ein kleines Mädchen erhält wundersame Hilfe, als es in einem Moor zu versinken droht.

Der Autor wünscht Ihnen viel Freude beim Lesen des vorliegenden Buches.
Erhältlich bei Amazon, sowie in allen anderen bekannten Ebookshops

  
Der König der Luchse

In alter Zeit, als es noch viele Luchse im Harz gab, da wurden die edlen Tiere häufig gejagt, um als Trophäen das Herz manch edlem Herren zu erfreuen.
Eines Tages war dann auch Jäger Bertram im Auftrag seines Herren, einem reichen Grafen, unterwegs, um einen Luchs für jenen zu erlegen. Das Fell sollte das Arbeitszimmer des Herrn einen würdigen Glanz verleihen und die Gäste beeindrucken, wenn man dort wichtige Angelegenheiten besprach.
Nun, eigentlich war es dem Jäger egal, was mit dem geschossenen Tier passiert. Er würde davon rein nichts haben. Sein Lohn war karg und auch nicht mit dem Erlegen eines Luchses konnte er steigen. Da war der Graf sehr eigen.
Eigentlich verabscheute Jäger Bertram aber die ausufernde Jagd auf die Luchse. Deren Bestand hatte sich in den vergangenen Jahren deutlich vermindert, was er als Waidmann nicht gutheißen konnte. Aber es galt, den Befehlen seines Herrn zu gehorchen. Sonst würde man wohl die längste Zeit dessen Jäger sein und müsste fortan mit seiner Familie am Hungertuch nagen. Es gab genug weitere Jäger, die nur zu gerne diese Arbeit ausüben würden.
Wenn der Lohn auch eher karg war, so lebte Bertram davon noch besser als viele andere im Lande. Es musste nicht sein, dass seine Familie und er die Nächsten waren, die zu den Ärmsten der Armen zählen. Die goldenen Zeiten waren längst vorbei und jeder musste sehen, wie er mit der Situation klar kam.
So machte er sich mit den düsteren Gedanken um seine Zukunft auf die Pirsch. Das Wetter war gut und versprach, angenehm zu bleiben. So würde Jäger Bertram zumindest nicht nass werden und auch nicht schwitzen oder frieren. Es war optimales Jagdwetter. Selten genug in den Weiten des Harzes!
Natürlich war dieses Wetter kein Garant, auch wirklich einen Luchs aufzuspüren und zu erlegen. Aber es machte die Sache ein wenig einfacher.
Er hatte von einem Wanderer einen Hinweis bekommen, wo er eventuell einen Luchs finden könnte, aber ob auf diesen Tipp Verlass war, das stand woanders geschrieben. Ihm war schon so vieles erzählt worden, was sich dann als unsinnig herausstellte. Darauf konnte man als Jäger nur selten zählen. Das Wild hatte einen durchaus eigenen Kopf und richtete sich nicht danach, was die Menschen einander erzählten.
Der Wanderer mochte ihn gesehen haben, doch das bedeutete nicht, dass sich das Tier noch immer dort befand.

Eine ganze Weile war Jäger Bertram mittlerweile im Revier des Grafen unterwegs, doch er hatte bisher weder einen Luchs selbst noch dessen Spuren auffinden können. Auch dieses Mal hatte sich der Hinweis als falsch herausgestellt. Er hatte es nicht anders erwartet.
Er wusste nicht, ob er fluchen oder sich freuen sollte. Ihm war es eigentlich ganz recht, denn einen Luchs schoss er nur sehr ungern. Viel zu selten war die Katzenart mittlerweile aufzufinden. Zudem sahen die Luchse mit ihren Pinselohren einfach majestätisch aus, waren ein Stück weit die Könige der Harzer Wälder.
Doch genau dieser Umstand führte auch zu dem Verhängnis, gejagt zu werden, um sich mit dem Fell zu schmücken. Nicht jeder Herr war eine Majestät, aber trotzdem wollte er sich wie eine solche führen.
Nach dem Misserfolg bezüglich des Tipps suchte er nach und nach weitere Stellen ab, auf denen sich die Tiere aufhalten konnten. Aber auch dort war ihm kein Erfolg beschert. Es gab einfach viel zu wenige Tiere. Diese hielten sich im Gebirge gut versteckt.

Als Bertram fast schon die Jagd für dieses Mal aufgeben wollte, hörte er plötzlich ein Rascheln, das ihm verdächtig vorkam. War das nicht...
Er sollte sich nicht täuschen, denn tatsächlich erschien ein großes Tier vor seinen Augen.
Ein Luchs! Der prachtvollste Luchs, den er je gesehen hatte.
Alles an dem Tier wirkte majestätisch. Seine Fellzeichnung, die Ohren mit den Pinseln, ja die ganze Gestalt hatte etwas Erhabenes. Es gab nichts Schöneres!
Er wollte sein Gewehr zücken, um auf das Tier anzulegen. Doch irgendetwas tief in seinem Inneren hinderte Jäger Bertram daran, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Dieses Tier durfte er nicht schießen, auch wenn es genau das Richtige für den Grafen wäre. Es hatte etwas Besonderes an sich.
Im nächsten Moment drehte das prachtvolle Tier dem Jäger seinen Kopf zu und schien ihn direkt anzustarren. Die Augen fixierten Bertram in ihren Blicken. Aber konnte das wirklich sein?
Der Jäger fühlte sich unsicher. Diesem Luchs schien etwas Besonderes inne zu wohnen. Sein erster Gefühl hatte ihn nicht getäuscht.
Da hörte er auf einmal eine tiefe Stimme, die vom Luchs herzukommen schien. Er schien mit ihm sprechen zu wollen.
Bertram schreckte auf. Es kam völlig unerwartet für ihn. Bisher hatte noch nie ein Tier mit ihm gesprochen. Oder täuschten ihn da seine Ohren? Auch wenn er einfacher Mann war, so wusste er, dass Tiere nicht sprechen konnten.
Zwar gab es alte Legenden und Weissagungen, die von sprechenden Tieren redeten, aber es selbst zu erleben, das war etwas völlig anderes. Das war keine alte Geschichte, sondern die Wirklichkeit, der er sich nun unerwarteterweise stellen musste.
Die Situation wurde ihm unheimlich und er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Doch dann sprach erneut die Stimme. Jäger Bertram konnte sie nun eindeutig dem majestätischen Luchs zuordnen.
Du hast wohl daran getan, nicht auf mich zu schießen“, meinte das Tier. „Ich weiß von der Leidenschaft eurer Herren, uns zu präsentieren. Zu viele meiner Art mussten schon ihr Leben lassen. Aber sei dir gesagt: Wenn ich sterbe, dann sterben auch alle anderen Luchse des Harzes und niemand wird uns jemals mehr hier sehen können.“
Die Stimme hielt inne und der Jäger war noch mehr geschockt In was für eine seltsame Geschichte war er da nur hinein geraten?.
Indirekt sprach ihm das Tier aus der Seele, denn er mochte es nicht, dass die Luchse so stark beschossen wurden. Auch wenn er Jäger war und seinem Herrn gehorchen musste, konnte er das wahllose Töten nicht gutheißen. Es widersprach jeder Jagdregel und galt oftmals lediglich der puren Lust am Töten und dem Aufstellen sinnloser Jagdtrophäen.
Als Jäger musste man auch ein Freund der Natur sein. Mochten die Luchse auch ab und zu Schaden in den Wildbeständen verursachen, der Mensch verursachte ungleich mehr. Dessen war er sich in den vergangenen Jahren immer bewusster geworden.
Dann sprach die Stimme weiter.
„Weiser Jäger, ich bin der König der Luchse des gesamten Harzgebirges und danke dir für deine Gnade!“
Das machte den Jäger sprachlos.
Hatte er als Jäger überhaupt Dank verdient, wenngleich er diesen Luchs auch nicht geschossen hatte? So recht mochte er sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Trotzdem war es aus der Sicht des Luchses so.
Die Stimme verstummte mit diesen Worten und der Luchs entschwand ohne ein weiteres Wort im Unterholz.
So schnell, wie er vor dem Jäger aufgetaucht war, hatte er auch wieder das Weite gesucht.
Jäger Bertram rieb sich unterdessen ungläubig die Augen. Hatte er eben gerade wirklich einen sprechenden Luchs gesehen?
Kaum jemand würde ihm diese Geschichte abnehmen. Ein sprechender Luchs war schon etwas Außergewöhnliches und in den Gedanken der Menschen nicht vorgesehen.
Im Moment würde Jäger Bertram keinen weiteren Luchs mehr finden. Im Prinzip war er sogar froh darüber. Das Tier, dieser König aller Luchse des Harzes, hatte ihn sehr beeindruckt.
Der Graf würde es mit Sicherheit nicht verstehen. Daran hatte Bertram Kaum einen Zweifel. Für den Grafen zählte die Trophäe und sonst nichts. Da war es egal, ob das Tier selten war oder nicht. Ganz im Gegenteil. Je seltener die Trophäe war, umso wertvoller mutete sie im Auge des Betrachters an.
Wenig später beendete der Jäger dann endgültig seinen Pirschgang. Dem Grafen berichtete er, keinen Luchs gefunden zu haben. Das stimmte jenen nicht gerade froh, da er sich fest auf den Erfolg seines Jägers verlassen hatte. Aber er nahm es insgesamt doch recht gelassen  hin und hoffte, dass dem Jäger in Zukunft mehr Jagdglück bezüglich dieser Sache beschieden war.

Jäger Bertram schoss nie in seinem Leben einen Luchs. Zu mahnend hatten die Worte des Königs der Luchse geklungen, zu sehr lag ihm der Fortbestand der Katzenart im Harz am Herzen.
Doch irgendwann musste doch ein Waidmann den König der Luchse erlegt und die Weissagung in Erfüllung gebracht haben.
Die Luchse verschwanden aus dem Harz und erst in jüngster Zeit wurden wieder welche gesichtet.
Der Mensch, der sie bejagt hatte, hat sie zurück in den Harz gebracht. Und wenn man Glück hat, dann findet man ihre Spuren in den Harzer Wäldern oder bekommt die scheuen Tiere sogar einmal zu Gesicht. Mag den Tieren das Glück für lange Zeit beschieden sein.



René Deter wurde 1974 im mecklenburgischen Städtchen Grevesmühlen geboren und lebt heute im nördlichen Teil des Biosphärenreservats Schaalsee, ca 20 km von der alten Hansestadt Lübeck entfernt. Schon früh entdeckte er die Liebe zum Lesen und Schreiben. Zunächst waren es Gedichte, bald darauf folgten auch Märchen, Kurzgeschichten und längere Erzählungen und kurze Romane. Diese Liebe hat ihn bis heute nicht losgelassen. Dabei bewegt er sich in ganz unterschiedlichen Genres, vorwiegend im fantastischen Bereich. Aber auch die Lyrik gehört zu seinem Metier.
Inspiration für seine Geschichten und Gedichte findet der Autor u. a. in der Natur seiner Heimat, aber auch im Urlaub oder durch besondere Ereignisse, die ihn bewegt haben.Natürlich gibt ihm das Leben in allen seinen Facetten Stoffe zum Erzählen.

Mehr Infos: 

Dienstag, 21. Juli 2015

Alltagsgeschichten von Henry-Sebastian Damaschke



Klappentext:

Der Regenbogen-Elch ist der Einzige seiner Art – weltweit. Deshalb ist er ganz besonders. Er saß eines Tages auf der Fensterbank des Autors und von da an blieb er bei ihm und dem Schaf, dem schwarzen. Der Regenbogen-Elch wurde der beste Freund vom Schaf. Gemeinsam erleben sie viele bunte Abenteuer in dem ganz großen Abenteuer Leben.

Im Band 2 geht es um Träume, Wünsche, Respekt und den Umgang mit Werbung und dass man alles mit Köpfchen meistern kann.

4 abgeschlossene Geschichten, 8 Farb-Illustrationen – für Kinder von 6 – 109 Jahren


Die Geschichte/Leseprobe gibt es illustriert als PageFlip zum Blättern.
Erhältlich bei Amazon,




Leseprobe (komplette 1. Geschichte):

Das schwarze Schaf, Fernsehen und Werbung

An diesem Tag saß das schwarze Schaf vor dem Fernseher und schaute die Sendung „Gute Schafe – schlechte Schafe“. So ein Blödsinn, dachte es und begann zwischen den Programmen hin und her zu schalten. In einem Programm lief „XY Schafe ungelöst“, im nächsten „Schafe hinter Gittern, der Schafsknast“. So ein Müll, dachte das Schaf, das schwarze. Es schaltete weiter, es lief gerade „Schafe am Mittag“ und zwischendurch immer diese Werbeblöcke. Alles Dinge, die man im Grunde überhaupt nicht braucht. Da versprachen sie ewige Schönheit, Schafsfaltenglätteprogramme für alternde Schafsdamen, neue Diäten für eh schon schlanke Schafe, da gab es Windeln für angeblich unglückliche Schafskinder, da wurde den Schafen erzählt, wie sie zu sein haben, damit sie erfolgreich, schön und jung sind. Das nannten sie dann auch noch „dynamisch“. Weiterhin gab es diese Mammutserien, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.
Das schwarze Schaf dachte bei sich: Die veräppeln die Schafe aber sehr. In dem Moment kam der Regenbogen-Elch wie immer um die Ecke, ließ sich in einen Sessel fallen und sagte:
„Och, du guckst Fernsehen.“
„Ja“, murmelte das Schaf, das schwarze, „ich denke gerade darüber nach, wie sehr hier Schafe veräppelt werden.“
„Stimmt“, antwortete der Regenbogen-Elch, „das ist nur eine Berieselung, nichts Echtes, nichts Wirkliches, außer den Nachrichten vielleicht, aber für die interessieren sich die wenigsten, weil die ja auch immer oder meistens ausschließlich negativ sind.“
„Genau“, erwiderte das schwarze Schaf, „aber schau dir das mal an, da gehen Leute in Sendungen aufeinander los und schreien sich öffentlich an – und die Schafe gucken sich das an!“
Der Regenbogen-Elch lachte.
„Ja, das ist geradezu peinlich und völlig daneben. Ich würde da nie hingehen.“
„Ich auch nicht“, bestätigte das schwarze Schaf, „das ist ja richtig schlimm. Die diskutieren dort auch noch öffentlich ihre Familienprobleme.“ 
Darauf erwiderte der Regenbogen-Elch:
„Schau, da wird wieder geworben für Schafsklingen aus Solingen, für das Beste im Schaf.“
Das Schaf lachte.
„Anständige Schafe tragen Bart und brauchen keine Klingen.“
„Ja, und hier gibt es Werbung für Schafsgummibären. Die sollen alle froh machen, in Wahrheit machen sie dick und die Zähne kaputt“, erklärte der Regenbogen-Elch. Das Schaf schaltete weiter.
„Richtig, hier wird aber auch für Obst geworben, das erscheint vernünftig und gesund“, meinte das Schaf.
„Aber da werben sie für Tabletten, die zwar Schmerzen nehmen, aber Nebenwirkungen haben, die noch schlimmer sind als die Schmerzen.“
„Ja“, murmelte das Schaf, „und all das Zeug, was man nicht braucht. Schafsklopapier, aus dem man eine Hängematte bauen kann, weil es so super-reißfest ist. Wer baut schon Hängematten aus Klopapier? So verrückt ist doch keiner.“
„Hier, schau nur“, sagte der RegenbogenElch, der sich die Fernbedienung vom Schaf geschnappt hatte und erneut durch alle Programme schaltete, „da werben sie für Schafsdeo. Damit soll man erfolgreich sein bei Schafsdamen.“
Das Schaf, das schwarze, lachte und antwortete:
„Das ist ja der Witz überhaupt. Ich habe trotz der Benutzung von Deo noch nie erlebt, dass mich ganze Herden von Schafsdamen verfolgen, das tun die aus anderen Gründen. Aber so schlimm wie die Werbung sind auch diese schrecklichen Gerichtsserien am Nachmittag: Richterin Barbara Schaf verurteilt täglich Leute in der Öffentlichkeit, gefolgt von Richter Schaf Unhold, der noch schärfer verurteilt. Jeder, der schon mal in einem richtigen Gerichtssaal war, weiß, dass es da keineswegs so zugeht. Und da, schau nur, da berät Angelika Oberschaf Leute mit Problemen, öffentlich. Wen interessiert das eigentlich alles?“, fragte das Schaf, das schwarze.
„Tja, die breite Masse der Schafe scheint es zu interessieren, und man sieht ja den Erfolg. Es wird immer mehr gekauft und gekauft und immer mehr Fernsehen geschaut, egal was, Hauptsache, das Ding läuft“, erwiderte der Regenbogen-Elch.
„Und 80 % davon ist Schrott!“, erklärte das Schaf. „Könnte man nicht mal was Vernünftiges zeigen oder mal für sinnvolle Dinge werben wie Bücher, eine gesunde Umwelt anstatt für Plastikmüll?“
„Klar, das wäre toll“, bestätigte der Regenbogen-Elch, „aber das machen sie nicht, denn dann müssten sie ja weg von ihrer Alles-ist-schön-auf-der-Welt-Darstellung und müssten berichten, dass viele Kinder, sogar in unserem Land, arm sind. Dann müssten sie zugeben, dass sie etwas zeigen, was gar nicht so ist. Dann müssten sie berichten von Problemen und Schwierigkeiten, die keiner mehr in den Griff bekommt oder nur mit viel Mühe. Sie müssten zugeben, dass sie Fehler gemacht haben – und das ist wohl das schlimmste. Vor Jahren sprach man vom Ozonloch, heute redet man kaum noch darüber, aber weg ist es deshalb nicht. Wale sterben im Meer, plötzlich und völlig ohne Grund, und alle sind entsetzt, aber nur für einen Moment, dann sind die Wale vergessen und man wendet sich lieber den schönen Dingen zu, indem man danach für ewige Schönheit wirbt. Oder aber man wendet sich dem Krieg zu, der in der Welt tobt, organisiert gegen den Terror. Jedoch kann man Gewalt nicht mit Gewalt bekämpfen.“
„Ja“, erwiderte das Schaf, das schwarze, „ich erinnere mich an ein Schaf Namens Gandhi. Das hat es vorgemacht: den gewaltlosen Widerstand – ein bewundernswertes Schaf.“
„Stimmt“, bestätigte der Regenbogen-Elch, „aber solche gibt es eben nur einmal und nicht so oft.“
„Es gab viele gute Schafe“, murmelte das Schaf, das schwarze, „aber auf die wird nicht gehört. Jeder denkt nur an sich und an seine Vorteile.“
„Nehmen ist offensichtlich besser als Geben“, schlussfolgerte der Regenbogen-Elch, „und das ist falsch. Es muss beides sein, damit es im Gleichgewicht bleibt.“
Das Schaf, das schwarze, schaltete den Fernseher aus und fragte:
„Was kann man tun?“ 
„Einiges: nicht auf diese Werbung reinfallen, nicht diesen Serien glauben, die die Wirklichkeit verfälschen und den Schafskindern irgendwelche Dinge zeigen, damit sie es angeblich besser machen können. Mehr nachdenken anstatt planlos zu kaufen – eben einen gewaltlosen Widerstand proben, indem man nicht kauft, was andere sagen, indem man nicht auf Werbung hört, nur weil eine Firma ihr Produkt an das Schaf bringen will. Lieber mal ein Buch lesen anstatt ins Fernsehen zu schauen. Lieber mal einen Waldspaziergang machen anstatt auf Laufbändern im Keller zu rennen. Und natürlich immer schön Schaf bleiben, mit einer eigenen Meinung. Oder eben Elch bleiben“, grinste der Regenbogen-Elch.
„Genau“, sagte das Schaf, das schwarze, „man sollte immer man selbst sein, mit eigener Meinung und eigenem Kopf.“


Autorenvita:

Henry-Sebastian Damaschke, Jahrgang 1960, verbrachte seine Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet. Nach dem Abitur entschied er sich für die Sozialpädagogik. Sucht- und Drogenprävention wurde einer seiner Arbeitsschwerpunkte.
Anfang 2004 zog er an den Rhein, in seine neue Wahlheimat Köln.
2006 begann er mit seinen Illustrationen und damit entstand die Kinderbuch-Serie “Abenteuer vom Regenbogen-Elch“. Daneben schreibt er Krimis und Satiren und schöpft weitere Figuren für neue Kindergeschichten.
Sein Motto: “Träume sind mächtiger als Tatsachen."

Zu den Printausgaben wurde ein passendes, laminiertes Lesezeichen hergestellt, was kleine und große Leseratten vom Autor direkt erhalten können.