Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 8. Dezember 2015

"Amelie und Amos feiern Weihnachten. Geschichten für die Kleinsten" von Eva Markert

Für Amelie und ihren Cousin Amos ist Weihnachten das schönste Fest überhaupt. Doch die beiden freuen sich nicht nur auf ihre eigenen Geschenke. Sie versuchen auch, dem Christkind ein wenig unter die Arme zu greifen. Wenn nur die Zeit bis zur Bescherung nicht so lang wäre!
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Leseprobe:

Weihnachtsmann oder Christkind?

„Ich bin riesig gespannt, was mir der Weihnachtsmann bringt!“, ruft Ben.
Es sind nur noch ein paar Tage bis Heiligabend, und die Kinder im Kindergarten sind alle schon ganz aufgeregt.
„Bei uns kommt nicht der Weihnachtsmann, sondern das Christkind“, meldet Maximilian sich zu Wort.
„Wie bei uns“, mischt Amos sich ein. „Und den Weihnachtsmann, den gibt es gar nicht.“
„Klar gibt es den“, widerspricht Miriam. „Er kommt jedes Jahr in der Nacht vor Heiligabend und legt Geschenke für mich unter den Tannenbaum.“
„Das ist kein Beweis“, ruft Tobias dazwischen. „Das Christkind bringt auch Geschenke.“
„Zu uns kommt weder der Weihnachtsmann noch das Christkind“, wirft Aysche ein. „Weil wir Moslems sind.“
„Wie? Du kriegst Weihnachten keine Geschenke?“, hakt Tobias nach.
„Doch. Von meinen Eltern. Weil alle Kinder in Deutschland etwas geschenkt bekommen.“
„Na, wenigstens etwas“, meint Tobias.
Amos findet es schöner, wenn das Christkind die Geschenke bringt. Und an den Weihnachtsmann glaubt er überhaupt nicht. Das sagt er jetzt laut.
„Ich bin sicher, dass es den Weihnachtsmann gibt“, ereifert sich Ben. „Ich weiß alles über ihn. Er wohnt am Nordpol, und er kommt mit einem Schlitten, der von Rentieren gezogen wird ...“
„Das kann nicht sein“, unterbricht ihn Maximilian. „Es liegt überhaupt kein Schnee.“
Das ist leider wahr. Der schöne Schnee, der vor ungefähr vier Wochen gefallen ist, ist schon lange weggetaut.
„Na und?“, gibt Ben zurück. „Der Schlitten fliegt sowieso durch die Luft. Außerdem braucht euer Christkind auch einen. Wie will es sonst die Geschenke zu den Kindern bringen?“
Amos stutzt. Darüber hat er sich bisher keine Gedanken gemacht. Aber bestimmt ist das nicht schwierig für das Christkind, denn es kann ja alles.
„Ich denke, Engel helfen dem Christkind“, meint Maximilian.
„Ich glaube trotzdem an den Weihnachtsmann“, wiederholt Ben. „Mein Papa hat gesagt, dass er den Kindern auf der ganzen Welt Geschenke bringt: in Amerika, England, Frankreich, Russland ...“
„Das stimmt“, ruft Igor aus der Sonnengruppe, der Russe ist und zufällig zuhört. „Bei uns heißt er Väterchen Frost.“
Amos überlegt. Kommt das Christkind auch zu den Kindern in anderen Ländern? Darüber hat er noch nie nachgedacht.
„Es gibt noch mehr Beweise, dass der Weihnachtsmann echt ist“, ruft Miriam. „Jeder weiß, wie er aussieht. Er hat einen weißen Bart und weiße Haare, und er trägt einen roten Mantel und eine rote Mütze. Ich habe ihn oft gesehen, und er ist außerdem auf vielen Bildern.“
„Das Christkind hat blonde, lockige Haare, blaue Augen und ein weißes Kleid“, hält Amos dagegen.
„Wieso meinst du das?“, erkundigt sich Ben.
„So stelle ich es mir vor.“
Hohngelächter ist die Antwort der Kinder, die an den Weihnachtsmann glauben.
Inzwischen ist Amos ganz unsicher geworden. Was die anderen sagen, klingt überzeugend. Trotzdem will er lieber weiter an das Christkind glauben. Er muss mit seinen Eltern darüber reden.
Als seine Mama ihn abholt, fällt er gleich mit der Tür ins Haus. „Woher weiß man eigentlich, dass das Christkind echt ist und der Weihnachtsmann nicht?“, fragt er.
„Das kann man nicht wissen, das kann man nur glauben“, erwidert sie.
Amos erklärt ihr, warum viele Kinder im Kindergarten denken, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringt. „Weil man den Weihnachtsmann sehen kann und weil man viel über ihn weiß“, fasst er seinen Bericht zusammen.
„Und gerade das ist ein Beweis, dass es ihn nicht gibt“, antwortet Mama.
Verdutzt schaut Amos sie an.
„Überleg mal“, fährt sie fort. „Man sieht dauernd Weihnachtsmänner: im Fernsehen, in der Reklame, auf der Straße, in Kaufhäusern … Die können doch nicht alle echt sein. Das sind bloß Leute, die sich verkleidet haben. Wenn es den Weihnachtsmann wirklich gäbe, könnte er nicht immer an vielen verschiedenen Orten zugleich sein. Und er hätte anderes zu tun, als seine Zeit bei solchen Auftritten zu verschwenden.“
Als Amos das hört, fällt ihm ein Stein vom Herzen. Mama denkt also auch, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
Als sein Papa abends kommt, sagt er zu ihm: „Ich bin froh, dass ich nichts über das Christkind weiß und es nie sehe.“
„Nanu?“, wundert sich Papa. „Du hast dir doch immer gewünscht, es zu treffen.“
„Wenn ich es treffen würde, wäre es nicht das Christkind“, wendet Amos ein.
Das muss er Papa natürlich erklären.
„Jetzt verstehe ich“, erwidert der. „Und du hast recht: Das Christkind ist und bleibt ein großes Geheimnis.“
Amos nickt ernsthaft.
„Nur eins darfst du nicht machen“, fügt Papa hinzu. „Du darfst den Kindern, die an den Weihnachtsmann glauben, nicht die Freude verderben. Du möchtest genauso wenig, dass man dir dauernd erzählt, es gäbe kein Christkind.“
Amos verspricht, alles für sich zu behalten, was er nun über Weihnachtsmänner weiß. Gleichzeitig freut er sich, dass er an das Christkind glaubt.

Eva Markert lebt in Ratingen bei Düsseldorf. Von Beruf ist sie Studienrätin mit den Fächern Englisch und Französisch. Außerdem besitzt sie ein Zertifikat für Deutsch als Fremdsprache und ist staatlich geprüfte Übersetzerin. In ihrer Freizeit arbeitete sie viele Jahre als Lektorin und Korrektorin in einem kleinen Verlag mit.
Zahlreiche Kurzgeschichten und Kindergeschichten von Eva Markert wurden in verschiedenen Hör- und Printmedien veröffentlicht. Ihre Kinder- und Jugendbücher sowie Romane und Kurzgeschichtensammlungen für Erwachsene sind bei Amazon und anderen Händlern erhältlich.

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