Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Montag, 5. März 2012

Haben Regenwürmer Augen? Von Tine Sprandel


Nirgendwo lassen sich ökologische Kreisläufe besser verdeutlichen und beobachten als beim Regenwurm. „Haben Regenwürmer Augen“ ist eine Geschichte über Regenwürmer für Kinder ab 5 Jahren. Ergänzt wird sie von Anregungen zum Weiterforschen und mit der Bauanleitung für ein Regenwurmhaus.

Der Regenwurm Knut zieht los, sich ein besseres Erdreich für seinen Tunnel zu suchen.Er fliegt mit einer Grabgabel durch die Luft und landet im Gemüsebeet. Dort findet er keine Blattreste zum Essen und verzweifelt, bis ihm ein anderer Regenwurm rät, sich ins Blumenbeet zu verziehen. Auf dem Weg dahin verfolgt ihn eine diebische Elster, eine kleine Kinderhand rettet Knut und versenkt ihn unter ein Laubblatt. Endlich hat er Ruhe und kann bauen ..:

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Haben Regenwürmer Augen?


Vorsichtig schob Knut sein Kopfteil nach oben: Da war noch ein Regenwurm. Aber viel dicker und viel länger, das spürte Knut.

„Wo sind wir?“ Er öffnete sein Maul, um mehr von der Umgebung aufnehmen zu können. Eigenartig stumpf roch es hier, Erde verströmte sonst etwas Frisches.

„In einem Gemüsebeet. Gerade hat der Gärtner eine Ladung Torf bekommen, darum riecht es hier wie neu.“

„Fürchterlich! Zum sauer werden. Nur Haare und Fasern!“

Der dicke Regenwurm lachte. „Was hast du denn gedacht, Kleiner! So ist Torf!“ Dann tastete er Knut Ring für Ring ab. „Kannst du überhaupt schon Tunnel bohren?“

„Bisher habe ich in den alten Gängen anderer gelebt. Aber jetzt bin ich unterwegs einen eigenen Tunnel zu bauen,“ antwortete Knut stolz.

Der Dicke schmunzelte. „Bleib dicht neben mir liegen, dann erkläre ich dir, wie du einen Tunnel graben kannst.“

Knut machte es sich neben dem Dicken bequem.

„Also, zuerst musst du wissen, woraus Erde besteht“, begann der ältere Regenwurm. „Willst du `ne gute Mischung um die Wände schön zu tapezieren, musst du Sand, Ton, Lehm und Pflanzenreste ...“

„Wie heißt du?“, unterbrach Knut.

Wieder brach der andere in Gelächter aus. „Regenwürmer haben keine Namen!“

„Ich schon!“, verkündete Knut. „Ich heiße Knut. Habe ich mir ausgedacht.“

„Wir brauchen keine Namen.“

„Jetzt erkläre ich dir mal was“, entgegnete Knut trotzig. „Mein Lieblingsspielzeug im Boden ist Ton. Es gibt viele verschiedene Tonarten. Smektit, Kaolinit, oder so, habe ich gehört. Die Menschen geben allem Namen. Da ist es normal, dass ich auch einen habe.“

Ehe der Dicke antworteten konnte, sauste ein wuchtiger Spaten neben Knut nieder, fast hackte er ihm zwanzig Körperringe weg. Zum Glück nur fast.

„Au!“ schrie er. „Schuftbacke, Gemeiner, was war das für ein Spaten feuernder Drache!“

Der Dicke ringelte sich blitzschnell ein und grummelte. „Immer wieder muss man das aushalten. Die Menschen denken, Regenwürmer kennen keinen Schmerz! Wenn die wüssten, wie schwer es ist, all die Ringe zu erneuern.“

„Ich mag nicht mehr. Ich muss hier weg!“, schrie Knut.

„Du kannst froh sein, dass es dich nicht erwischt hat. Es ist mühsam ohne Hinterteil weiter zuleben. Aber dein Kopf mit dem Oberschlundganglion ist noch ganz.“

„Was nützt mir das Oberschlunddingsda, wenn mir doch alles wehtut?“

„Du bist noch jung, du kannst ja woanders hin!“

„Gehst du mit?“ fragte Knut und testete die Beweglichkeit seiner Borstenhaare an den Körperringen.

(...)


Leserstimme:

„Diesmal kein Eisbär, der Knut heißt. Nein, ein Regenwurm namens Knut. Der ist so entzückend, dass man ich gleich ans Herz drücken möchte. Dabei kann ich diese Kriechlinge ja nicht wirklich leiden. Knut aber schon! Serh anschaulich, sehr kindegerecht und mit toller Anleitung nach der Geschichte. Daumen hoch für Tine Sprandel!“


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