Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 13. November 2012

Sommerabenteuer in Dobberdau von Anja Blum

Klappentext:
Die vier Kinder Charli, Ole, Jens und Vivian verbringen ihre Sommerferien in Dobberdau, dem kleinen beschaulichen Dorf am See. Hier gibt es noch einen Kuhstall und sogar ein Storchennest. Wenn du jetzt denkst, die Ferien müssen ja stinklangweilig sein, wirst du in der Geschichte der 4 eines Anderen belehrt. Dass jeder Tag spannend ist, dafür sorgt Resi, das kleine braune Kälbchen genauso, wie der Angelspaß im See. Erfahre im Buch, was mit Vivian passiert und ob sie aus dem See gerettet werden kann. Nach 6 Wochen gehen auch für die Kinder in Dobberdau die erlebnisreichen Sommerferien, die scheinbar so blöd begannen, zu Ende.
Erhältlich bei Amazon als Create Space und E-Book.



 Leseprobe

»Kommt, lasst uns zu August gehen. Ich glaube, da ist ein neues Kälbchen geboren worden.« Ole hatte es ganz wichtig. Von seiner großen Schwester Nele, die schon 16 war, hatte er die Neuigkeit erfahren. Und nun wollte er natürlich nichts schneller, als mit seinen Freunden das Kälbchen anzuschauen. Vielleicht konnten sie das kleine Tier mal streicheln, das wäre echt toll.
»Oh ja, ein Kälbchen, wie schön.« Charli hüpfte gleich hellauf begeistert auf der Stelle auf und ab. Jens stimmte fröhlich ein. Als die drei losliefen, fiel ihnen zum Glück ein, dass Vivian ja noch da stand.
»Komm, Vivian, los!«, rief Charli. Vivian trottete hinterher. Sie war überhaupt nicht wild darauf, in einen dreckigen und stinkenden Kuhstall zu gehen. Aber was sollte sie schon machen?
»Guten Tag, Herr August«, begrüßten die Kinder August freundlich. Sie spürten, dass er heute nicht so mies gelaunt war. Sicher lag das an dem kleinen neuen Kälbchen. Der August hatte schon graue Haare, die unter dem braunen Hut hervorschauten. Der Hut schien auf seinem Kopf angewachsen zu sein, denn ohne dem kannten die Kinder den August nicht. Genauso, wie die blauen Arbeitshosen, die der August ständig trug. Nur das Hemd schien er ab und an zu wechseln. Der August hatte tiefe Falten in seinem gebräunten Gesicht. Am tiefsten war die Falte zwischen den Augen, über der Nase. Die ließ ihn bedrohlich grimmig aussehen. August hatte breite Schultern, überhaupt war er ganz schön stark. Was der alles schleppen konnte! Da staunten die Kinder oft.
»Wollt ihr wieder Limonade?«, fragte er.
»Ja... Nein... Eigentlich wollten wir das neue Kälbchen anschauen«, stotterte Ole etwas rum und rückte seine Brille zurecht.
»So, so, das neue Kälbchen. Habt ihr also schon davon gehört?«
Die Kinder schauten August erwartungsvoll an.
»Und wen habt ihr heute noch mitgebracht, ein richtiges kleines Fräulein?«
Vivian wurde rot. Was wollten bloß dauernd alle von ihr? Es reichte doch schon, wenn es hier überall so stank.
»Das ist meine Cousine Vivian«, erklärte Charli. »Sie ist den Sommer bei uns zu Besuch.«
»Soso. Na dann kommt mal mit.« August machte eine einladende Hand­bewegung und schlurfte in seinen schwarzen Gummistiefeln in den Stall.

Da stand es nun, auf ganz wackeligen Beinen. Ein kleines braunes Kälbchen mit ein paar vereinzelten weißen Flecken und ganz großen schwarzen Augen. Es war mit seiner Mama in einer mit Holzbrettern eingezäunten Box und drängte sich ganz arg an sie.
»Och ist das niedlich. So klein. Wie heißt es denn?«, wollte Charli wissen.
»Es hat noch keinen Namen. Von mir aus könnt ihr ihm einen geben«, brummelte August. Er freute sich auch sehr über das Kälbchen, konnte es aber gar nicht richtig zeigen.
»Wie wollen wir es nennen?«, fragte Ole.
»Lassen wir doch Vivian einen Namen aussuchen«, schlug Jens vor, der dabei einen verstohlenen Blick auf Vivian warf. Ihre langen blonden Zöpfe gefielen ihm. Und Vivians Augen waren blau wie das Meer. So richtig hübsch, fand Jens. Charli wollte sich beschweren, hielt dann aber doch ihren Mund. Jens setzte sein Basecup ab, fuhr sich durch seine schulterlangen Haare, setzte die Mütze wieder auf und fragte Vivian »Magst du einen Namen für das Kuhbaby finden?«
Vivian zuckte mit den Schultern. Sie wusste nicht so recht, fühlte sich aber ganz schön geschmeichelt, dass Jens sie gefragt hatte. Sie überlegte schnell und sagte dann »Resi, nennen wir es doch Resi.«
»Resi gefällt mir.« Jens war sofort einverstanden. Ole und Charli schauten sich an, zogen beiden die Augenbrauen hoch, nickten dann aber zustimmend mit dem Kopf.
»Na da habt ihr ja Glück, dass es sich um ein Kuh­mädchen handelt. Da passt Resi zufällig«, entgeg­nete August.
»Resi, Resi komm mal her«, lockte Charli das Kälbchen. Resi hatte zwar Angst, aber die Neugierde siegte und so kam sie zu den Kindern. Sie versuchte gleich, irgend­etwas zum Saugen zu finden und erwischte die Hand von Charli, die sie über den Holzverschlag hängen ließ. Sofort fing das Kälbchen kräftig mit saugen an. Zschlüz, zschlüz, zschlüz schmatzte es kraftvoll. »Hui ist das ein komisches Gefühl, hihihi«, kicherte Charli und streichelte den Kopf von Resi mit der anderen Hand.
»Lass mich auch mal!«, forderte Ole und schob Charli fast bei Seite.
Jens wollte das Kälbchen natürlich auch streicheln und langte über den Zaun. Vivian stand mit ihren Lackschuhen im Stallmist. Am liebsten wäre sie weggelaufen, aber ein klein wenig wollte sie auch das Kälbchen sehen. Völlig entsetzt sah sie zu, wie Charli die Finger in das Maul des Kälbchens steckte. Wenn die Resi in die Finger beißt?
»Magst du auch mal?«, fragte Jens, der inzwischen bei Resi zum Streicheln kam.
»Nee, die beißt mir doch die Finger ab«, antwortete Vivian kopfschüttelnd.
»Das Kälbchen kann dich nicht beißen«, erklärte August, der den Kindern zusah. »Seine Zähne sind noch nicht da. Es will nur saugen. Kleine Kälber haben nämlich immer Hunger.«
Vivian wollte das nicht so richtig glauben, was der alte Mann da sagte. Aber trotzdem wagte sie sich etwas näher an Resi heran. Sie lehnte sich an den Holzverschlag und streckte zögernd ihre Hand aus. Resi sah ihre Chance und wollte gleich bei Vivian saugen. Das erschreckte sie so sehr, dass sie ruckartig zurücksprang. Dabei blieb sie mit ihrer Bluse am Holz hängen, es machte Ratsch und die schöne weiße Bluse hatte einen Riss. Vivian bemerkte es und die Tränen stiegen ihr in die Augen. Die anderen drei sahen, was passiert war, aber keiner lachte Vivian aus.
»Das kann man bestimmt flicken«, tröstete August das Mädchen. »Das nächste Mal ziehst du dir einfach etwas an, was besser in den Stall passt.«
Vivian war schockiert, die schöne Bluse war kaputt. Und dann auch noch die schleimige Zunge von dem Kalb. Das hatte an ihrer Hand gesaugt. So etwas hatte Vivian noch nie erlebt. Igitt war das ekelig. Vivian erfasste ein Schüttelschauer, der sie den Kopf zwischen ihre Schultern ziehen ließ. Das Kalb ließ sich davon nicht beirren und versuchte aufdringlich, irgendetwas von Vivian zu erwischen, um daran zu saugen. Das sah putzig aus. Eigentlich total süß. Dieses kleine Kuhkind hatte offensichtlich einen Narren an Vivian gefressen.  Aber das interessierte Vivian im Moment gar nicht. Sie wollte nur weg hier.







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