Inhaltsangabe:
Die
Krokodilseltern Krokelia und Krokus warten ungeduldig darauf, dass auch ihr
letztes Kind aus dem Ei schlüpft. Doch als es dann endlich aus dem Ei krabbelt,
sind sie entsetzt, denn dieses Krokodilsbaby sieht ganz anders aus als ihre
anderen Kinder. Es ist nicht grün, sondern schwarz, es hat einen roten
Borstenbüschel auf dem Kopf und eine breite Schnauze. Die anderen
Krokodilskinder finden ihr neues Geschwisterchen potthässlich. Und Vater Krokus
verbietet ihnen, mit diesem „Ungeheuer“ zu spielen. Nur Krokelia kümmert
sich um ihre seltsame Tochter, und weil
sie so glänzend schwarz ist, nennt sie sie Lackschuh.
Lackschuh
ist anders als ihre Geschwister. Und weil Vater Krokus sie für ein Ungeheuer
hält, darf sie nicht bei den Krokodilen wohnen. Aber sie möchte auch geliebt
und geknuddelt werden. Krokelias Herz gewinnt das kleine pfiffige Persönchen
schnell. Lackschuh hat viele Fragen, Krokelia beantwortet sie alle. Nur auf
eine Frage weiß sie keine Antwort. Lackschuh möchte wissen, wer sie ist. Denn
eines steht fest: Ein Krokodil ist sie nicht. Wird sie deshalb immer allein
sein müssen? Die Antwort darauf gibt diese Geschichte vom Anderssein. Und diese
Geschichte endet glücklich.
Leseprobe
Ein seltsames Baby schlüpft aus dem Ei
"Immer noch
nichts?" Krokodilsvater Krokus runzelte die Stirn.
Mutter Krokelia schüttelte
den Kopf und starrte auf das Ei, das in der Sandkuhle vor ihr lag. Alle
anderen Babys waren inzwischen
geschlüpft, dieses Ei rührte sich nicht. Ein paar Mal hatte sie es vorsichtig
mit ihrer großen Schnauze hochgehoben in der Hoffnung, das kleine Krokodil im
Innern aufzuwecken. Vergebens. "Ich mache mir langsam Sorgen", sagte
sie.
Vater Krokus klopfte
vorsichtig gegen die schwarz gepunktete dunkelgrüne Eierschale. "Soll ich
ein bisschen nachhelfen?", fragte er.
"Ja,
vielleicht." Krokelia seufzte. Noch nie hatte ein Kind so lange auf sich
warten lassen.
Krokus schlug vorsichtig gegen die Schale. Er legte sein
Ohr ans Ei und horchte. "Du, da drin bewegt sich was", sagte er.
In dem Moment knackte es,
ein feiner Riss zog sich über die Eierschale, und kurz darauf wurde ein großes
Stück herausgebrochen. Ein Köpfchen kam zum Vorschein, schmal, glänzend und mit
winzigen Knopfaugen, die neugierig umherspähten.
"Das ist ja
entsetzlich!" Krokus sprach aus, was Krokelia zur gleichen Zeit wie er
dachte. "Das ist ja entsetzlich", wiederholte er und starrte auf das
schwarz glänzende Figürchen, das aus dem Ei kroch.
Das Figürchen stellte sich
auf die kurzen Hinterläufe, reckte sich und ließ ein wohliges
"Aaaaaah!" ertönen. "Hallo", sagte es.
Als niemand antwortete,
fügte es hinzu: "War ganz schön eng in dem Ding da." Dabei zeigte es
auf die zerbrochene Eierschale. "Sagt mal, hat es euch die Sprache
verschlagen? Ihr habt doch sonst pausenlos gequasselt, manchmal konnte ich kaum
schlafen, und jetzt schweigt ihr und tut so, als sei euch ein Ungeheuer
begegnet."
Bei diesen Worten zuckten
Krokus und Krokelia zusammen. Ein Ungeheuer! Das war es. Ein schwarzes
Ungeheuer. Abwehrend streckten beide ihre Vorderpranken aus.
"Hey, was soll das
denn? Wollt ihr mich nicht umarmen? Ich bin ein Baby, und Babys wollen
gekuschelt werden." Das kleine Ding trippelte auf die Krokodilseltern zu.
Krokus und Krokelia wichen
zurück, erst langsam, dann immer schneller und schließlich rannten sie davon,
so schnell ihre Beine sie tragen konnten. Erstaunt schaute das schwarze Wesen
ihnen nach.
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