Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 21. Oktober 2014

Auf der Suche nach dem verschwundenen Mädchen: MAX UND MICHA, die Junior-Detektive von Klaus Kurt Löffler





In der Dittelbachschlucht sieht man nachts Lichter zu einem keltischen Heiligtum ziehen. Zwei Beobachter haben ihre Neugier schon mit dem Tode bezahlt. Dort finden Max und Micha in einer Höhle den Hilferuf eines kleinen Mädchens. Haben die Satanisten ihre Hände im Spiel, die hier Menschen opfern? Diesmal wird es beinhart und die Jungen müssen an ihre Grenzen gehen.
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Kapitel 1: Ein großes Geheimnis
»Kannst du den Mund halten, wenn es wichtig ist?«
Die Jungen standen auf einer schmalen Holzbrücke in der Schlucht des Dittelbaches und schauten auf die schäumende Flut, die über zwei Stufen in ein Becken hinunterstürzte. Vom linken Rand kam in einer Rinne weiteres Wasser herab, das sich unten mit dem Bach vereinigte und dann hinter einem Felsen verschwand.
Micha Bestmann, vierzehn Jahre alt, mit dunklem Haar und klugen Augen, sah seinen Begleiter prüfend an.
»Warum fragst du?« Max von Denker blickte erstaunt auf. Obgleich einige Monate jünger, wirkte er, groß, blond und stämmig, weit erwachsener als sein Freund. Er hätte glatt sein großer Bruder sein können.
Sie waren mit ihren Fahrrädern bis zum Waldrand gefahren und dann zu Fuß in die Schlucht hinabgestiegen. Micha hatte sich über das Ziel ihres Ausflugs in Schweigen gehüllt und mit geheimnisvollen Andeutungen begnügt. Zunächst aber hatten sie eine seltsame Begegnung.
Auf der Holzbrücke stand ein kleiner Mann, der trotz des sonnigen Wetters einen schwarzen Regenmantel anhatte und eine Baskenmütze trug. Er starrte auf das Wasser hinab, als könne er dadurch die Rätsel der Welt lösen.
»Das ist was für Lebensmüde«, äußerte Max, als sie ebenfalls Halt machten und hinuntersahen.
Micha nickte. Er war aus dem Ort und wusste Bescheid. »Vor kurzem hat´s hier wirklich an Unfall geben«, sagte er im Dialekt. »A Holzknecht ist in den Bach g´fallen. Das Wasser hat ihn die Klippen abig´rissen. Das war´s dann. Er ist weiter unten tot g´funden worden.«
Der Mann neben ihnen sah auf und kämpfte mit sich, ob er sich einmischen sollte. Schließlich äußerte er leise, so als spräche er mit sich selbst: »Ich habe das anders gehört.« Mehr wollte er wohl nicht sagen, denn er schaute wieder aufs Wasser. Aber irgendwas drängte ihn, doch noch hinzuzufügen: »In der Schlucht soll es nicht geheuer sein.«
Die Jungen sahen ihn erstaunt an. Als er erkannte, dass er eine Erklärung schuldig war, fuhr er stockend fort: »Man erzählt von ... seltsamen Geisterprozessionen, ... die einmal im Monat nachts bachaufwärts schreiten, ... wo sie um Mitternacht ... an einem geheimen Ort ... unheilvolle Rituale vollziehen. Der Holzknecht ist mit dem Tode bestraft worden, ... weil er das Treiben belauscht hat.«
»Dummes Gerede und Aberglaube.« Micha lachte verächtlich. »Die Leute können nicht anders, als hinter jedem Unfall ein übernatürliches Ereignis zu vermuten.«
»Ich wollte, es wäre so«, erwiderte der Kleine. »Der Holzknecht ist nicht das einzige Opfer geblieben. In der Schlottermühle hinter uns ist ein Kellner verschwunden, der ebenfalls dem Spuk nachgehen wollte.«
»Bestimmte Vorfälle häufen sich eben«, sagte Micha, »besonders wenn sie die gleiche Ursache haben. Hier offenbar die Dunkelheit.«
 »Das habe ich auch zuerst gedacht.« Der Fremde musterte die Jungen unruhig, als sei er sich nicht sicher, wie viel er noch erzählen solle. Schließlich sprach er zögernd weiter: »Ich wollte die Gerüchte überprüfen und ... hätte beinahe das gleiche Schicksal erlitten.«
»Aber Sie haben`s überlebt«, äußerte Micha gleichmütig. Man sah ihm an, dass er die Sache nicht ernst nahm. Max dagegen wollte es genauer wissen. »Was ist passiert?«, erkundigte er sich neugierig.
»Es ist neun Tage her, es war Sabbat, die Nacht des Hexenspuks«, berichtete der Kleine. »Da waren gegen Mitternacht Lichter in der Klamm hinter der Mühle. Als ich ihnen nachgegangen bin, hat mich eine Gestalt mit rotglühenden Augen angesprungen. So groß und breit wie ein Kalb. Ich bin rücklings in den Bach gestürzt. Zum Glück haben mich Sträucher aufgefangen, sodass ich mit Abschürfungen und Prellungen davongekommen bin. Nicht anders wird es dem armen Holzknecht ergangen sein; nur dass er nicht so einen Mordsdusel hatte.«
»Was war das für ein Tier?«, fragte Max neugierig.
Der Kleine wiegte bedächtig den Kopf. »Keiner aus der Umgebung will darüber sprechen«, erklärte er. »Sie fürchten wohl, dass das Unglück bringt. Ich habe aber herausgebracht, dass es ein magischer Hund ist, der die Versammlung der Geister vor Lauschern schützt. Er taucht ebenso unvermittelt aus dem Nichts auf, wie er plötzlich wieder verschwindet. Wen er berührt, ist verloren. Ein böser Fluch führt dann früher oder später zum Abgang!«
Der Fremde brach ab. Man merkte, dass ihm die Angst in den Knochen steckte. Als er die ungläubigen Gesichter der Jungen sah, rief er heftig: »Ich verstehe, dass ihr Zweifel habt ... Ich selbst würde es allzu gern als Aberglauben abtun ... Aber ich bin der lebende Beweis dafür, dass es nicht so ist. Jedes Mal, wenn ich mich in die Schlucht hineinwage, habe ich ein Unglück. Dabei werden die Unfälle immer gefährlicher: Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis ich mich zu Tode stürze.«
In der Tat hatte der Kleine blaue Flecke sowie offene und verschorfte Wunden an Gesicht und Händen. Er genoss das Mitgefühl, das ihm entgegengebracht wurde, und erklärte dann: »Jetzt muss ich mich hinlegen, da ich mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen habe.«
»Haben Sie noch was entdeckt?«, fragte Max, der gern mehr über die geheimnisvollen Umtriebe erfahren hätte.
»Nein, es war alles ruhig ... Ich habe nicht mal einen Unfall erlitten.« Der Kleine schien fast enttäuscht darüber.
»Sehen Sie!«, sagte Micha. »Es geht also auch ohne.«
Der Fremde verabschiedete sich und wandte sich zum Gehen. Dabei stolperte er über eine Holzschwelle und fiel auf das altersschwache Geländer, das nachgab und sich nach unten neigte. Er wäre ins Wasser gestürzt, wenn nicht die Jungen zugegriffen hätten. »So, jetzt habt ihr´s selber gesehen!«, rief er fast erfreut. »Es gibt einen Fluch und er wirkt immer noch.« Dann entfernte er sich unbeholfen nach einigen Worten des Dankes.
»Hey, das war ein merkwürdiger Vogel«, lachte Max und bemühte sich, das unheimliche Gefühl abzuschütteln, das ihn bei der Schilderung des Kleinen überfallen hatte.
»Der Mann ist ein Beispiel dafür, wie Aberglaube schadet«, äußerte Micha. »Er ist wohl an den großen Wolfshund geraten, der die Mühle bewacht. Das Tier war natürlich nicht einverstanden, dass sich nachts dort jemand herumtrieb. Es war also ein ganz normaler Vorgang. Aber, ... weil der Kleine an Unglück glaubt, hat er Unglück und wird es weiterhin haben, solange er so denkt. Hier ist nicht der Fluch die Ursache, sondern der Glaube daran ... Wir müssen also unser Vorhaben nicht aufgeben!« Micha setzte das in einem Ton hinzu, als wolle er einen Einwand widerlegen.
Max horchte auf. Das hörte sich fast so an, als wenn die ›Junior-Detektive‹, wie er und Micha scherzhaft genannt wurden, bald wieder im Geschäft wären.

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