Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 18. Oktober 2016

"Achtung! Felix, der Weberknecht - und andere Geschichten von Tieren, die man kaum beachtet" von Christin Adlassnig


Klappentext:
„Achtung! Felix, der Weberknecht - und andere Geschichten von Tieren, die man kaum beachtet," ist eine Sammlung von sechs kurzen Erzählungen, die sich mit Insekten und anderen, eher unscheinbaren Lebewesen beschäftigt. Wie in der klassischen Fabel besitzen die Tiere menschliche Eigenschaften und haben dementsprechend auch menschliche Probleme und Bedürfnisse. In den Handlungen der heiteren und liebevoll erzählten Geschichten spielen meist auch Dialoge und Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Tieren eine wichtige Rolle. Der Ausgang der Erzählungen soll Kindern und Erwachsenen aufzeigen, dass es Wege und Lösungen fur ein gedeihliches Mit- und Nebeneinander vollig unterschiedlicher Lebenskonzepte in gemeinsam genutzten Lebensräumen gibt. Selbst ungeliebte Zeitgenossen, wie Brotkafer und Kirschenwürmer kommen zu Wort und werden zu interessanten Hauptakteuren mit menschlichem Antlitz.
Erhältlich bei Amazon und bei Spaß und Lernen als E-Book, Taschenbuch und gebundenes Buch.
Leseprobe:
Gottfried, der (fast) allwissende Hirschkäfer
Diese Geschichte handelt von einem sehr, sehr klugen und weisen Hirschkäfer, der seinen Freunden mit Rat und Tat zur Seite stand, Antworten auf (fast) alle Fragen wusste und durch sein großes Wissen zum gegenseitigen Verständnis zwischen Menschen und Tieren beitrug …
Tief im Eichenwald, vorbei an den langstieligen Farnen und den stacheligen Sträuchern, immer geradeaus, ja genau dort, lebte Gottfried, der Hirschkäfer, in einem großen Eichenbaum.
Er war kein gewöhnlicher Hirschkäfer, nein das bestimmt nicht! Erstens hatte Gottfried ein sehr mächtiges Geweih, das sich über seinen Kopf zu einem prächtigen Bogen formte und dessen Enden sich beinahe trafen und zweitens war er unwahrscheinlich klug. So klug, dass viele Tiere von sehr weit herkamen, um ihn nach seinem Rat zu fragen, wenn sie selbst keine Lösung mehr wussten. Und Gottfried half jedem. Tag für Tag saß er unter seinem mächtigen Eichenbaum und wartete.
Die Sonne war gerade aufgegangen, die Vögel stimmten ihre Lieder als Willkommensgruß für den Tag an, als sich vor Gottfrieds Höhle schon einige Tiere versammelten. Alle wollten ihn um Hilfe bitten!
Der Hirschkäfer wachte auf, blinzelte vorsichtig aus seiner Höhle und hieß die Wartenden mit einem freundlichen „Guten Morgen! Nur einen Moment noch, bitte!“, willkommen. Dann kroch er zurück und man hörte von draußen nur mehr ein leises Schmatzen. Na ja, ein Frühstück musste eben sein!
Wenig später kam Gottfried wieder hervor, schleckte sich genüsslich den Rest einer Himbeere von seinen Lippen und sprach: „So, meine Lieben. Was kann ich heute für euch tun?“
Dann trat ein Tier nach dem anderen zu ihm in die Höhle, um eine Frage zu stellen. Draußen vor dem Eingang wurde die Schlange der wartenden Insekten immer länger und länger.
 „Pfff, das dauert aber heute wieder ewig!“, empörte sich ein zappelnder Borkenkäfer, der schon eine Insektenewigkeit lang ganz vorne in der Reihe gewartet hatte.
„Das ist sicher wieder dieser wissbegierige, kleine Bockkäfer. Er hält mit seiner langen Fragerei immer alle auf! So ein Pech aber auch, dass er vor mir dran ist!“, antwortete eine Waldameise ungeduldig. „Stellt euch vor, einmal wollte er sogar wissen, warum die Bananen krumm sind!“
„Ja, und? Wie lautete die Antwort?“, wollte die kleine Schnecke Kata, die etwas weiter hinten in der Reihe stand, sofort wissen.
„Also, soweit ich mich erinnere, gab ihm Gottfried folgende Antwort: „Anfangs wachsen Bananen gerade, aber bald neigen sie sich, wie alle Pflanzen, dem Licht zu. Und dadurch werden sie krumm“, erklärte die Waldameise.
Und gleich darauf vernahmen die wartenden Tiere schon wieder eine Frage des Bockkäfers: „Lieber Gottfried, kannst du mir sagen, wie der Wind entsteht?“
Dann herrschte absolute Ruhe. Innerhalb und außerhalb der Höhle war es mucksmäuschenstill, so ruhig, dass man das Abseilen einer Spinne an ihrem Faden hätte hören können!
Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Hmm, mein Freund, wie der Wind entsteht, kann ich dir gerne erklären! Das ist nämlich so: Die Sonne erhitzt die Luft. Dadurch wird sie leichter und steigt nach oben. Dort kühlt die warme Luft wieder ab und sinkt herunter. Diesen ständigen Luftkreislauf nennt man Wind“, hörten die Tiere Gottfried sagen.
„Vielen Dank für die Erklärung!“, sagte der Bockkäfer und überreichte dem Hirschkäfer eine wunderschöne Haselnuss. Dann krabbelte er zufrieden aus der Höhle und zog lächelnd an den wartenden Insekten vorbei.
Als die Sonne schließlich unterging und die letzten Insekten seine Behausung verließen, begann Gottfried schmatz fatz ein Eichenblatt zu verspeisen, sah ehrfürchtig den Mond an und kam ins Schwärmen. „Es ist schön, den anderen zu helfen, wertge¬schätzt und gebraucht zu werden … DAS also bedeutet Glück! So einfach ist das!“, rief er und krabbelte anschließend zurück in seine Höhle. Schon wenig später hörte man ein leises, gleichmäßiges Schnarchen.
Doch beim ersten Morgengrauen schreckte Gottfried plötzlich aus seinem gemütlichen Bett hoch. Was war da für ein Lärm draußen? Er rieb sich die Augen, putzte hastig sein Geweih und kroch in Richtung Ausgang.
Vor seiner Höhle waren schon viele Tiere versammelt. Aber anstelle ruhig in einer Warteschlange zu stehen, schrien die Insekten herum und vor dem Eingang herrschte ein wildes Durcheinander. Gottfried konnte sich das alles nicht erklären und blickte verständnislos und entsetzt in die tobende Menge.
Nachdem er sich gefasst hatte, krabbelte der Hirschkäfer den Stamm des Eichenbaumes entlang auf eine höhere Stelle und brüllte verärgert: „Ruhe! Was ist denn in euch gefahren? Man versteht ja kein Wort vor lauter Geschrei!“
Sofort verstummten die zornigen Insekten und blickten nach oben! Nur für kurze Zeit, denn im Nu begannen sie alle wieder, laut zu schimpfen!
„Stopp, aufhören! Jetzt reicht es aber! Ich verstehe kein Wort! Es kann nur einer sprechen!“
Daraufhin meldete sich die Waldameise Tim: „Es geht wieder einmal um die Menschen. Sie machen uns das Leben schwer!“ Dabei stemmte er wütend und trotzig zwei Paar Beine in seine Hüften.
Sofort wurde es wieder lauter und viele Insekten stimmten Tim zu: „Ja genau, die Menschen respektieren uns nicht!“
„Ruhe, zum Teufel noch einmal!“, schimpfte Gottfried. Er war mittlerweile schon sehr zornig über das ständige Geschrei seiner Freunde. „Ich will die ganze Geschichte hören! Und das von Anfang an!“
 Also begann Tim erneut von seinen schlechten Erfahrungen mit den Menschen zu erzählen:
„Meine vielen Freunde und ich leben in einem großen Ameisenbau am Waldrand. Jeden Tag sammeln wir fleißig Nahrungsmittel und schleppen sie mühsam in den Bau. Alle müssen anpacken und mithelfen. Wir haben in unserem Ameisenleben nur wenig Zeit für andere Dinge. Gerastet und ausgeruht wird nur am Abend. Nur so kann unser kleines Ameisenzusammenleben funktionie¬ren.
Aber gestern verfinsterte sich wieder einmal der Himmel über dem Ameisenhaufen und der Schatten einer Menschenhand war über uns. Wir alle ahnten schon, was uns jetzt wieder bevorstand: Die Menschen würden unseren Frieden stören! ...

AUTORENVITA VON CHRISTIN ADLASSNIG
Christin Adlaßnig (geb. 1964) ist Lehrerin für Kinder mit Hörbeeinträchtigungen im Rahmen des bilingualen Unterrichts an Kärntner Schulen. Als Autorin hat sie Kinderbücher, Arbeitshefte mit Unterrichtsmaterialien sowie ein Sachbuch zum Thema „Differenzierung in Integrationsklassen mit hörbeieinträchtigten Kindern“ verfasst.

Die beiden Bände der „Tiergeschichten für Kinder und Erwachsene“ beruhen auf Manuskripten mit Geschichten, die Christin Adlaßnig für ihren Sohn geschrieben hatte, als dieser noch im Kindesalter war. Im Jahre 2015 wurden sie veröffentlicht und durch ein Arbeitsheft zum ersten Band für den Deutschunterricht an Grundschulen ergänzt. Der erste Band liegt auch als Hörbuch mit sechs Titeln vor.

Ihr Sachbuch „Differenzierung in Integrationsklassen mit hörbeeinträchtigten Kindern“ wurde bereits im Jahr 2012 veröffentlicht und beruht auf ihren Erfahrungen als Behindertenpädagogin.

Christin Adlaßnig ist Mitbetreiberin der Internetplattform „Spaß und Lernen“ und hat eine Fülle an Arbeitsheften und Unterrichtsmaterialien für den Unterricht an Schulen veröffentlicht. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Motivation zum Lernen durch den Einsatz unterschiedlicher Medien und kurzweiliger Rätsel- und Lernaufgaben zu fördern.

Zu ihren Unterrichtsmaterialien gehören drei Bände mit Arbeitsblättern für den Mathematikunterricht in der Sekundarstufe unter dem Titel „Genial! Mathematik - Mathe zum Ankreuzen“ sowie zwei Hefte für den Mathematikunterricht in der Grundschule mit dem Namen „Paolo, Felix, Lilli und du - Lustige Rechengeschichten mit kleinen Tieren“. In ihren reichlich illustrierten Heften für Kinder im Grundschulalter greift sie auf die Charaktere aus ihren eigenen Tiergeschichten zurück.

Darüber hinaus ist sie Autorin von bisher neun Materialienheften für die Unterrichtsfächer Geografie, Umweltkunde und Biologie aus ihrer eigenen Reihe „Unterlagen für den offenen Unterricht“, die derzeit bereits auf der Internetplattform „Spaß und Lernen“ erhältlich sind und noch im Laufe dieses Jahres im Buchhandel erscheinen sollen.

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