Wie ein Roboter um ein Haar zur Blechdose zerstampft wurde und dennoch sein Glück fand. Der Roboter Archimedes flieht, weil er verschrottet werden soll. Auf seiner Flucht gelangt er in den kleinen Ort Irgendwo. Dort gewinnt er neue Freunde - vor allem unter den Kindern - und findet schließlich das Glück. Eine Erzählung für Kinder ab sechs Jahren mit Illustrationen von Anna Käse. Erhältlich bei amazon.
EIN
ROBOTER IM WALD
Der
dunkle Wald war so dicht, dass kaum Sonnenstrahlen durch sein Blätterkleid
drangen. Seit
Urzeiten
wucherten hier Bäume, Sträucher und Pflanzen, kein Mensch hatte je den
Wildwuchs
gerodet.
Es war ein Paradies für Waldbewohner: Moosmännlein, Blumenelfen, Maulwürfe,
Frösche,
Grillen
und Ameisen fühlten sich wohl und freuten sich ihres Lebens.
In
diesem Dickicht lebte unter einem Haufen von braunen Blättern, grünem Moos und
schwarzen
Ästen
ein Roboter. Sein Name lautete Archimedes. Er hatte sich in den Schutz der
hohen
Tannen
geflüchtet, weil man ihn verschrotten wollte. »Du bist alt, du bist dumm, du
bist schon
ein
wenig verrückt!«, hatten seine Besitzer erklärt.
Archimedes
hatte alle ihm anvertrauten Jobs stets zuverlässig und gewissenhaft verrichtet.
Er
war
auf Gartenpflege spezialisiert, grub Felder um, pflanzte Blumen, pflegte Bäume
und Sträucher.
Als
Gartenroboter erledigte er all die Pflichten, denen viele Menschen nur ungern
nachgehen.
Liebevoll
mähte er Rasen und beschnitt Gehölze. Er kümmerte sich um frischen Kompost,
reinigte
verkrautete Wege und verstopfte Wasserläufe, erntete knackiges Obst und junges
Gemüse.
Weit
und breit gab es keine gepflegtere Gartenanlage als die von Archimedes.
Der
Roboter kannte den Wert seiner Arbeit. Die Besucher lobten ihn häufig, während
Kinder auf
den
Rasenflächen spielten. Er saß währenddessen vor einer Laube auf einer Steinbank
und freute
sich.
Immer prächtiger sollten die von ihm betreuten Anlagen werden, träumte der
fleißige Gärtner.
Archimedes
war ein Roboter vom alten Schlag: Zuverlässig wie ein Traktor zog er Tag und
Nacht
seine Bahnen. Er brauchte weder technischen Schnickschnack noch
Designoberflächen
noch
Ultraspeedplatinen. Er war schlicht konstruiert, doch dafür unverwüstlich.
Eines
Tages setzten die Menschen jedoch einen Roboter aus einer aktuelleren Baureihe
an seinen
Platz.
Der besaß hochmoderne High-Speed-Anschlüsse, trug ein Farbdisplay auf der Brust
und
verstand
mehrere Sprachen. Außerdem machte der Neue bei der Gartenarbeit weniger
Geräusche.
Archimedes
hatte ausgedient; er sollte diesem Schnösel weichen und kurzerhand auf den
Müll
geworfen werden.
Der
Gartenroboter reagierte fassungslos. Alle waren doch stets mit seiner Arbeit
zufrieden gewesen,
er
schuftete schließlich für zwei. Und nun? Jetzt rollte ein Lastwagen heran, und
ein kräftiger
Kran
hob ihn ohne viel Federlesen auf die Ladefläche. Der Laster fuhr zu einer
Müllhalde.
Dort
sollte der treue Gärtner entsorgt und zu einem Schrotthaufen zerquetscht
werden.
Dicke
glänzende Öltropfen kullerten über die Metallhaut des Roboters. Man wollte ihn
zum Alteisen
werfen!
Archimedes wusste nicht, ob er aus Empörung oder Trauer weinen musste. Er war
jedenfalls
am Boden zerstört.
Niedergeschlagen
hingen seine Antennenohren zu Boden. Sein sonst immer fröhliches Gesicht
verwandelte
sich innerhalb weniger Stunden in eine trübgraue Maske. Er fühlte sich
schrecklich
einsam
und alleingelassen. Wollte ihn denn niemand haben?
Resigniert
beobachtete Archimedes, was mit den anderen ausgedienten Maschinenmenschen auf
dem
Schrottplatz geschah: Einer nach dem anderen verschwand in einer riesigen
Presse und
wurde
zu einem Bündel Blech zerquetscht. Archimedes hatte Angst: Gab es keine Hoffnung
mehr
für ihn?
Er
mochte nicht zusehen, wie seine Leidensgenossen unter der Walze verschwanden.
Das Kreischen
und
Krachen der Schrottpresse versetzte ihn in Panik. Als die Nacht hereinbrach,
stand
sein
Entschluss fest: Er wollte auf keinen Fall zerquetscht werden. Er würde
davonlaufen und
sein
Schicksal in die eigenen Hände nehmen.
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