Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 20. Mai 2014

Clarissa und Eichi von Anke Kopietz

Klappentext:
Am Rande eines kleinen Dorfes, irgendwo im fernen Schweden steht, etwas abseits in einem Garten, ein wunderschönes rotes Schwedenhaus mit Namen „Lycka Tiden“( das heißt “Glückliche Zeiten“). Dort lebt Clarissa mit ihrer Familie und Pelle, einem kleinen Kater, den sie zu ihrem 5. Geburtstag geschenkt bekommen hat.
Clarissa liebt die Menschen und die Natur, möchte allen helfen und muss erkennen, dass das nicht immer möglich ist. Sie erkennt, wie wichtig Freundschaft ist. Ihre wichtigste Vertraute ist eine uralte Eiche, ihr erzählt sie alles was sie im Laufe eines Jahres erlebt und bewegt: Sie lernt die Großstadt kennen und endlich das Schwimmen, erlebt ein turbulentes Erntefest, den nächtlichen Sternenhimmel und wird auserwählt, mit anderen Kindern am Fest der Santa Lucia in der Kirche zu singen, obwohl sie doch eigentlich gar nicht singen kann …
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Leseprobe: Clarissa und die Rapspflanze Kapitel 3
Als sie sich wieder auf den Weg nach Hause machen mussten, kamen sie an einem Rapsfeld vorbei. Mama hielt an und sie stiegen aus und sahen sich das Feld und die vielen Rapspflanzen an. Sie waren kräftig und es sah für Clarissa so aus, als hielten sie sich gegenseitig mit ihren kräftigen Zweigen und Blättern aneinander fest. Ein leiser Wind kam auf und ein Wispern ging durch das Feld. Für Clarissa hörte es sich an, als würden sie sich alle gegenseitig kleine Geschichten erzählen. Viele Bienen summten um die Blüten herum. „Ja“, sagte Mama, „es gibt dieses Jahr sicher wieder guten Rapshonig bei Stensjöns zu kaufen. Den werden wir wieder zum Frühstück fürs Brötchen haben. Dieses Jahr wird es bestimmt eine gute Honigernte geben.“
Ja, dachte Clarissa der Rapshonig ist eben der Beste. „Mama“, fragte sie „ und was passiert mit dem Raps?“
„Nun“, Mama überlegte „das meiste wird zu Öl oder Margarine verarbeitet. Es ist sehr gesundes Fett.“
Das fand Clarissa einfach super. Sie besaß also eine Nutzpflanze.
Als der Sommer weiter ins Land zog, wurden aus den vielen kleinen Rapsblüten lauter, dicke Rapsfrüchte. Erst waren sie grün und dann verfärbten sie sich und wurden ein wenig bräunlich. Eines Tages, als Clarissa wieder nach ihrer Pflanze sehen wollte, entdeckte sie, dass nicht ein einziges Samenkorn mehr an den Dolden hing. Viele kleine Meisen und Grünlinge hatten vorher schon reges Interesse bekundet. Einige balancierten sogar oben auf dem schmalen Rand des Schutzgitters, setzten sich auf die Stange, versuchten an die Früchte heran zukommen und manchmal gelang es ihnen auch. Ein kleines Rotkehlchen hatte es Clarissa besonders angetan. Oben bei Eichi, hatte sie den kleinen Vogel auch beobachtet. Sie meinte dort oben habe er sein Nest gebaut und flog unentwegt hin und her. Er hatte, immer wenn er wieder kam, kleine Würmer, Raupen oder Insekten im Schnabel. Er fütterte also seine Jungen. Sie freute sich für Eichi. So einen netten Gast zu haben, war für ihren Baum doch sicher sehr abwechslungsreich und schön.
Natürlich bekam das Rotkehlchen von ihr auch einen Namen. Sie nannte es „Tzizibo“.

Für Goldi war das eine aufregende Zeit gewesen. All die Grünlinge, Meisen und sogar das Rotkehlchen hatten von ihren Saatkörnern gefressen und sie mit ihrem fröhlichen Ge- sang erfreut. Die Vögel hatten also reichlich Mahlzeit bei ihr gehalten. Mit viel Bedacht hatte sie sich am Morgen geschüttelt, denn der Wind war günstig. Ein paar ihrer Körner flogen in einem kleinen Umkreis zu ihren Füßen in die Erde. So, mit etwas Glück konnten im nächsten Jahr hier ihre Kinder wachsen und sie hoffte, dass Clarissa sich wieder um sie kümmern würde. Clarissa war ein bisschen traurig, aber sie dachte, so muss es eben sein in der Natur. Sie überlegte, dass vielleicht doch ein kleines Körnchen von den Vögeln übersehen worden war, auf die Erde gefallen sei und dort einen Platz gefunden hatte für den nächsten Sommer. Prüfend besah sie sich den Erdboden und dann entdeckte sie doch einige Körner, die auf ihm lagen.
Vorsichtig drückte sie die kleinen Körner mit ihrem Finger tiefer in den Boden, nahm eine Handvoll Erde und bedeckte die Saat fürsorglich. Wenn es wieder Frühling werden würde, könnte sie abwarten und nachschauen, ob nicht eventuell wieder so eine kleine Rapspflanze an diesem Platz wachsen würde. Das wäre doch einfach zu schön.
Und ... na klar, dann würde sie Mama wieder bitten, dass sie die behalten und hegen dürfte. Genauso wie in diesem Jahr.

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