Zuerst
ist Mona enttäuscht, als sie von ihrem Opa einen Adventskalender mit Bildchen
geschenkt bekommt. Einer mit Schokolade wäre ihr lieber gewesen. Doch schon am
1. Dezember wird klar: Mit diesem Adventskalender hat es etwas Geheimnisvolles
auf sich, denn die Dinge, die hinter den Türchen abgebildet sind, werden
Wirklichkeit! So erlebt Mona jeden Tag eine Überraschung – und die tollste
wartet am Heiligen Abend auf sie.
„Ein
ganz besonderer Adventskalender“ ist eine weihnachtliche Erzählung zum Vorlesen
und Selberlesen für Kinder ab 5 Jahren.
Erhältlich bei Amazon.
4. Dezember
Das
Weihnachtskarussell
Das vierte Bild in Opas Adventskalender gefiel Mona
besonders: Es zeigte ein buntes Weihnachtskarussell mit Pferden und Eseln, mit
Wagen, vor die Holzpferde gespannt waren, und Schlitten, die von Rentieren
gezogen wurden. Auf der Spitze des Karussells prangte ein goldener Stern. Mona
stellte sich vor, wie sich das Karussell im Kreis drehte, und wenn sie die Augen
zumachte, konnte sie sogar ganz leise die Musik hören, die dazu
spielte.
„Ich glaube nicht, dass gleich in meinem Kinderzimmer
ein Karussell steht“, sagte sie beim Frühstück zu Mama.
Die lachte. „Das glaube ich auch nicht. Wundern würde
mich inzwischen allerdings nichts mehr.“
Vielleicht weil sie das gesagt hatte, war Mona ein wenig
enttäuscht, dass den ganzen Morgen nirgendwo ein Karussell
auftauchte.
„Einen Tag lang ein Karussell ganz für mich allein, das
wäre super!“, sagte sie zu Mama.
„Na ja“, meinte die, „wenn du dich stundenlang im Kreis
drehen würdest, wäre dir am Ende bestimmt schlecht. Ich denke, es ist besser,
dass hier kein Karussell herumsteht.“
Mona kam eine Idee. Möglicherweise war ja kein echtes
Karussell gemeint, sondern ein Spielzeug-Karussell, eins für die Puppen, die in
der Puppenstube wohnten. Schnell schaute sie überall nach, sogar unter dem Bett
und im Schrank. Doch nirgendwo war ein Puppenkarussell versteckt.
„Ich dachte, Opas Adventskalender wäre ein
Zauberkalender“, murrte sie.
„Mensch, Mona“, rief Mama, „du glaubst doch nicht etwa
an Zauberei?“
„Doch. Du nicht?“
Mama überlegte. „Nein, an Zauberei glaube ich nicht“,
antwortete sie. „An Wunder dagegen schon. Vor allem zur Weihnachtszeit. Und was
Opas Adventskalender betrifft: Der Tag ist ja noch nicht zu Ende. Aber nun komm,
ich habe noch etwas in der Stadt zu erledigen.“
„Au ja!“ Mona ging gern in die Stadt, vor allem in der
Weihnachtszeit, wenn die Straßen mit Tannengirlanden geschmückt waren und mit
Sternen, die so schön von innen leuchteten.
„Sollen wir uns noch den Weihnachtsmarkt angucken?“,
schlug Mama hinterher vor.
Damit war Mona auch sofort einverstanden. Als sie neben
Mama die Hauptstraße entlanglief, hörte sie schon von Weitem die fröhlich
scheppernde Musik eines Karussells. Mona kannte die Melodie: Es war
„Frö-hö-liche Weihnacht überall“.
Aufgeregt zog sie Mama weiter, bis sie vor dem
wundervollsten Weihnachtskarussell standen, das sie je gesehen hatte: Da gab es
Holzpferde und Esel, die auf und nieder wippten, während sich das Karussell
drehte. Man konnte sich auch in Kutschen setzen oder auf Schlitten, die von
Rentieren gezogen wurden.
„Mama, darf ich?“
„Aber sicher, mein Schatz.“ Mama drückte ihr eine Münze
in die Hand.
Mona lief zu dem alten Mann, dem das Karussell gehörte.
Er lächelte ihr entgegen, als ob er auf sie warten würde. „Bist du die Mona?“,
fragte er.
Mona nickte verwundert.
„Hier habe ich was für dich.“ Er hielt ihr einen
Umschlag hin.
Monas Finger zitterten ein wenig, als sie ihn öffnete.
Darin war eine weiße Karte, auf der nichts stand. Nur in der Mitte klebte ein
goldener Stern.
„Was ist das?“
„Eine ganz besondere Karte. Damit darfst du sooft
Karussell fahren, wie du willst.“
Staunend blickte Mona zu ihm auf. „Woher haben Sie die?
Und woher wissen Sie, wie ich heiße?“
Der alte Mann lächelte erneut. „Das bleibt mein
Geheimnis.“
Mona bekam ein ganz eigenartiges Gefühl. Ein Schauer
lief ihr über den Rücken.
„Worauf willst du denn zuerst fahren?“, fragte der alte
Mann.
Alle Wagen und Tiere gefielen Mona. Sie wusste gar
nicht, was sie nehmen sollte. Zuerst setzte sie sich auf einen Schlitten, in der
nächsten Runde in eine Kutsche und danach suchte sie sich ein Holzpferd aus.
Schließlich kletterte sie auf einen Esel, der ein ganz liebes Gesicht hatte, und
bei dem blieb sie.
Das Karussell fuhr und fuhr. Jedes Mal, wenn sie an Mama
vorbeikam, winkte sie ihr zu und Mama winkte zurück. Zwischendurch hielt das
Karussell kurz an, damit auch andere Kinder aufsteigen konnten, und als es
wieder einmal stehen blieb, merkte Mona, dass ihr ein bisschen schwindlig war.
Sie stieg von ihrem Esel herunter und musste sich schnell an ihm festhalten,
sonst wäre sie umgefallen. Sie umhalste ihn. „Auf Wiedersehen, du lieber Esel“,
flüsterte sie ihm ins Ohr. „Und vielen, vielen Dank, dass ich so oft auf dir
reiten durfte.“
An Mamas Hand hüpfte sie nach Hause. „War das schön!",
rief sie. „Ich glaube, Opas Kalender ist ein
Wunderkalender. Ein richtiger Weihnachts-Wunderkalender."
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