Zusammenfassung/Klappe
Nein, in diesem Buch ist nicht die
Rede vom amerikanischen Kürbisfest mit Gruselsuppe und Horror- Disneyland.
Samhain heißen die keltischen Unzeiten des winterlichen Jahreswechsels, der
Zeiten, in der unsere Welt und die Anderswelt eines werden. Da geht es nicht um
einen Tag oder eine Nacht. Der heidnische Zeitenwechsel entwickelt sich
langsam, über Tage. Es sind die Vorzeichen, die phantastischen Ereignisse, die
merkwürdigen Augenblicke, die auf einen Höhepunkt zusteuern und die in den
Folgetagen langsam wieder abklingen. Wann, wenn nicht in den Tagen um Samhain
kann man, für wenige Augenblicke nur, die Elfen in der tiefstehenden Sonne
tanzen sehen, im Nebel wandernde Wälder beobachten und der wilden Holl
begegnen, die in der Nacht mit ihrem Gefolge heulend durch die Täler jagt. In
solchen Zwischenzeiten sind die hier niedergeschriebenen Geschichten vom
Wiekenhus und dem tapferen Bauern Fridolin entstanden, die in den vergangenen
Jahren Gegenstand so manches Halloween-Lagerfeuers im Werraland waren.
Taschenbuch: 90 Seiten mit 13 s/w Illustrationen. Amazon Create Space Independent Publishing
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Leseprobe: Die Samhainnacht
Zur Zeit, in der diese Geschichten
spielen, da war es Brauch, dass die jungen Männer des Ortes Am Tage vor der
Samhainnacht droben auf dem Johannisberg – so jedenfalls wird er heute genannt
- einen großen Holzstapel aufschichteten, um ihn bei Beginn der Dämmerung zu
entzünden. Das Feuer sollte die Geister und Dämonen abschrecken, die in dieser
Nacht aus der Anderswelt auf die Erde quellen und je-dem, der so unvorsichtig
ist und sich zwischen Abend- und Morgendämmerung außerhalb seiner vier Wände
aufhält schreckliches Unglück bringen und Leid zu-fügen. Und wenn der
Holzstapel so richtig brannte und seine Funken in den Himmel stoben, dann
nahmen die tapferen Männer brennende Holzscheite aus dem Feuer und trugen sie
in jedes Haus, damit diese in den Kamin gelegt werden konnten, um das Haus in
der dunklen Jahreszeit, die nun begann, vor Unheil zu schützen.
Natürlich waren auch die jungen
Burschen in Gefahr, von den Feen und Dämonen angegriffen und so-gar getötet zu
werden. Daher war es Brauch, dass sich die jungen Männer selbst als Dämonen und
Geister verkleideten, sich Felle umhängten große furchterregende Masken aufsetzen
und lärmend und schreiend mit dem Feuer durch die Gegend von Haus zu Haus
zogen. Man sagte sich nämlich, dass die echten Dämonen dadurch entweder Angst
bekamen oder einfach dachten, dass hier bereits so viele ihres Volkes
herumtobten, dass sie sich lieber einen anderen Ort suchten, um dort ihr
Unwesen zu treiben. Und meistens funktionierte das auch.
So mutig die jungen Männer auch
waren, das Feuer zu Fridolins Hof zu bringen, trauten sie sich trotzdem nicht,
zu unheimlich und gespenstisch war dieser Weg schon in normalen Nächten. Also
musste sich Bauer Fridolin das Feuer jedes Jahr selbst holen. Um das Risiko so
gering wie möglich zu halten, machte er sich normalerweise bereits vor Einbruch
der Dämmerung auf den Weg auf den Berg. Und er kehrte mit dem schützenden Feuer
in der Hand noch vor Ende der Dämmerung und vor Einbruch der Nacht zurück, zu
einer Zeit, in der die Andersweltwesen noch nicht gar so mächtig waren wie in
der nächtlichen Finsternis.
Auch in diesem Jahr war Fridolin
wieder rechtzeitig aufgebrochen. Als er auf dem Berg ankam, tanzten und lärmten
bereits zahlreiche der Jungen Männer um das Feuer herum. Es waren diesmal sogar
besonders viele und ihre Kostüme wirkten heute besonders furchterregend, ja
beinahe echt. Und wilder als sonst waren sie. Fridolin kam überhaupt nicht an
den Holzstapel heran, um sich einen Scheit zu greifen, immer wieder wurde er
rücksichtslos und recht derb weggestoßen. Es war wirklich keine schöne Geste
der jungen Burschen, schließlich wussten sie um Fridolins Situation, dem
langsam aber sicher begann, die Zeit davon-zulaufen. Die Sonne war schon hinter
dem Horizont verschwunden und die Dämmerung lag in den aller-letzten Zügen. Er
würde sich gewaltig sputen müssen, um vor Einbruch der Dunkelheit wenigstens
den gefährlichen Rückweg antreten zu können.
Fridolin wurde wütend. Ihm war gar
nicht aufgefallen, dass noch keiner der Burschen einen Holz-scheit gegriffen
und mit ihm zum Ort gelaufen war. Ihm war auch nicht aufgefallen, dass die
Burschen, die dies versuchten, genauso wie er von den anderen immer wieder
beiseite gestoßen wurden. Fridolin war einfach nur wütend und wenn Fridolin
wütend wurde, dann war mit ihm nicht zu Spaßen. Mächtige Hiebe teilte er nach
allen Seiten aus und kämpfte sich ans Feuer. Und schließlich gelang es ihm
auch, sich einen brennenden Holzscheit aus dem Stapel zu ziehen.
Wie er nun so dastand, und seinen
Holzscheit triumphierend in die Höhe hielt, da beruhigten sich die Burschen ein
wenig und bildeten, ihn offensichtlich bewundernd, einen Kreis um ihn. Fridolin
blickte sich um und bemerkte, dass es nun gänzlich finster geworden war. Und
als die Turmuhr des Ortes drunten im Tal bereits die zehnte Stunde läutete, da
wusste er, dass er den Rückweg nicht mehr ohne Gefahr für Leib und Leben
antreten konnte.
„Hört zu, ihr wilden Burschen“, rief
er in die Runde, „ihr habt nun Euren Spaß mit mir gehabt und wenn ihr nicht
ganz ohne Mumm seid, so ist es nur recht und billig, wenn ihr mich nun nach
Hause begleitet, damit mir kein Unheil wiederfährt.“
Nun, viele der Burschen hatte
offensichtlich der Mut verlassen. Sie stahlen sich aus der Meute, griffen sich
nun, da gerade niemand auf sie achtete schnell einen Holzscheit und rannten –
möglichst ohne einen Laut von sich zu geben - davon.
Die anderen aber, die mit den so echt
wirkenden Kostümen und Masken gaben zu Fridolins Verwunderung zustimmende
Grunzlaute von sich. Und ehe Fridolin sich´s versah, hatten sie ihn an den
Armen gegriffen und jagten mit ihm wie eine wilde Meute den Berg hinunter,
hinein in die unheimlichen Auen.
Längst hatte Fridolin seinen
schützenden Holzscheit verloren und je
weiter die grunzende und lärmende Meute mit ihn zog, ihm immer wieder Hiebe
oder Tritte versetzte, desto bewusster wurde ihm: Das waren keine Burschen aus
dem Ort, das waren die Andersweltwesen, die sich bereits oben am Feuer unter
die jungen Burschen gemischt hatten.
Der Bauer machte sich nichts vor.
Wenn die Dämonen ihren Spaß gehabt haben und ihr Interesse an ihm verloren
hatten, dann würde sein letztes Stündlein geschlagen haben, dann würden ihn
morgen irgend-welche Leute totgeschlagen im Gebüsch, aufgehängt an irgendeinem
Baum oder ertränkt am Flussufer finden.
Plötzlich hielt die wilde Meute an.
Zwei von Ihnen stießen Fridolin zu Boden, sodass er auf die Knie fiel. Kichernd
wiesen sie mit ihren Fingern auf irgendetwas das sich vor dem Bauern in der
undurchdringlichen Finsternis befand. Fridolin konnte nichts erkennen, aber er
vernahm aus der Richtung, in die die Dämonen wiesen ein tiefes, ständig lauter
werdendes Grollen. Und noch ganz in der Ferne zuckten Blitze aus dem schwarzen
Himmel. Die Meute wurde immer erregter, es musste da etwas ganz besonderes auf
sie zukommen, etwas, das mit Fridolin etwas machen würde, an dem die Dämonen
besonderen Spaß haben würden.
Ein kräftiger, weitverzweigter Blitz,
begleitet von gewaltigem Donnergrollen tauchte die Umgebung in ein helles
Licht. Und nun konnte Fridolin es sehen. Ei-ne riesige Gestalt mit gewaltigen
Widderhörnern, halb Mensch halb Tier saß auf einer knorrigen Weide, ein Pooka,
jenes schreckliche Geschöpf von dem die Menschen auf den britischen Inseln zu
berichten wissen, das aber auch in unseren Breiten immer wieder in den
Anderszeiten auftaucht.
„Hallo Fridolin“, säuselte das
Ungeheuer mit meckernder Stimme, „schön, dass wir uns einmal treffen. Möchtest
du mich nicht ein Stück mitnehmen?“ sprachs und sprang dem armen Fridolin unter
schallendem Gelächter der Dämonen auf den Rücken.
„Na los, kleiner Bauer“, meckerte der
Pooka, „wenn du es schaffst, mich bis vor deine Haustür zu tragen, so schenke
ich dir dein Leben.“
Zunächst wollte Fridolin den Pooka
abschütteln und das vergnügte Kreischen und Lärmen der Dämonen erreichte eine
Lautstärke, gegen die das Lärmen der jungen Burschen gerade mal ein Flüstern
gewesen wäre. Aber der Pooka ließ sich nicht abschütteln, wie festgeschnallt
hing er auf Fridolins Rücken, der sich nun unter Aufbietung aller Kräfte
erhoben hatte und mühsam begann, Schritt für Schritt voranzugehen. Fridolin war
ein kräftiger Kerl, aber er wusste, er würde den Pooka nicht lange tragen
können, nach Hause würde er es nie und nimmer schaffen. Und die Dämonen taten
noch ein Übriges. Immer wieder stellten sie dem Bauern ein Bein oder schubsten
ihn, so dass er wieder und wieder hinfiel und mehr kroch als ging.
Aber Fridolin gab nicht auf. So sehr
ihm auch sämtliche Glieder schmerzten, sich der Rücken anfühlte, als stecke er
in einer Schraubzwinge, die mehr und mehr angezogen wird, immer wieder stemmte
er sich vom Boden hoch um dann vielleicht gerade einmal ein oder zwei Schritte
voranzukommen.
Ob Ihr es nun glaubt oder nicht.
Irgendwann hatte Fridolin die Pferdekoppel erreicht, von der aus es nur noch
ein paar hundert Schritte zu seinem Hause waren. Es hätten auch hunderttausend
Schritte sein können, Fridolin jedenfalls war am Ende seiner Kräfte. Er würde
es nicht schaffen und der Pooka und die Dämonen frohlockten lautstark . . .
Leserstimmen:
“ Was dem Bauern Fridolin und seinen Lieben in dieser
Geschichtensammlung widerfährt, lässt den Leser immer wieder staunen und
gebannt Zeile für Zeile verschlingen.”
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