Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 8. Juli 2014

Der Karatehamster legt los von Tina Zang



Klappentext
Bei echten Helden kommt es nicht auf die Größe an! Hamster Neo „Schraubelocker“ hat Karate im Blut und Mut in den Pfoten. Und so macht er sich nicht nur auf die Suche nach einem raffinierten Brieftaschendieb, sondern wird außerdem in einen fellsträubenden Entführungsfall verwickelt.
Unterstützt von seinen Käfig-Mitbewohnern Laschi Lee und Schmatzi Chan beweist Karatehamster Neo, dass richtige Abenteurer vor keiner Gefahr zurückschrecken, wenn sie das Hamsterherz am rechten Fleck haben.
Band 1 von insgesamt 6 Abenteuern der drei flauschigen Helden.
Erhältlich bei Amazon.


Leseprobe
»Immer nur fressen, schlafen, putzen – das ist doch kein Hamsterleben«, sagte ich und spuckte einen Apfelkern quer durch den Käfig.
Laschi stimmte mir zu. Er stupste Schmatzi mit der Schnauze an. »Schraubelocker hat vollkommen recht. Wir haben zu wenig Abwechslung. Das führt zu Entwicklungsstörungen.«
Wie Schmatzi zu seinem Spitznamen kam, war klar: Außer im Schlaf mümmelte er ständig an etwas Essbarem herum. Laschi nannte ich so, weil er meistens schlaff und lasch herumhing und jammerte, wie schlecht es ihm gehe. Dabei sah er kerngesund aus und schnarchte so kraftvoll, dass es in der ganzen Zoohandlung widerhallte.
Wieso Laschi und Schmatzi mir den Namen »Schraubelocker« gegeben hatten, war mir allerdings ein Rätsel. Wahrscheinlich war ihnen einfach nichts Besseres eingefallen.
Mein Blick schweifte von Ecke zu Ecke, die Käfigstäbe rauf und wieder runter. Das einzige Trainingsgerät hier drinnen war das Laufrad – quietschgelb, passend zu dem Geräusch, das es machte, wenn ich mich darin austobte. Schmatzi und Laschi hatten das Laufrad noch nie von innen gesehen. Schmatzi war zu behäbig. Laschi hatte Angst, sich zu verrenken.
Ping! Geistesblitz. Sagte ich gerade: »Laufrad von innen?« He, warum nicht von außen?! Das wäre doch mal eine Abwechslung. Eine echte Herausforderung.
»Schraubelocker glotzt so verdreht. Denkst du, was ich denke?«, fragte Laschi.
»Wasch?«, nuschelte Schmatzi.
»Ich glaube, er plant wieder irgendeinen Unfug. Jemand sollte schon mal den Krankenwagen bestellen.«
»Was heißt hier Krankenwagen?«, entrüstete ich mich. »Bestellt lieber ein Fernsehteam.«
Schon erklomm ich das Käfiggitter und schwang mich elegant von oben auf das Laufrad.
Weniger elegant sah es aus, als sich das gelbe Quietschding ohne Vorwarnung unter mir wegdrehte und mich kopfüber in den Fressnapf schleuderte. So eine verdammte Köttelkacke!
Würdevoll stieg ich aus dem Napf und tat so, als hätte ich immer schon mal meine Flugtauglichkeit testen wollen.
Schmatzi lachte derart heftig, dass mir die Körner, die er eben noch in seine Backentaschen
gestopft hatte, nur so um die Ohren flogen.
Laschi hatte immerhin etwas Mitleid und zupfte mir ein paar Apfelschalen vom Rücken. »Wir könnten ja ein Ratespiel machen«, schlug er als Beschäftigung vor, aber für solche Kinkerlitzchen war ich nicht zu haben.
Es war bestimmt nur eine Frage der Schnelligkeit, dann würde es schon klappen mit dem Laufrad. Beim nächsten Versuch würde ich lostrippeln, sobald ich auf das Rad gehüpft war. Dadurch würde ich oben bleiben, während sich das Rad unter mir wegdrehte. Ganz einfach. Man muss eben auch Köpfchen haben, nicht nur Muskeln.
Erneut kletterte ich das Gitter hoch, peilte das Rad an, stieß mich ab und ruderte schon in der Luft mit den Pfoten. Die Landung war perfekt. Aber die Richtung war dummerweise falsch. Das Rad drehte sich nicht unter mir weg nach hinten, sondern mitsamt mir drauf nach vorne.
Schmatzi kickte geistesgegenwärtig den Futternapf zur Seite, aber ich hatte so viel Schwung drauf, dass ich in hohem Bogen in den Wassernapf platschte. Ich machte ein paar Schwimmzüge, murmelte etwas von »sehr erfrischend ... toller Kopfsprung«, aber darauf fielen selbst diese Trottel nicht rein.
»Schraubelocker ischt schaukomisch«, meinte Schmatzi.
»Viel zu abenteuerlustig«, näselte Laschi.
Sollte ich aufgeben? Nein, lieber ließ ich es drauf ankommen, dass ich mich noch mal blamierte.
»Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen«, sagte ich und schüttelte mir entschlossen das Wasser aus dem Fell.
»Nein, aber vom Laufrad«, bemerkte Laschi.
»Klugscheißer. Dir wird ja schon schwindelig, wenn du dich im Schlaf umdrehst.«
Laschi richtete sich drohend auf. »Beleidige mich nicht. Du weißt doch, dass ich empfindliche Nerven habe.«
»Oi, werde ich froh sein, wenn ich mal verkauft bin«, murmelte ich.
»Wer sollte dich schon kaufen, Schraubelocker?«, stichelte Laschi weiter. »Sieh dich doch an: irrer Blick und zerzaustes Fell.«
»Streitet euch nicht«, ging Schmatzi dazwischen. »Davon kriegt man Bauchweh.«
Laschi sank wehleidig in sich zusammen. »Warum hast du das nicht früher gesagt?«
Ich konzentrierte mich wieder auf meine Laufradnummer. Diesmal ging ich alles im Geiste genau durch. Das Problem bestand darin, dass das Laufrad sich zu früh drehte. Also musste jemand es festhalten. Ich brauchte Helfer. Aber ich hatte nur Schmatzi und Laschi.
»Tja, Jungs«, sagte ich betont fröhlich. »Jetzt habe ich mich genug aufgewärmt. Nun wird es ernst.
Ihr müsst das Rad für mich festhalten.«
Aus großen Knopfaugen starrten sie erst mich an, dann wechselten sie entsetzte Blicke.
»Und wenn du auf mich drauffällst?«, erkundigte sich Laschi.
»Wenn ich falle, dann lieber auf Schmatzi, der ist besser gepolstert. Also, passt auf. Sobald ich sicher oben drauf bin‚ lasst ihr das Laufrad los. Ist ganz einfach.«
Langsam bewegten sich die beiden auf das Rad zu, krallten ihre Pfoten hinein und tauschten einen vielsagenden Blick. Das musste ein geheimes Signal sein. Sollte wohl heißen: »Wir warten nicht, bis Schraubelocker oben ist. Wir lassen los, sobald er springt. Mal sehen, wo er diesmal landet.«
Nun, es ist eben nicht ungefährlich, wenn man sportliche Höchstleistungen vollbringen will. Ich warf meinen Helfern einen einschüchternden Blick zu und machte mich wieder an den Aufstieg. Dabei ließ ich mir nicht anmerken, wie aufgeregt ich war. Ob ich es schaffen würde? Das musste ein tolles Gefühl sein, hoch oben auf dem Laufrad zu sausen, schnell wie der Wind.
Ich atmete tief durch und sprang. Ich sprang so hoch, dass es mich glatt aus dem Käfig schleuderte. Jedenfalls kam es mir so vor, denn unter mir wurde alles rasend schnell kleiner.
Ich würde wohl nie erfahren, ob Schmatzi und Laschi zu früh losgelassen hätten, denn plötzlich fand ich mich auf einer Hand wieder.

1 Kommentar:

  1. Das ist ja klasse geschrieben, ich habe mich köstlich amüsiert !!!

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