Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Freitag, 25. September 2015

Sarah und die schwarze Burg von Veronika Aretz



Klappentext:
Geheimnisvolle Dinge geschehen in Sarahs Nähe, ihre Familie macht sie dafür verantwortlich. Auch in der Schule hat sich anscheinend jeder gegen Sarah verschworen – soll sie wirklich dem Rat ihrer verhassten Lehrerin folgen und so werden wie sie?
In Mirathasia kann Sarah aufleben – doch das Land wird von einer schwarzen Burg bedroht, zu der nicht einmal die Programmierer einen Zugang finden. Als dann auch noch Virusbomben einschlagen, findet Sarah zusammen mit ihren Freunden einen Weg ins Innere der Burg, doch dort wartet eine böse Überraschung auf sie …
Erhältlich bei Amazon und beim Verlag.

Leseprobe:
Anhand des Tellerklapperns hörte Sarah genau, dass es bald Zeit für das Abendessen war. Ihr Vater Peter kam regelmäßig um siebzehn Uhr von der Arbeit, und bis auf wenige Ausnahmen – meistens, wenn ihr Stiefbruder beim Fußball war – aßen sie gemeinsam zu Abend. An diesen Tag würde Georg wieder fort sein, dann würden die Gespräche bei Tisch sehr viel entspannter sein und Gezanke gab es auch nicht. Auf diese Zeit freute sich Sarah, und von ihr aus konnte Georg ruhig jeden Abend zum Training gehen.
Als sie jedoch in die Küche kam, um ihrer Stiefmutter Tina bei den Vorbereitungen zu helfen, traf es sie wie ein Schlag: Georg lehnte am Fenster, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und grinste sie an.
Er grinste immer so. Sarah wusste genau, dass er meist dann diesen Gesichtsausdruck zeigte, wenn er irgendwas gefunden hatte, womit er sie bei Tina und Peter anschwärzen konnte. Sie biss die Zähne zusammen, denn es gab tatsächlich genug, dass einen handfesten Krach heraufbeschwören würde. Aber konnte er von ihren geheimen Internetausflügen wissen? Hatte er vielleicht durch das Fenster beobachtet, wie sie nach den Englisch-Nachhilfestunden den Computer ihres Lehrers benutzte?
Wut stieg in Sarah hoch. Georg musste alles kaputt machen, was sie mochte. Nein, sogar noch mehr: Er sorgte dafür, dass sie diese Dinge nie wieder ausüben konnte. Obendrein waren die Strafarbeiten schon vorprogrammiert, denn ganz egal, was sie machte, irgendwas war immer falsch.
Doch dann durchströmte eine Welle des Glücks ihren Körper. Sie erinnerte sich an Flocke und Micha, an Mirathasia und all die vielen Dinge dort. Und da wurde ihr klar: Egal, was Georg wieder vorhatte, diese Erinnerung konnte er ihr nicht nehmen, diese Gefühle waren nur für sie bestimmt. Und auch wenn sie nur einmal in der Woche dort hingelangte, diese Welt dort war ihre richtige Heimat – für immer.
Es gelang ihr ein Lächeln. „Nanu?“, fragte sie. „Bist du nicht zum Fußballtraining?“
„Nee, heute nicht.“ Georg runzelte die Stirn, anscheinend missfiel ihm Sarahs Freundlichkeit.
„Warum denn nicht?“, bohrte Sarah nach.
„Das geht dich gar nichts an!“, fauchte er zurück.
Sarah schaute zu Tina, die gerade dabei war, das Fleisch in der Pfanne zu wenden. Sie hatte Georgs Antwort und seinen unmissverständlich frechen Ton gehört – und doch sagte sie nichts.
„Oh prima!“, lachte Sarah. „Dann kannst du ja auch mal helfen, den Tisch zu decken!“
„Pff!“, machte Georg nur, blieb aber weiterhin mit den Händen in den Taschen am Fenster gelehnt stehen.
„Das könntest du wirklich“, sagte da Tina, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. „Sarah, du hobelst am besten schon mal die Gurken.“
„Klar, mach ich gerne.“ Sarah machte sich sogleich an die Arbeit. In der Küche kannte sie sich aus, sie hatte genug Strafdienste hinter sich und wusste daher genau, wo alle Geräte standen und die Vorräte gelagert wurden. Sie ging zur Schublade und zog sie auf.
KRACH!
Das Glas mit Bohnenschnippel, das nicht weit von ihr gestanden hatte, lag auf dem Boden. Es war in viele Teile zersprungen und die Bohnenstücke lagen weit verstreut.
„Sarah!“ Tinas Stimme donnerte ihr entgegen, begleitet von einem wütenden Blick. „Kannst du nicht aufpassen?“
„Aber ich war doch nicht mal …“, stammelte Sarah.
Doch Tina fuhr ihr gleich dazwischen: „Was sollen wir denn jetzt essen, wenn du das Gemüse auf den Boden schmeißt? Mach das sofort sauber!“
Den Putzlappen hatte Sarah bereits in der Hand, und dass sie die Schweinerei wegwischen sollte, brauchte Tina überhaupt nicht zu betonen. Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Das Glas hatte viel zu weit weg gestanden, als dass sie es hätte umstoßen können. Und doch war außer ihr niemand sonst in der Nähe gewesen.
Aus der Besenkammer holte sie sich einen Eimer und tapste vorsichtig durch den Bohnenmatsch zur Unfallstelle. Zuerst wollte sie die Glasscherben aufsammeln, danach den Rest aufwischen. Während sie die Splitter in den Eimer warf, beugte sich Georg zu ihr herunter.
„Du stellst auch nur Unsinn an“, sagte er. Dann warf er den Deckel des Bohnenglases in den Eimer.
Noch bevor sie überrascht aufschauen konnte, berührte er ihre Hand.
„Ahhhrg!“, brüllte er, fuhr erschrocken auf und wich entsetzt von ihr fort. „Spinnst du? Hast du einen Elektroschocker dabei, oder was? Du hast mir voll eine gezockt!“ Dabei hielt er sich seine rechte Hand und krümmte sich vor Schmerz.
Tina fuhr erneut herum. „Mein Gott, was soll das denn jetzt wieder!“, schrie nun auch sie. Angewidert starrte sie Sarah an. „Kannst du das nicht mal sein lassen? Georg wollte dir beim Aufräumen helfen, falls du das nicht gemerkt hast!“
Was sollte sie sein lassen? Sarah sank in sich zusammen, griff mechanisch nach dem Lappen und wischte die Bohnen auf. Sie vergaß jedoch, dass Glassplitter dabei waren, und als sie ihre blutigen Finger sah, war es bereits zu spät.
Was war hier nur los? Sie hatte dieses verdammte Glas nicht umgeworfen, da war sie sich sicher! Und dass Georg ihr helfen wollte – niemals! Der würde sich eher eine Hand abhacken!
„Oh Mann!“, jammerte er auch sofort. „Das wird jetzt voll rot! Guck mal, was du angerichtet hast!“
Nicht nur Sarah schaute nun auf. Georg hielt bereitwillig seine Hand vor, damit vor allem Tina eine pflaumengroße gerötete Stelle an der Hand bewundern konnte. Als Sarah sie betrachtete, schüttelte sie nur den Kopf. Dafür sollte sie verantwortlich sein? Wie kam er darauf?
„Halt dich von Georg fern!“, keifte Tina sie an. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“
„Aber ich …“, begann Sarah, da flog die Küchentür auf.
Sarahs Vater blieb gleich im Türrahmen stehen, als er die Misere sah. Er schaute verwundert von einem zum anderen, dann auf Georgs Hand. Sarahs Herz machte einen Hüpfer. Endlich kam jemand, der sie nicht gleich anbrüllen würde.
„Geh das mal schnell kühlen, bevor es schlimmer wird“, sagte er zu seinem Stiefsohn.
„Ach nein!“, winkte Georg ab. Er lehnte sich wieder an den Fensterrahmen und tat so, als sei er der Held, der wahnsinnige Schmerzen verkraften konnte.
Peter ging hinüber zu Tina und begrüßte sie mit einem Kuss in den Nacken. Das mochte Sarah an ihm, er blieb selbst in einer Krisensituation ruhig. Sie wandte sich ihrer Arbeit auf dem Boden zu, ließ die Reste von dem Putzlappen in den Eimer gleiten und erhob sich, um ihn am Waschbecken durchzuspülen.
KRACH!
Die Glasschüssel, die neben ihr gestanden hatte, lag auf dem Boden. In einzelne Teile zersprungen, das war ja klar. Sarah sah zuerst auf den Scherbenhaufen, dann rüber zu Tina und Peter. Tinas Gesicht war verzerrt. Obwohl sie diesmal nicht herumbrüllte, wusste Sarah, dass die Grenze der Toleranz bei ihrer Stiefmutter bereits überschritten war. Peter hingegen runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
„Ich glaub, du gehst jetzt lieber in dein Zimmer“, sagte er. Mit großen Schritten stapfte er zum Becken, an dem sie wie erstarrt stand.
„Aber ich hab doch …“, begann sie wieder. Ihre Hände waren noch immer leicht erhoben, sie hielten den Putzlappen, über den das Wasser aus dem Hahn lief. Erkannte denn niemand, dass sie die Schüssel nicht umgestoßen hatte?
„Versuchst du uns jetzt weiszumachen, dass du das nicht warst?“, fragte Tina. Ihre Stimme klang gefährlich böse, es schien, als würde sie sich arg zusammenreißen. „Wer sonst sollte es denn gewesen sein? Du standest dort, genau wie bei dem Bohnenglas!“
„Aber …“
Mehr sagte Sarah nicht. Tina hatte recht, das erkannte sie in dem Moment, als ihr Vater den Wasserhahn zudrehte und sie beiseite schob.
„Geh jetzt in dein Zimmer, bevor noch Schlimmeres passiert“, sagte er. Sie hörte deutlich, wie enttäuscht er war. Hatte er vergessen, dass sonst immer sie es war, die an Tinas Seite stand und ihr half? Dass sie die Einkäufe erledigte, die Wäsche faltete und seit Kurzem sogar bügelte?
„Och, Mama“, säuselte da Georg. „Ich bin ja noch da! Trotz der Schmerzen werde ich dir helfen. Ich deck schon mal den Tisch.“
„Danke, du bist der Beste!“, murmelte Tina.



Autorenvita:
Ich möchte Werte vermitteln und Kinder der Randgesellschaft hervorheben, damit sie schließlich Großes bewirken“
Veronika Aretz wurde 1963 in Aachen geboren, hat Grafik-Design studiert und arbeitet seit 2001 als Selbstständige. Mit ihrem Mann lebt sie in der Nähe von Aachen, ihre drei Kinder sind zum größten Teil schon ausgezogen und studieren. Seit dem Jahr 2000 trainiert sie ehrenamtlich Kinder im Schwimmverein ihrer Heimatstadt.
Durch die Unzufriedenheit ihrer ältesten Tochter über schlechte oder wenig interessante Kinderbücher ist sie Anfang 2000 zum Schreiben zurückgekehrt. Seitdem hat sie mehr als 40 Sach- und Kinderbücher geschrieben.
Bisher veröffentlicht hat sie die „Verflixte-Buch-Serie im Editia Verlag und alle anderen im Eigenverlag (VA-Verlag), der Indie-Autoren mit E-Book und schönem Cover unterstützt. So sind dort auch alle Bücher der „Sarah & Nico-Reihe“ entstanden, ebenso die „Arbeitskarten für den Schwimmunterricht“, die hauptsächlich von Lehrern und Trainern genutzt werden.
Webpräsenz:  www.va-verlag.de
Kontakt: info@va-verlag.de

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