Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 27. Oktober 2015

GRUSELGRAUSIGE GEDICHTE von Brigitte Endres



Klappentext:
Gruselgrausige Gedichte für große und kleine Freunde gereimter Worte.
Von fidelen Traumgespenstern; einer weißen Frau, die einen Mann sucht; von Fridolin, dem Taggespenst; einem Kürbiskönig; einem vergnügungssüchtigen Skelett und einem Vampir ohne Krankenversicherung. Von zehn kleinen Teufelchen; von Ungetüm und Ungeheuer und schließlich einem Hexenrezept zum Nachkochen.
Vergnügliche Reimgeschichten aus dem Kinderfunk des Bayerischen Rundfunks, die auch kleinen Angsthasen ab 4 Jahren gefallen.

Erhältlich bei Amazon


Leseprobe:

Der Kürbiskönig
Es war am Tag vor Halloween,
als Bauer Friedhelm Augustin
einen großen Kürbis pflückte,
und abends seine Frau beglückte.
„Ach Friedhelm“, sagte sie entzückt,
und hielt das Messer schon gezückt.
„Wir werden ihm den Kopf ausweiden
und ihm ein Lachgesicht dann schneiden.“
Der Kürbis fand es nicht zum Lachen,
als sie ihm in den Schädel stachen.
Doch konnte er sich nicht beschweren
und sich auch nicht dagegen wehren.
Bis …
Bis sie ihm schnitzten den letzten Zahn.
Da fing er grimmig zu grollen an,
riss auf das Maul und biss ratzfatz,
den Bauern in den Hosenlatz.
Frau Augustin war kreidebleich.
Dem Bauern war‘n die Knie weich.
Der Kürbis wartete nicht lang,
und sprang.
Er rollte schnurstracks aus dem Haus
in die dunkle Nacht hinaus.
Und überrollte schier die Katze.
Die drohte mit der Krallenpratze.
„Du Feldgemüse ohne Glieder,
ich rate dir, mach das nicht wieder!“
Blitzartig sah der Kürbis klar,
dass er ja ohne Körper war.
Ganz ohne Bauch und Arm und Bein.
Sein Kopf war einsam und allein.
Er rief: „Ich will mir ‘nen Leib besorgen!
Noch heute Nacht, ich wart‘ nicht bis morgen.“
Schon rollte der Kürbis kopfüber, kopfunter
den langen Weg ins Dorf hinunter.
Dort traf er die gescheckte Kuh.
„Wo geht’s zum Laden“, rief er ihr zu?
„Der Laden, muh, der Laden ist zu“,
muhte die Kuh und fügte hinzu:
„Doch kommst du grad recht für Halloween.
Siehst du dort drüben die Kinder zieh‘n?“
Da sah auch der Kürbis den bunten Haufen
fröhlich über die Dorfstraße laufen.
Ein kleines Gespenst im weißen Tuch
rief laut: „Huhuh, Hahah, und Huch!“
Auch ein Skelett war mit dabei
und Hexen waren‘s sogar zwei.
Mit Jubelgeschrei haben sie ihn entdeckt,
das hat den Kürbis zuerst sehr erschreckt.
„Ach ist der schön! Ach ist der nett!“,
freute sich das kleine Skelett.
Und das Gespenst steckte ein Licht,
hinter das Kürbiskopfgesicht.
Jetzt machte der Kürbis den Mund ganz weit,
und zeigte die Zähne und grinste breit.
Sie schabernackten die halbe Nacht.
Der Kürbis hätt‘ gern noch weitergemacht,
doch Kinder müssen ja auch mal ins Bett.
Drum sagte grübelnd das kleine Skelett:
„Was machen wir jetzt mit dem Kürbismann?“
Da strengten die Kinder die Köpfe an
und hatten schließlich einen Plan.
Auf Bauer Friedhelms Kürbisfeld
stand einsam unterm Sternenzelt
ein sehr bedauernswerter Tropf.
Einer in Lumpen ohne Kopf.
Auf seinem Hals saß nur ein Hut.
Zum Vögel schrecken war er gut,
denn Vogelscheuchen müssen nicht denken,
sondern nur die Arme schwenken.
Flugs wurde aus dem Lumpengestell
ein leuchtender lachender Kürbisgesell.
Er stand zwar nur auf einem Bein,
sah jedoch sehr zufrieden drein,
denn ER war der Größte auf dem Feld,
der König über die Kürbiswelt.
Seither bewacht er seine Kumpanen,
die Kürbisse, seine Untertanen.
Als nicht lang nach Halloween
Bauer Friedhelm Augustin
die letzten Früchte ernten wollte,
der Kürbiskönig grimmig grollte.
Der Bauer hat ihn gleich erkannt
und ist erschrocken fortgerannt.
Du willst den Kürbiskönig mal seh‘n?
Dann musst du zum Gemüsefeld geh‘n.
Vergiss aber eine Kerze nicht!
Stell sie hinter sein Grinse-Gesicht!
Dann leuchtet er die ganze Nacht,
zeigt seine Zähne und lacht und lacht.


Vita:
Brigitte Endres hat Grundschulpädagogik, Germanistik und Geschichte studiert. Heute arbeitet sie als Kinderbuchautorin für Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie für den Bayerischen Rundfunk. Ihre Bücher wurden in viele verschiedene Sprachen übersetzt.  www.brigitte-endres.de

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