Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 16. Juni 2015

Die Welt der Kuh Lisa von Gert Cloßmann



 
 
Klappentext:
Lisa hatte das Gefühl, kaum erst eingeschlafen zu sein, als laute Hilferufe sie aufschreckten. »Hilfe, Hilfe, er will mich fangen und fressen«, rief da jemand ganz in ihrer Nähe. Noch schlaftrunken sprang sie auf, dass ihr im ersten Moment ganz schwindelig wurde. Sie wusste noch nicht sicher, ob sie schon wach war oder noch immer in ihrem fürchterlichen Albtraum. Darin hatten Löwen und Tiger sie fressen wollen. In panischer Angst war sie vor ihnen durch einen furchterregend dunklen Wald geflohen. Dabei sprangen über ihr Elefantastische von Baum zu Baum und Affen mit langen Rüsseln rissen Blätter und Zweige von Bäumen. Verstört blickte sie nun um sich und merkte, dass sie tatsächlich aufgewacht war und weder Löwen noch Tiger zu sehen waren. Dafür schrie direkt neben ihr Max Mäuserich ganz erbärmlich um Hilfe. »Aber Max, was ist denn passiert?«, fragte Lisa. »Du zitterst ja am ganzen Leib.« »Dededededer Bussard«, stammelte Max. »Er hatte mich schon beinahe gefangen …«



Leseprobe:
       Oskar und die freche Fliegenbande
     
            Kaum hatte Lisa es sich gemütlich gemacht und die Augen geschlossen, da spürte sie ein Kitzeln auf der Nasenspitze. Zunächst dachte sie sich nichts dabei und schüttelte kräftig den Kopf. Das Kitzeln aber hörte nicht auf. » Was ist das nur?«, fragte sie sich. Langsam öffnete sie ihre Augen und versuchte, in Richtung ihrer Nasenspitze zu blinzeln. Doch zunächst sah sie gar nichts. Also versuchte sie, erst mit dem linken und dann mit dem rechten Auge ihre Nasenspitze zu erkennen. Doch so klappte das auch nicht. Schließlich versuchte sie, beide Augen nach innen zu drehen, bis sie ganz fürchterlich schielte. Allmählich konnte sie tatsächlich etwas kleines erkennen, einen schwarzen Punkt mitten auf ihrer Nase. Und dann sah sie, wer sie da störte: Es war Oskar, der Anführer der frechen Fliegenbande, der auf ihrer Nasenspitze herumtrippelte und -tänzelte. »Was soll das, Oskar? Du kitzelst mich auf der Nase«, empörte sich Lisa. »Aber, ich wollte dir doch nur helfen, Lisa. Hier hat ein Krümel geklebt. Den wollte ich wegnehmen«, erwiderte Oskar. »Wenn da wirklich ein Krümel gewesen wäre, hätte ich ihn längst bemerkt und entfernt«, schimpfte Lisa »Aber Lisa, du hättest doch niemals einen Krümel von deiner Nase entfernen können. Und anstatt mir zu danken, schimpfst du nur«, beschwerte sich Oskar. »So ein Krümel auf der Nase ist doch kein Problem für mich«, erwiderte Lisa. »Schau!« Ehe es sich der freche Oskar versah, schnellte Lisas dicke, klebrige Zunge mit Schlapp und Klatsch mitten auf ihre Nase. Oskar konnte nur mit knapper Not zur Seite schwirren. »Du bist gemein, Lisa«, zeterte Oskar, dem vor lauter Schreck alle Haare zu Berge standen. »Du hättest mich beinahe umgebracht und womöglich noch gefressen?!«, schimpfte er. »Ach Oskar, du weißt doch, dass ich nur Gras und Klee fresse, keine Fliegen«, erwiderte Lisa. »Woher soll ich denn wissen, was du alles vertilgst. Aber diese Gemeinheit sollst du mir büßen«, zeterte der Anführer der Fliegenbande. Dann gab er seinen Kumpanen ein Zeichen und schon schwirrte und summte es um ihren Kopf herum, dass ihr Hören und Sehen verging. Die Fliegen krabbelten nicht nur auf Lisas Nase, sondern kitzelten sie auch in den Ohren, trippelten auf ihren Augenlidern und versuchten sogar, in Lisas Augen zu kriechen. Die arme Kuh schüttelte wie wild ihren Kopf, schwenkte ihn hin und her, klimperte mit den Augen und wedelte mit den Ohren. Aber so sehr sie auch versuchte, sich von den kleinen Krabbeltieren zu befreien, es half alles nichts. Zwar schwirrten die Fliegen auf, kaum dass Lisa den Kopf bewegte, doch im Handumdrehen saßen sie wieder an der gleichen Stelle wie zuvor. Selbst wenn sie ihre Zunge wieder und wieder auf die Nase klatschen ließ, die schwirrende und summende Plage ließ nicht locker und piesackte die arme Kuh. Lisa überlegte fieberhaft, wie sie sich möglichst schnell von Oskar und seinen Kumpanen befreien könnte. Und weil sie keine dumme Kuh war, fiel ihr ein, wovor sich die Fliegen besonders fürchteten. Mit einer Geschwindigkeit, die niemand der guten Lisa zugetraut hätte, sprang sie auf alle vier Beine und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Oskar und seine Fliegenbande wussten zunächst gar nicht, wie ihnen geschah. Oskar schrie: »Hör auf damit, Lisa. Uns wird ganz schwindlig, wenn du dich so schüttelst.« Da rannte Lisa so plötzlich los, dass Oskar und seine Freunde Mühe hatten, ihr zu folgen. Dabei rief sie laut: »Alle aufpassen! Ich muss Oskar und seine Plagegeister loswerden.« Lisa rannte wie wild und schlug dabei Haken wie ein Hase. Beinahe wäre sie sogar mit dem kleinen Marienkäfer Fido, der gerade über die Weide geschwirrt kam, zusammengestoßen. Ehe Fido merkte, was da vorging, fand er sich mitten in einem Schwarm Fliegen wieder. »Lasst mich in Frieden, ihr schrecklichen Fliegen«, schimpfte Fido. »Und lasst die arme Lisa in Ruhe, die hat euch doch nichts getan.« »Sie hat versucht mich aufzufressen!«, wetterte Oskar. »So ein Quatsch«, sagte Fido. »Lisa frisst nur Gras und Klee, keine Fliegen. Vergnügt euch lieber auf dem Misthaufen, auf dem ihr sonst immer sitzt.« So plötzlich Fido in den Fliegenschwarm hineingeraten war, so plötzlich war er wieder allein. Von Weitem sah er gerade noch, wie die Hummeln Brummel und Grummel hektisch aus einem Kleekissen emporschwirrten. Dort hatten sie bis eben noch Nektar gesammelt, als Lisa an ihnen vorbeistürmte. »Oje, oje«, jammerte Grummel ganz verschreckt. »Du hättest uns beinahe zertreten, Lisa.« »Na ja, uns ist ja nichts passiert«, beschwichtigte Brummel. »Nein, nein, nein, immer wieder sorgt Oskar für Ärger und Aufregung.« Aber so schnell Lisa, verfolgt von den Fliegen, aufgetaucht war, so schnell war sie auch wieder fort. In halsbrecherischem Galopp lief sie nun einen großen Bogen ganz dicht an Giselas Netz vorbei, sodass es heftig zu zittern begann. Der Spinne verschlug es vor Schreck beinahe den Atem. Dann schimpfte sie lauthals hinter Lisa her: »Kannst du nicht aufpassen? Fast hättest du mein schönes Netz zerrissen.« Lisa hörte kaum, was die Spinne sagte, und rannte weiter. So bekam sie auch nicht mit, dass Gisela sich schon bald wieder beruhigt hatte, als sie die Extramalzeit bemerkte.. Einige Fliegen hatten sich im Netz der Spinne verfangen und zappelten nun hilflos in der Falle.  


Der Autor:
Gert Cloßmann wurde 1949 in Weißenfels/Saale geboren. Der Autor war lange Jahre als Wirtschaftsredakteur in Frankfurt/Main, Bonn und Berlin tätig.
Die Idee zum Schreiben von Kindergeschichten entstand beim abendlichen Vorlesen für seine beiden Töchter.






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