Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 18. August 2015

Amelie und Amos gehen in den Kindergarten von Eva Markert

Geschichten für die Kleinsten

Reihe:
Vorlesegeschichten mit Amelie und Amos, Band 8

Klappentext:

Amelie und Amos gehen gerne in den Kindergarten. Dort wird gespielt, getobt, gelacht, gelernt und manchmal auch gestritten. Amos bringt die Heulsuse Anja zum Lachen und rettet Alexej, als der bei einem Ausflug im Wald verschwindet. Amelie muss sich beim gesunden Frühstück anstrengen, eine Möhre herunterzukriegen, und hilft dem syrischen Mädchen Banu, Deutsch zu lernen. Was immer auch passiert, langweilig wird es im Kindergarten nie!
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Leseprobe:
                                                                                    Die blöde Möhre

„Frühstück!“, ruft Frau Schäfer.
Heute Morgen hat Amelie großen Hunger. Sie schaut sich die Sachen auf dem Tisch an. Das sieht alles richtig lecker aus! „Erst nehme ich Müsli“, überlegt sie, „und danach ein Käsebrot. Und zum Schluss Joghurt. Nein, lieber erst das Käsebrot … Oder besser am Anfang den Joghurt ...“
Sie hört auf zu überlegen, als Frau Schäfer eine Schüssel Möhren hereinbringt. Eigentlich macht sich Amelie nicht viel aus Möhren. Aber diese sehen besonders appetitlich aus. Leuchtend orange, saftig und frisch.
Sie beschließt, ausnahmsweise mit einer Möhre anzufangen. Sie nimmt sich eine, beißt ein großes Stück ab und beginnt zu kauen. Es schmeckt tatsächlich nicht schlecht. Ehe sie alles hinuntergeschluckt hat, beißt sie erneut ab.
Und nun passiert etwas Merkwürdiges. Durch das Kauen wird die Menge in ihrem Mund immer größer. Amelie will schlucken, doch das geht nicht. Sie kaut und kaut und kaut. Die Möhrenstückchen in ihrem Mund werden immer trockener. Sie kriegt einfach nichts runter. 
Am liebsten möchte Amelie alles ausspucken. Bloß das gehört sich nicht am Tisch. Das hat Mama ihr beigebracht. 
Sie überlegt, ob ein Schluck Mineralwasser helfen könnte. Nein, lieber nicht! Nachher verschluckt sie sich, und das wäre schlimm, mit dem Mund voll Möhre!
„Amelie, möchtest du nichts essen?“, erkundigt sich Frau Schäfer.
Amelie weiß, dass man nicht mit vollem Mund sprechen darf. Deshalb zeigt sie auf ihren Mund und kaut weiter. 
„Ah, ich sehe, du hast schon was“, sagt Frau Schäfer. „Dann ist es ja gut.“
„Wollen wir gleich ein Mosaik legen?“, fragt Nele, die neben ihr sitzt.
Amelie nickt. 
Auf der anderen Seite sitzt Anja. „Warum redest du nicht?“, fragt sie.
Amelie zeigt auf ihren Mund.
„Was ist damit?“
Amelie denkt, dass man bei einer Freundin mit vollem Mund reden darf, wenn es nicht anders geht. „Zu viel Möhre“, stößt sie zwischen den Bröckchen hervor. Ein paar fallen dabei auf den Boden.
Amelie hebt sie auf und legt sie auf ihren Teller.
„Warum schluckst du das Zeug nicht runter?“, will Anja wissen.
„Geht nicht“, mümmelt Amelie. Dabei landen weitere Klümpchen in ihrem Schoß.
„Dann spuck’s aus!“, ist Anjas nächster Rat. 
„Das tut man nicht“, mampft Amelie. Diesmal fällt was aus dem Mund auf ihren Teller. Verstohlen blickt sie sich um. Gesehen hat es niemand, außer Anja. 
Die gibt nicht so schnell auf. „Spuck’s ins Klo“, schlägt sie vor.
„Das kann ich nicht machen. Frau Schäfer will nicht, dass man beim Essen aufsteht“, nuschelt Amelie. Wieder fallen ihr Möhrenstückchen aus dem Mund. Ziemlich viele sogar, weil sie länger geantwortet hat.
Auf einmal merkt Amelie, dass sie die Möhrenkrümel runterkriegen kann. Sie hat keine Ahnung, wieso das auf einmal geht. Vielleicht, weil es beim Sprechen weniger geworden sind. Jedenfalls schluckt sie ein paar Mal vorsichtig, und ihr Mund ist leer. 
Amelie atmet auf und trinkt ein paar Schluck Mineralwasser. 
Endlich kann sie sich richtig satt essen! Durch das ganze Möhrengekaue hat sie noch größeren Hunger bekommen, als sie vorher schon hatte. 
Die anderen Kinder sind fertig mit dem Frühstück. „Wir räumen den Tisch ab!“, ruft Frau Schäfer.
Alle springen auf. Jeder trägt etwas in die Küche. Im letzten Augenblick schnappt sich Amelie eine Banane. 
„Amelie! Leg das zurück!“, fordert Frau Schäfer sie auf. Sie will nicht, dass die Kinder beim Spielen essen und dabei alles klebrig und schmutzig machen.
„Diese blöde Möhre!“, schimpft Amelie und legt die Banane zurück.
„Wieso Möhre? Amelie! Das ist eine Banane!“
Amelie erklärt Frau Schäfer, was gerade beim Frühstück passiert ist.
Die muss ein bisschen lachen. „Es stimmt, dass man beim Essen nichts ausspucken darf“, sagt sie, „aber wenn es gar nicht anders geht, kann man es ausnahmsweise einmal tun.“
„Das wusste ich nicht“, gibt Amelie zurück. „Jetzt muss ich den ganzen Morgen Hunger haben, nur wegen dieser doofen Möhre. Ich esse nie mehr im Leben Möhren!“
„Es liegt nicht an der Möhre, dass du zu große Stücke abgebissen hast“, entgegnet Frau Schäfer. „Trotzdem brauchst du heute nicht hungrig zu bleiben. Hol dir, was du haben möchtest, und setze dich ausnahmsweise noch mal an den Tisch.“
Ein Glück! Amelie nimmt sich alles, worauf sie Appetit hat: einen Becher Erdbeerjoghurt, Knuspermüsli, ein Käsebrot und außerdem ein Wurstbrot und eine Banane. Dazu ein großes Glas Kakao.
Damit setzt sie sich an den Tisch und fängt an zu essen. Sie beißt in die Banane, ins Wurstbrot, nimmt einen Löffel Joghurt und danach einen Löffel Müsli. 
Es dauert nicht lange, bis sie merkt, dass sie sich viel zu viel genommen hat. Nur das Müsli und den Kakao kriegt sie auf. Was nun? Wegwerfen darf man nichts. Das hat Mama ihr beigebracht. Oder ist das solch ein Notfall, von dem Frau Schäfer eben gesprochen hat? 
Nele kommt an den Tisch. „Wann bist du endlich fertig?“, fragt sie.
„Ich kann nicht mehr“, flüstert Amelie ihr zu. „Willst du vielleicht die Banane aufessen? Oder den Joghurt?“
„Nee, ich bin satt“, antwortet Nele.
Anja hat ebenfalls keinen Hunger mehr. 
Meike nimmt nur einen Bissen vom Wurstbrot.
Frau Schäfer merkt, dass es Schwierigkeiten gibt, und kommt an den Tisch. Amelie bleibt nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass sie ihr Frühstück nicht aufkriegt.
„Da waren die Augen wohl größer als der Magen“, meint Frau Schäfer. „Das passiert leicht, wenn man hungrig ist. Pass auf, wir machen Folgendes: Wir legen die angebissenen Brote und die Banane in den Kühlschrank. Den Joghurt stellen wir dazu. Du kannst morgen alles aufessen.“
Amelie ist heilfroh. Wenn sie weitergegessen hätte, wäre ihr bestimmt schlecht geworden.
Und noch etwas ist gut: Sie braucht morgen nicht zu überlegen, was sie zum Frühstück nehmen soll.

Eva Markert lebt in Ratingen bei Düsseldorf. Von Beruf ist sie Studienrätin mit den Fächern Englisch und Französisch. Außerdem besitzt sie ein Zertifikat für Deutsch als Fremdsprache und ist staatlich geprüfte Übersetzerin. In ihrer Freizeit arbeitete sie viele Jahre als Lektorin und Korrektorin in einem kleinen Verlag mit.
Zahlreiche Kurzgeschichten und Kindergeschichten von Eva Markert wurden in verschiedenen Hör- und Printmedien veröffentlicht. Ihre Kinder- und Jugendbücher sowie Romane und Kurzgeschichtensammlungen für Erwachsene sind bei Amazon und anderen Händlern erhältlich.

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