Leseproben für kleine Schmökerratten
- Kinderbücher von Indie-Autoren

Dienstag, 4. August 2015

Der geheimnisvolle Himbeerwald von Susanne Gottschalk


Tiere, Pflanzen und Fantasiewesen leben in einem großen verwilderten Garten, der an einem Parkplatz einer dicht befahrenen Straße im Norden am Meer liegt. Eine große Tanne bildet den Erzählrahmen mit ihren täglichen Gutenachtgeschichten, unterbrochen vom Alltag der Gartenbewohner, wie Familie Maulwurf Rüsselsnase, Maus von P und Mistkäfer Goldlack, den Rattenrowdys Manno und Klempo, einschließlich deren verzweifelten Großeltern. Von schleimenden Nacktschnecken, heulenden Quitten, süßen Himmelbeeren, frechen Eichhörnchen und vom zerstreuten Prof. Remus Regenwurm wird zu berichten sein, nicht zu vergessen von der schlauen Wühlmaus Freddy mit der flotten Mütze und vielen anderen mehr. Dieses Kinderbuch ist nicht nur spannend und kurzweilig, es ist ideal zum Vorlesen, um die Kinder ins Bett zu bringen. Erfrischend die Dialoge der beiden Rattenbengels, die ungeniert mit ihrem Slang durch das Buch stolpern, auch wenn die anderen so ihre Probleme damit haben. Lesen Sie die Geschichte genauso, wie sie dort steht, um den Charakter der Handlung bei zu behalten. Jedes der Figuren hat jeweils andere typisch menschliche Stärken und Schwächen. Da gibt es natürlich Reibungspunkte, wie im echten Leben. Das Buch gibt Lösungsvorschläge, wie man miteinander umgehen und Vorurteile abbauen kann, auch wenn der Andere total anders ist. Es ist eine auf die Tiere projizierter Weg der Toleranz. Man merkt aber trotzdem keinen erhobenen Zeigefinger, der den Lesespaß verderben könnte. Geeignet zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren und für alle Kinder, die schon selber lesen können.

Erhältlich bei http://www.kapeto.de/Buecher  

copyright by willi und susanne gottschalk

Der erste Abend

Die kleinen grünen Blätter der jungen Himbeeren wisperten immer lauter, „liebe Tanne“. Ja sie himmelten den großen stattlichen Tannenbaum richtiggehend an, eine nach der anderen.
„Erzähle deine Geschichte, bitte, bitte, die du auch Großhimmelbeeroma erzählt hast, die von dem Ungeheuer und die von deinen Tränen, v v v von d d den A A Aus- und B B Begrabungen“, stotterte eine ganz ganz kleine Himbeere und wurde so schnell rot dabei, dass sie vor Ehrfurcht beinahe abfiel.
„Eine Geschichte, eine Geschichte“, säuselte das Gras.„Die Geschichte, genau die Geschichte“, brubbelte ein großer glänzender Mistkäfer und suchte sich unter den Quittenblättern der Apfelquitte, einen schönen Platz.
„Ja die Geschichte, die Geschichte“, surrten nun auch die Mücken, tanzten vor Freude um die Birnenquitte, die traurig birnenzittrig quittenmüßig tief seufzte und murmelte „hat ja doch keinen Zweck, hat ja doch keinen Zweck, alle weg, alle weg.“
Verstohlen rollten die Tautropfen des Morgens als Tränen über ihre neue Brille, die sie sich ge­rade von der großen alten Spinne hatte machen lassen.
„Eine Geschichte? Die Tanne kann eine Ge­schichte erzählen?“, piepsten drei klitzekleine Feldmäuse unter dem riesigen Brombeerbusch und sausten davon. „Wollt ihr wohl hier bleiben!“, schrie die Mäusemama wütend hinterher!
„Lass sie doch“, brummte nebenan der Maulwurf aus seinem frischen Haufen, „lass sie doch, es ist ja auch die schönste Geschichte, die wir jemals gehört haben“. „Stimmt“, seufzte die Mäusemama traurig, setzte dann nicht ganz so wütend mehr hinzu, „nicht einmal vor einem Katzen­schwanz hat die Bande Angst.“
„Hat keinen Zweck, hat keinen Zweck, alle weg, alle weg“, summte nun tränenüberströmt immer noch die duftende Birnenquitte.„Hör doch endlich auf zu Heulen“, schimpfte der stattliche Mistkäfer, „es hat schon genug geregnet und außerdem, sonst fängt die Tanne auch noch an und dann können wir lange warten!“
Zitternd vor Aufregung, eine Petersilienwurzel schnurpsend, saßen die drei kleinen Mäuse mit dem Maulwurf, der nun doch ganz langsam schlurfend dazugekommen war, um auf die Piepslinge aufzupassen, auf einem warmen Stein und ließen die Beine baumeln.
Ein lautes Rauschen ging durch die Buchenhecke, die in der Nähe der Tanne wuchs, sie murmelten, „Buchen sollst du suchen, Buchen sollst du suchen“. „Aber nur bei Gewitter!“, mischte sich endlich der riesengroße Birnenbaum ein, streckte seine langen riesigen knorrigen Äste weit in den verwilderten Garten hinaus, neckte die kleinen lustigen Früchte der flotten Süßkirsche und streichelte die duftenden Zweige der Apfel und Birnenquitte, die nun beide unentwegt Tautropfentränen regnen ließen, aber nur noch ganz leise seufzten, „hat doch keinen Zweck, hat doch keinen Zweck, alle weg, alle weg.“  Niesend und brubbelnd spannte der Mistkäfer seinen Allwetterregenschirm auf, stöhnte nur, „diese Heulsusen“, blieb aber ruhig sitzen.
Aber die Tanne schwieg noch immer, sie war groß und hoch geworden, wie der Birnenbaum, konnte weit über welligen Acker sehen, der gold gelb am Himmel endete, dort wo das Meer rauschte. „Ja, sie wusste was das war, das Meer, sie wusste noch viel mehr.“
Ihr kleiner brauner Eichkater sauste noch einmal vor Aufregung am Stamm rauf und runter, kuschelte sich neben drei dicken Tannenzapfen zurecht und wartete geduldig.
Inzwischen war auf dem Boden eine ganze Ar­mee von Ameisen aufgetaucht, formierte sich wie ein ganzes Bataillon Zinnsoldaten und bildete fast geräuschlos einen geordneten Haufen. Die Marienkäfer staunten lauter neue Punkte zusam­men, als sie hörten, dass die Ameisen, extra von der Königin frei bekommen hätten, nur die Am­men mussten bleiben, eine Ameise ohne jegliche Arbeit, da muss man ja vor Schreck einen neuen Punkt bekommen.
„So ein Auflauf, so ein Geschrei!“, schleimte, schleppend, wütend eine Horde brauner Nackt­schnecken. „Haut bloß ab!!“, brüllte eine große graubraune Unke aus einem winzigen dichtbewachsenen Teich unter einem rotbäckigen Apfelbaum, „ ich lasse gleich von den Parkplatzratten eine Flasche Bier holen und auf euch niederkippen, dann hat sich das ausgeschleimt!!“

copyright by willi und susanne gottschalk


Autorenvita:
Geboren 1953 in Wismar. Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Theologie. http://www.gottschalk-gottschalk.de/

1 Kommentar:

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.